Autor Thema: Sammelmethoden  (Gelesen 3279 mal)

Viktoria Wegewitz

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Sammelmethoden
« am: 2018-08-30 21:55:21 »
Hallo,

ich würde euch gerne interviewen, welche Methoden zum Sammeln von Spinnen und Weberknechten ihr habt. Ich halte mich gerne in Wäldern auf, hier rund um Berlin gibt es viele Kiefernwälder, aber eigentlich bevorzuge ich Mischwälder. Gerade habe ich, zum Beispiel, mich auf Exkursion in einem vornehmlich Eichenwald begeben und habe Netze in Sträuchern und Gräsern gesucht, jede Menge Linyphia triangularis gefunden und auf dem Boden der Waldwege jede Menge Pardosas - also im Prinzip finde ich immer die gleichen Arten. Ich schaue auch immer gerne an Hochständen und Rastplätzen, doch oft verstecken sich die Kleinen so gut, dass ich nur Netze sehe und keine Spinnen. Ich bin momentan, da es erst seit diesem Frühling ist, dass ich ab und zu was fange, interessiert an allem. Unter Rinde habe ich auch schon geschaut. Eigentlich fange ich immer mit einem kleinen Plastikgefäß, 40x55mm, oft seilen sich die Objekte meiner Begierde ab und ich muss nur das offene Gefäß drunterhalten und oben den Deckel drauf. Aber meistens muss ich schnell sein, mal gewinnt die Spinne, mal gewinne ich. Auf ebenem Waldboden, geht es auch noch, indem ich das Gefäß drüberstülpe und eine Visitenkarte drunterschiebe. Meine Frage ist, an welchen Orten mit welchen Methoden könnte ich noch suchen? Ich habe mir auch eine Saugfalle gebastelt, siehe Bild. Der Innendurchmesser ist allerdings 10mm, und ich denke, das ist zu groß, da ich sie kaum benutzen kann wegen zu geringer Saugkraft.

Ein schönes Wochenende euch allen ich freue mich auf neue Inspiration - ich wollte am Samstag nochmal los...

Viktoria
Grüße Viktoria

Du kriegst das Mädchen aus dem Wald aber den Wald nicht aus dem Mädchen.

Martin Lemke

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #1 am: 2018-08-30 22:36:40 »
Mit solchen Saugfallen laufen Käfersammler herum. Für Spinnen ist das weniger geeigent.

Hier gibt es eine Übersicht: https://wiki.arages.de/index.php?title=Kategorie:Sammeln_und_Bestimmungstechnik

In Wäldern bietet sich das Klopfen an, ebenso Streugesiebe (am besten ist Eichenlaub-Gesiebe).

HTH

Martin
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Viktoria Wegewitz

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #2 am: 2018-08-30 23:12:03 »
Danke, Martin, der Link ist hilfreich.

Welche Maschenweite ist für die Gewebekiste optimal?

V.
Grüße Viktoria

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Simeon Indzhov

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #3 am: 2018-08-31 07:42:36 »
Übrigens: die Maßen Deines @Viktoria Plastikgefäßes klingem verdächtig nach denen einer Tic-Tac Box. Ist es so?

Bezüglich anderer Saugmethoden: ich klopfe ein wenig, und das in einem weißen Kunststoff-Wäschebecken (nachdem mein erster auf der Exkursion gebrochen wurde, habe ich mir ein neues besorgt). Sein Durchmesser ist wahrscheinlich 50cm, die Höhe denke ich 15. Sowas ist auch zum Sieben geeignet.

Simeon

Viktoria Wegewitz

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #4 am: 2018-08-31 08:48:33 »
@Simeon: ich besorge mir die runden Gefäße immer hier:

https://www.glas-shop.com/mobile/app/kunststoffprodukte/kunststoffdosen/transparente-schraubdosen-mit-gerilltem-deckel/transparente-schraubdose-40-ml-mit-gerilltem-vers.php

Dort bestelle ich auch die Glasflaschen für längere Aufbewahrung in Alkohol. Sie liefern in alle europäischen Länder außer Schweiz und Liechtenstein.

Gruß Viktoria
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Martin Lemke

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #5 am: 2018-08-31 17:09:19 »
Die in meinen Augen universellste und fängigste Methode ist ein bezinbetriebener Laubsauger in Kombination mit einem Sieb:

13-graudüne_Hoover.JPG
*13-graudüne_Hoover.JPG (130.95 KB . 600x450 - angeschaut 546 Mal)
Braundüne bei Arkutino, Bulgarien

Aber das ist wohl mehr etwas für Hardcore-Leute wie mich, es sei denn Du hast einen ganzen Sack mit mindestens 200 Schraubgefäßen dabei. Es sei denn Du sammelst wie ich gleich in Alkohol.

Ich benutze erheblich kleiner Gefäße zum Aufbewahren in Alkohol (1,05 x3 cm, Gläschen mit Lamellenstopfen von http://theoblick.de/, 552 mit Deckel 57,10 €uro). Nur in sehr wenigen Fällen brauche ich mal größere Gläschen; z.B. für große Agelenidae. Zum Sammeln nehme ich größere Gefäße 1,5x5 cm – auch von Theo). Die nehme ich zur Hälfte mit Alk gefüllt mit; alle sind durchnummeriert. Wenn ich im Feld aufsammle, notiere ich die Gläschennummer zusammen mit den Fundortangaben. Ohne Notizbuch also keine Exkursion.

Martin
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Viktoria Wegewitz

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #6 am: 2018-09-01 12:58:36 »
Das ist Wahnsinn, was da alles runterkommt beim Klopfen an Eichenästen. Danke, Danke für die Tipps, Martin und Simeon!
Grüße Viktoria

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Jürgen Guttenberger

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #7 am: 2018-09-01 13:05:42 »
Ich verwende beim Klopfen einen weissen faltbaren Regenschirm, den ich eigentlich immer und überall dabei habe. Nimmt wenig Platz weg und wenn es wirklich mal regnet, kann man ihn ja für seine Ursprungsaufgabe auch zweckentfremden   ;).

Jürgen

Martin Lemke

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #8 am: 2018-09-07 07:33:58 »
Welche Maschenweite ist für die Gewebekiste optimal?

Das weiß ich nicht. Ich hatte für den Bau meiner Kiste engmaschiges Drahtgeflecht genommen und bin damit zufrieden; ob es eine optimale Weite gibt, weilß ich nicht. Man muss einfach bedenken, dass insbesondere beim Sieben von Laubstreu, immer auch Kleinkram (Blatt- und Humusfragmente) mit in der Fangschale landen. Je göber das Sieb, desto mehr – wählt man das Sieb zu fein, siebt man auch größere Spinnen raus (das will man ja nicht – Coelotes, Haplodrassus, ... sollen ja noch durch passen).

Man braucht immer ein bis zwei Siebdurchgänge, um sich an die jeweils herrschenden Standortbedingungen anzupassen. Wenn zuviel Kleinkram in der Leseschale landet, muss man weniger Laubstreu sieben. Manchmal ist viel Sand drin, der nervt ganz besonders.

Ich glaube, es bringt nichts, wenn ich an meiner Kiste ausmesse, wie weit die Maschen sind. Du kannst eh nur das nehmen, was es in Deinem Baumarkt gibt.

Ich hatte damals im Baumarkt nach Kunsstoffkistendeckeln mit einem ca. 3 cm hohen Rand geschaut und das Holz (leichtes Ahorn-Sperrholz) dann so zuschneiden lassen, dass die Kiste in den Deckel hinein passt. Zu meinem Ärger gibt es diese Kunsstoffkisten und ihre Deckel jetzt in Lübeck nicht mehr zu kaufen. Die Größe war so optimal.

Aus dem Siebgut müssen die Spinnen noch rausgefischt werden. Ich benutze dafür einen Exhaustor; ohne einen solchen bekommt man die sehr kleinen Linyphiiden gar nicht gefangen. Fertig kostet der um 20 €, man kann sich sowas aber auch selber basteln. Wichtig ist ein Sieb im Ansaug-Röhrchen (das fehlt auch im fertig gekauften Exhaustor). Dazu zieht man den Schlauch vom Röhrchen, legt etwas Nylonstrumpf übers Röhrchen, schiebt den Schlauch wieder drüber, schneidet überstehenden Nylonstrumpf ab und fixiert alles mit Klebeband.

Macht man das nicht, landen kleine Spinnen in der großen Kammer und es kann vorkommen, dass die gefangenen Spinnen an einem anderen Standort wieder rausgeblasen werden (Gefahr falscher Fundort-Zuordnung!). Von Zeit zu Zeit muss das Nylonsieb erneuert werden; bei der Gelegenheit kann man gleich den ganzen Exhaustor reinigen. Beim gekauften Exhaustor verschleißen dabei auf die Dauer die Korken. Bei Dauergebrauch kann es vorkommen, dass der Exhaustor auseinanderfällt. In unübersichtlichem Gelände hatte ich die Teile mal nicht wiedergefunden. Also am besten alle Verbindungsstellen mit Klebeband fixieren.

Der fertig gekaufte Exhaustor ist also nicht wirklich optimal konstruiert. Wenn von Euch jemand eine bessere Konstruktion preiswert hinbekommt, wäre ich interessiert.

- - -
Da ich meinen Klopfschirm nirgends finden kann, habe ich mir diese Woche einen neuen bestellt; dafür 60 € zu berappen (eine Stofftasche gibt es dazu), ist nicht eines jeden Sache. Klar geht es mit gewissen Abstrichen auch mit einem hellen Regenschirm, wie Jürgen beschrieb.

Martin
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Viktoria Wegewitz

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #9 am: 2018-12-09 15:48:19 »
Hallo Martin,

schau, was ich heute mit etwas Hilfe gebaut habe....

Viele Grüße Viktoria
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Martin Lemke

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #10 am: 2018-12-09 16:20:04 »
Die Passform zu Kiste ist gut, allerdings sollte das Sieb etwas feiner sein als so ein Kaninchendraht. Du wirst rasch merken, dass sonst zu viel Substrat mit durch fällt. An den Seiten sollten noch Griffe ausgespart werden.

Komfortabler ist es, die Kiste etwas stabiler zu bauen, weil man sich dann zum Auslesen der Spinnen drauf setzen kann. Wie hoch ist denn der Rand der Plastikkiste?

Martin
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Viktoria Wegewitz

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #11 am: 2018-12-09 16:26:07 »
Die Plastikkiste ist 22cm hoch.

Wir haben den Kaninchendraht doppelt und versetzt angebracht, überlegen aber noch ein oder zwei Lagen drüberzulegen. Allerdings habe ich Bedenken, dass sich dazwischen die Schnipsel verfangen, mmmh.

Die innere Kiste ist mit acht Winkeln festgemacht.

Viktoria
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Martin Lemke

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Re: Sammelmethoden
« Antwort #12 am: 2018-12-10 10:17:47 »
Allerdings habe ich Bedenken, dass sich dazwischen die Schnipsel verfangen, mmmh.

Damit rechne ich auch.

Ich denke, Du solltest erstmal Erfahrungen mit dieser Kiste sammeln. Probieren geht schließlich über Studieren. Aber Griffe solltest Du in irgend einer Weise noch nachrüsten:



Ich habe dafür an den beiden kurzen Seiten der Kiste Griffe hinein gesägt. Das ist natürlich nur eine von verschiedenen denkbaren Möglichkeiten.

Zum Auslesen der Spinnen aus der Schale nutze ich einen Exhaustor:



Größere Tiere (z.B. Clubiona oder Haplodrassus) kann man natürlich mit einem leeren Röhrchen einfangen, aber bei Diplocephalus picinus und ähnlich keinen Tieren klappt das vermutlich mit dem Röhrchen nicht gut und mit dem Exhaustor geht es auch viel schneller.

Viel Erfolg!

Martin
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