Autor Thema: Linyphiidae? - männlich, 3.7mm, Norwegen => Neriene clathrata  (Gelesen 1774 mal)

Jens Wohlmann

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Guten Abend,

ich habe meine Schwierigkeiten diese Spinne einzuordnen - so wage ich meinen ersten Post in diesem Forum.

Für die Bildqualität muss ich mich entschuldigen da keine Portkamera verfügbar ist - eventuell gibt es aber doch den ein oder anderen Experten welcher weiterhelfen kann.

Fundort ist ein sehr feuchter Steingarten in Olso - dort unter einem Stein zusammen mit Eratigena atrica und Diplostyla concolor.

Ich habe versucht relevante Bestimmungsmerkmale zu fotografieren kann aber gern noch weitere Aufnahmen machen falls diese nicht ausreichen.

Die Körperlänge beträgt ca. 3.7mm.

Vielen Dank und Beste Grüsse, Jens

Tobias Bauer

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Hi und willkommen,

sollte Neriene clathrata (Männchen) sein.  https://wiki.arages.de/index.php?title=Neriene_clathrata

Könntest du die Bilder noch etwas verkleinern? Wir hatten da mal max. 800x600 festgelegt, etwas größer ist auch noch ok, aber 1500er sind etwas zu groß.

Tobias

Jens Wohlmann

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Hallo,

ich bin einigermassen überrascht um diese Uhrzeit noch einen Antwort zu erhalten.
Vielen Dank dafür und natürlich auch für den Hinweis der Bildgrösse - das hatte ich wohl überlesen und mich stattdessen an der Dateigrösse orientiert.
Ich habe alle Bilder auf 800px Breite angepasst und werde beim nächten Mal Bescheid wissen und direkt darauf achten.

Darf ich noch die unverschämte Frage stellen welche Merkmale zu dieser schellen und eindeutigen Zuordnung geführt haben?
Ich bin absolut ahnunglos aber auch nach Stunden nichtmal nah dran gewesen und würde gern etwas dazu lernen.

Nochmals besten Dank!

Jens

Jürgen Guttenberger

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Servus Jens,

bei dieser Art ist der habituelle Gesamteindruck schon mal zielführend, das langgestreckte Prosoma (Vorderkörper) und die Zeichnung auf dem Opisthosoma (Hinterleib) sind charakteristisch. Deine sehr genaue Angabe zur Körperlänge (wie hast du die so exakt ermittelt?) und dann das Bild Nr. 4 mit diesen "Dorn" sind Kriterienpunkte, die zu dieser Art führen.

Gruß Jürgen

Tobias Bauer

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Das mit den Bildern ist halb so wild.

Jürgen beschreibt die Merkmale der Art/Gattung gut. Ich kenne aber das grundlegende Problem. Man muss sich da bei den Spinnen ein bisschen "reinschauen". Wissenschaftliche Bestimmungsschlüssel (https://araneae.nmbe.ch/) haben oft das Problem, dass sie Merkmale nennen, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, während Fotobestimmungswerke (z.B. die Bellmann-Bücher) keine erschöpfende Auswahl an Arten zeigen.

Gerade die Neriene/Linyphia-Männchen sind nicht unbedingt leicht zu finden/bestimmen. Kugelspinnenmännchen sind oft etwas gedrungener oder deutlich langbeiniger, das dritte Beinpaar ist kürzer, und sie haben eine feine Behaarung auf den Beinen. Tetragnathidenmännchen haben andere Chelizerenlängen oder sind mehr radnetzspinnenartig... du siehst, bei der habituellen Bestimmung läuft viel über implizit vorhandene Endrücke. Das Gute bei Spinnen ist, man kommt da deutlich besser rein als z.B. bei Wildbienen (gilt zumindest für mich).

Tobias


Jens Wohlmann

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Guten Tag Jürgen,

danke für die freundlichen Hinweise sowie die Erklärung! Kurz zusammengefasst hätte man vermutlich auch "Erfahrung" schreiben können (was mir natürlich nicht viel genützt hätte).
Gerade die Opisthosomazeichnung hat es mir sehr schwer gemacht da ich sie als nicht besonders ausgeprägt empfinde und dieses Exemplar mir vergleichsweise dunkel erscheint.
Der Dorn war mir aufgefallen jedoch hat dieser mangels Erfahrung nicht weiter geführt.

Was die Grösse angeht habe ich den Luxus sehr gute Mikroskope zur Hand zu haben und in kombination mit Messrastern kann man hier recht genaue Aussagen treffen. Leider haben die Lichtmikroskope hier (noch) keine Kameras - wodurch diese Bilder ausgesprochen schlecht sind.

Beste Grüsse und nochmals vielen Dank!

Jens

Jens Wohlmann

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Hallo Tobias,

danke auch fü deine Hinweise - sie bestärken Jürgens Stichpunkte und helfen mir nochmals in der Orientierung!

Was den Bestimmungsschlüssel angeht habe ich persönlich das Problem das mir eine "Linie" fehlt wie es sie z.B. im Brohmer gibt - auf "aranea.nmbe.ch" fühle ich mich selbst wenn die Familie eingrenzbar ist von Varianten erschlagen (gerade bei Linyphiidae)- aber auch das geht natürlich mit meinem zu ungenauen Ersteindruck einher.

Noch als Frage am Rande welche nicht unbedingt eine Antwort benötigt: Als wie wichtig erscheint euch die Wiehle Formel für diese Bestimmung?

eure Komentare haben mir hier schon deutlich weiter geholfen - nochmals danke dafür!

Jens

Tobias Bauer

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Ne, du hast schon Recht. Der Schlüssel in der Araneae ist nicht ganz optimal. Die Studenten in den Kursen bestätigen mir das auch öfters mal.

- Tarsus ohne feine Haarbüschel, dritte Kralle vorhanden


Solche Merkmale sind objektiv, aber wenn einem nie jemand die dritte Kralle gezeigt hat, ist die oft schwer zu finden.

Die Wiehle-Formel kann nützlich sein, besonders wenn man mit dem Linyphiidenschlüssel (https://araneae.nmbe.ch/matrixlinkey) arbeitet. Man muss halt sehr genau hinschauen und das Tier am besten in Akohol vor sich liegen haben. Bei Bodenfallenmaterial kann das schwierig werden, da fehlen oft Stacheln. Ich benutze den aber nur recht selten.
Die großen Gattungen der Linyphiiden (Linyphia, Neriene, Microlynyphia, Labulla) erkennt man mitunter auch so.

Tobias
 


Jens Wohlmann

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Hallo Tobais,

nochmals besten Dank - letztendlich kommt es hier aber auch wieder zum Resultat das es mir einfach an Erfahrung mangelt - glücklicherweise kann man daran arbeiten!

Den Linyphiidenschlüssel habe ich (wie wohl vieles anderes) offensichtlich übersehen - der scheint mir eine sehr gute Option zu sein und erzeugt quasi die "Linie" von der ich behauptete sie würde fehlen - das wird es mir sicher einfacher machen mangelnde Erfahrung zu kompensieren.

Ich bin von der Hilfsbereitschaft dieses Forums echt beeindruckt!

Danke! Jens