Ich stehe hier vor einer Schwierigkeit: Im Wiki verlinke ich die Nennung des Wortes cribellat (u.ä.) immer mit dem Artikel über die Unterordnung Cribellatae. Jetzt habe ich mal nachgelesen und muss feststellen, dass der Artikel nicht auf einer aktuellen Systematik zu basierten scheint. Und dass der Begriff cribellate Spinne scheinbar nicht mit Unterordnung Cribellatae gleichgesetzt werden kann. Eigentlich zweifle ich daran, ob man Unterordnung Cribellatae überhaupt noch verwenden kann.
Die aktuellste (fast) vollständige Systematik, auf die ich Zugriff habe, ist die im Spider Families of the World (Jocque & Dippenaar-Schoeman, 2007). Diese basiert nach Angaben der Autoren im wesentlichen auf einem Cladogramm von Coddington et. al., 2004. Die Infos sind also gar nicht so brantneu. Im Umkehrschluss denke ich, dass sie sich schon etwas gefestigt haben dürften (im wissenschaftlichen Sinne).
Nach diesem Cladogramm trennen sich aus dem Pool der echten Spinnen zuerst die Liphistidae ab (Gliederspinnen). Die anderen Spinnen teilen sich in nächter Instanz in die bekannten Mygalomorphae (Vogelspinnenverwandte oder Labidognatha) und Araneomorphae (Nicht-Vogelspinnen oder Ortognatha).
Bis hier hin ist alles beim alten. In der nächsten Instanz werden allerdings alle Nicht-Vogelspinnen bereits in Palaeocribellatae und Neocribellatae geteilt. Da die Palaeocribellatae nur aus einer Familie (den Hypochilidae, 11 Arten in USA und China), muss man konstatieren, dass quasi alle Spinnen, mit denen wir uns hier so beschäftigen Neocribellatae sind (also auch Linyphiidae, Araneidae, Lycosidae usw.).
Nur ein Teil der Neocribellatae besitzt heute noch ein Cribellum/Calamistrum. Diese beiden Merkmale sowie das Herstellen von cribellaten Fangfäden sind also keine Voraussetzung, um zu den Cribellatae (Neocribellatae) gerechnet zu werden.
Nachdem sich von den Neocribellatae noch einmal zwei kleinere Familien abspalten, werden alle anderen Familien auf die bekannten Gruppen der Haplogynae (einfache Geschlechtsorgane) und Entelegynae (komplexe Geschlechtsorgane) aufgeteilt. In beiden Gruppen stehen cribellate und ecribellate Familien bunt gemischt nebeneinander. Die Uloboridae (Kräuselradnetzspinnen) stehen unweit der Araneidae, Nephilidae usw., die Amaurobiidae (Finsterspinnen) sind die Schwesterfamilie der Zodariidae (Ameisenjäger) und bei der Amaurobiidae haben wir ja schon seit einigen Jahren sogar eine Mischung aus cribellaten (Amaurobius, Callobius) und ecribellaten (Coelotes) Gattungen innerhalb einer Familie.
Fazit: Die systematische Einteilung der Spinnen scheint eher nach anderen Kriterien zu erfolgen statt nach dem Fadentyp. Die Unterordnung der Cribelatae gibt es so nicht mehr, oder ist gleichzusetzen mit Araneomorphae und schließt damit das Gros der bekannten Spinnenfamilien ein.
Was machen wir nun?
Arno