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Projekte (Projects) => Entwicklung: Wiki (Development of our Wiki) => Thema gestartet von: Tobias Bauer am 2020-12-29 12:31:10

Titel: Typuslokalität von Spiracme Striatipes (Koch, 1870)
Beitrag von: Tobias Bauer am 2020-12-29 12:31:10
Koch, der kein bestimmtes Typusexemplar benennt, schreibt: "Das erste Exemplar dieser Art erhielt ich vom Herrn Oberlieutnant ANGERER, welcher dasselbe bei Regensburg entdeckte".

Er nennt aber noch andere Lokalitäten der Art, z.B. im ehemaligen Galizien. Gibt es hierzu eine Regel im IUCZN-code? Ich würde jetzt Regensburg als Typuslokalität annehmen (und ins Wiki setzen), weil das ja das genannte "erste Exemplar" ist.

Tobias
Titel: Re: Typuslokalität von Spiracme Striatipes (Koch, 1870)
Beitrag von: Rainer Breitling am 2020-12-30 11:04:02
Hallo Tobias,
Die Angabe, dass das Regensburger Exemplar “das erste” war, reicht nicht aus, um es als Holotypus zu identifizieren. Die anderen genannten Exemplare sind ebenfalls Teil der Typusserie, und solange kein Lectotypus (oder Neotypus) bestimmt wurde, sind sie alle als Syntypen zu betrachten, und der Locus typicus beinhaltet in diesem Fall nach den ICZN-Bestimmungen (Artikel 76) sämtliche Fundorte.
Beste Grüße,
Rainer
Titel: Re: Typuslokalität von Spiracme Striatipes (Koch, 1870)
Beitrag von: Tobias Bauer am 2020-12-30 11:14:59
Ah ok, dann reicht das nicht aus. Ich dachte eventuell, dass es dazu irgendwo einen Satz gibt, der das irgendwie einschränkt und den ich übersehen habe (ähnlich wie "page priority"). Der Begriff "Typus" existierte zu dieser Zeit ja nicht in dieser Form, daher empfinde ich das als etwas unpraktisch. Er benennt ja klar dieses Tier als das Erste.

Danke. Habe das mal vorläufig geändert.
Titel: Re: Typuslokalität von Spiracme Striatipes (Koch, 1870)
Beitrag von: Rainer Breitling am 2020-12-30 14:10:14
"Page priority" gibt es ja auch schon lange nicht mehr (https://www.iczn.org/outreach/faqs/#faq-14). Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als wäre diese zusätzliche Flexibilität unpraktisch, aber letzten Endes hilft es: auf diese Weise bleibt es dem "first revisor" überlassen, Lectotype (oder Seniorsynonym) so zu wählen, dass es der Stabilität zugute kommt. Es ist ja durchaus vorstellbar, dass das erste Exemplar sich später als untypisch erweist oder nicht der allgemeinen Interpretation der Art entspricht (auch bei der Bestimmung eines Neotypus kann das helfen, wenn man nicht auf den Fundort des ersten Exemplars beschränkt ist, wo die Art vielleicht inzwischen ausgestorben oder selten geworden ist).
Beste Grüße,
Rainer