Autor Thema: Bestimmungsschlüssel  (Gelesen 14500 mal)

Jörg

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Bestimmungsschlüssel
« am: 2012-01-09 00:55:43 »
Moin zusammen,

ein wichtiger Teil unseres Buches sollten die Bestimmungshilfen bzw- Bestimmungsschlüssel sein. Die Frage ist nur: Wollen wir einen traditionellen dichotomen Schlüssel?
Ich favorisiere eine Lösung mit Bestimmungstafeln. Sie sind letztendlich nichts anderes als dichotome Schlüssel - nur visueller. Auch kann man bei Tafeln problemlos das strenge dichotome Prinzip aufweichen und pro Frage drei oder mehr Antworten vorgeben, ohne daß es unübersichtlich wird. Im Wiki sind solche Tafeln schlecht umsetzbar, aber in einem Buch ist es kein Problem. Natürlich benötigen sie mehr Platz als ein Schlüssel in Textform, aber das sollte man zugunsten der Übersichtlichkeit und Benutzbarkeit in Kauf nehmen. Dadurch daß die Zeichnungen/Merkmale auf den Tafeln direkt bei den entsprechenden Antworten zu finden sind (anders als in herkömmlichen Schlüsseln, wie z.B. im WIJNHOVEN), wird das Ganze noch benutzerfreundlicher. Wenn man mal falsch abgebogen ist, findet man auf einer Tafel auch schneller den Weg zurück.

Die Tafeln in MÜLLER: „Bestimmung wirbelloser Tiere im Gelände“ finde ich z.B. sehr gut. Daran habe ich mich orientiert und mal die erste Tafel eines Weberknecht-Schlüssels zusammengestoppelt. Es ist erstmal nur ein schneller Entwurf als Diskussionsgrundlage. Siehe Anhang (der Smiley dient als Platzhalter).

Die Zeichnungen sollten natürlich von einheitlicher Qualität und Ausführung sein. In den meisten Fällen reichen stark vereinfachte, reduzierte Strichzeichnungen, auf denen die gefragten Merkmale mit kleinen Pfeilen markiert sein sollten.
Arno wird uns mit Sicherheit kleine Kunstwerke zaubern können!

Auf jeden Fall sollte man deutlich machen, daß diese Tafeln allein nicht grundsätzlich zu einer definitiven Artbestimmung führen! Kommt man mittels der Tafeln zu einem Ergebnis, sollte es unbedingt mit den detaillierten Beschreibungen und den Hinweisen zu etwaigen Verwechslungsarten auf den Artseiten überprüft werden. Versteht sich eigentlich von selbst, sollte man aber dennoch anmerken.

Was sollten wir nun mit den Arten tun, bei denen Genitalmerkmale oder gar DNA-Analysen nötig sind, um sie zweifelsfrei zu bestimmen? Das wären Trogulus, Nemastoma und Nelima (?). Ich denke, man sollte sie auf den Tafeln nicht bis zur Art aufschlüsseln, sondern die Bestimmungsproblematik auf den Gattungs- und Artseiten ansprechen. Wie schon gesagt: Die Tafeln sollten ein übersichtliches und einfaches Hilfsmittel für den Laien sein.

Was haltet Ihr davon?

Jörg

Jörg

  • Gast
Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #1 am: 2012-01-09 01:04:37 »
Und hier mein Schlüssel in herkömmlicher Textform (auch nur ein erster Entwurf). Man sollte sich dazu auch immer erläuternde Abbildungen denken - besonders natürlich bei Rückenzeichnungen etc.
Trogulus und Nelima habe ich erstmal nicht bis zu den Arten aufgeschlüsselt - siehe ersten Beitrag.

Immer her mit Anmerkungen und Verbesserungen!

Jörg

1. Augenstellung: auf Augenhügel / Cheliceren und Palpen: nicht von Kappe bedeckt ………. 2
- Augenstellung: am Stirnrand / Cheliceren und Palpen: von Kappe bedeckt ………. 8
2. Farbe: bernsteingelb / Palpen: auffällig dick und stark bedornt ………. Holoscotolemon unicolor
- Farbe: anders / Palpen: anders ………. 3
3. Cheliceren: sehr lang (bis über Körperlänge) ………. 4
- Cheliceren: deutlich kürzer als der Körper ………. 5
4. Bewehrung Cheliceren-Grundglied: 3 große Dornen / Körpergröße: 3,8 - 6 mm ………. Ischyropsalis carli
- Bewehrung Cheliceren-Grundglied: zahlreiche kleine Dornen / Körpergröße: 5,6 - 8,5 mm ………. Ischyropsalis hellwigi hellwigi
5. Rücken-Bewehrung: mit Girlanden aus Brückendornen / Palpen: mit Kugelhaaren ………. Mitostoma chrysomelas
- Rücken-Bewehrung: ohne Brückendornen / Palpen: ohne Kugelhaare ………. 6
6. Rücken-Bewehrung: 2 Längsreihen Dornen oder Höcker ………. 7
- Rücken-Bewehrung: ohne Dornen oder zahlreiche Querreihen Dornen ………. 10
7. Rücken-Bewehrung: stumpfe Kegeldornen / Körpergröße: 2,6 - 4,1 mm ………. Astrobunus laevipes
- Rücken-Bewehrung: spitze Stabdornen / Körpergröße: 1,9 - 2,5 mm ………. Histricostoma dentipalpe
8. Körperform: stark abgeplattet / Körpergröße: 4,6 - 11 mm ………. 9
- Körperform: tropfenförmig / Körpergröße: 2,5 - 4 mm ………. Anelasmocephalus cambridgei
9. Körpergröße: 4,6 - 5,8 mm ………. Trogulus tricarinatus
- Körpergröße: 6 - 11 mm ………. Trogulus sp. (?)
10. Farbe: mattschwarz mit/ohne helle Flecken / Beinlänge: kurz ………. 11
- Farbe: sehr unterschiedlich / Beinlänge: kurz bis sehr lang ………. 18
11. Körpergröße: 1,2 - 2,7 mm ………. 12
- Körpergröße: 2,9 - 5,6 mm ………. 13
12. Rückenzeichnung: mit weißen, silbrigen oder gelblichen Flecken ………. 14
- Rückenzeichnung: ohne Flecken (komplett schwarz) ………. 15
13. Rückenzeichnung: mit hellen Flecken ………. Paranemastoma quadripunctatum
- Rückenzeichnung: ohne Flecken (komplett schwarz) ………. Paranemastoma bicuspidatum
14. Flecken: eher weiß oder silbrig, außen meist nicht eingeschnitten / Cheliceren- Apophyse beim Männchen ohne Zahn ………. Nemastoma lugubre
- Flecken: eher gelblich, außen immer eingeschnitten / Cheliceren- Apophyse beim Männchen mit Zahn ………. Nemastoma bimaculatum
15. Patella Pedipalpus beim Männchen: mit medianer Apophyse ………. 16
- Patella Pedipalpus beim Männchen: ohne mediane Apophyse ………. Nemastoma triste
16. Femur Pedipalpus beim Männchen mit Dorn / Apophyse Cheliceren-Grundglied beim Männchen: trapezförmig………. Nemastoma dentigerum
- Femur Pedipalpus beim Männchen ohne Dorn / Apophyse Cheliceren-Grundglied beim Männchen: nicht trapezförmig ………. 17
17. Femur Pedipalpus beim Männchen: stark keulenförmig, mit 2-3 Tuberkeln / Apophyse Cheliceren-Grundglied: groß, halbmondförmig ………. Nemastoma bidentatum bidentatum
- Femur Pedipalpus beim Männchen: schwach keulenförmig, mit 2 Tuberkeln / Apoph. Cheliceren-Grundglied: fast rechteckig ………. Nemastoma bidentatum sparsum
18. Augenhügel: groß und breit ………. 19
- Augenhügel: anders (normal proportioniert) ………. 22
19. Augenhügel-Bewehrung: mit beiderseits 2 Reihen Dornen ………. Megabunus lesserti
- Augenhügel-Bewehrung: mit beiderseits einer Reihe Dornen/Tuberkeln ………. 20
20. Augenhügel: etwa so breit wie lang, nicht stark ausgehöhlt / Pedipalpen-Femur mit kurzen Zähnchen ………. Rilaena triangularis
- Augenhügel: breiter als lang, stark ausgehöhlt / Pedipalpen-Femur mit langen Zähnchen ………. 21
21. Pedipalpen-Femur mit Zapfen ………. Platybunus bucephalus
- Pedipalpen-Femur ohne Zapfen ………. Platybunus pinetorum
22. Vor dem Augenhügel: mit Dreizack ………. 38
- Vor dem Augenhügel: ohne Dreizack ………. 23
23. Pedipalpen: gegabelt ………. 24
- Pedipalpen: nicht gegabelt ………. 25
24. Rückenzeichnung: mit breitem schwarzem Sattel / Verbreitung: nur in Hochlagen der Alpen ………. Dicranopalpus gasteinensis
- Rückenzeichnung: höchstens (selten) mit schmalem schwarzem Sattel /Verbreitung: bis in die Niederungen ……….Dicranopalpus ramosus
25. Bereich vor dem Augenhügel: mit Tuberkeln ………. 26
- Bereich vor dem Augenhügel: ohne Tuberkeln ………. 31
26. suprachelicere Lamellen: mit Zähnchen ………. Phalangium opilio
- suprachelicere Lamellen: ohne Zähnchen ………. 27
27. Rückenzeichnung: mehrfach eingeschnürter oder hinten verwischter Sattel (sehr variabel) ………. 28
- Rückenzeichnung: fast ganz schwarz/grauschwarz, vorn mit weißen Feldern ………. Mitopus glacialis Männchen
- Rückenzeichnung: anders ………. 29
28. Färbung/ Rückenzeichnung: kalkgrau bis blaugrau marmoriert, Sattel undeutlich / Verbreitung: nur in den Alpen, über der Waldgrenze ………. Mitopus glacialis Weibchen
- Färbung/ Rückenzeichnung: sehr variabel / Verbreitung: sehr weit verbreitet ………. Mitopus morio
29. Rückenzeichnung: mit heller Mittellinie ………. 30
- Rückenzeichnung: mit hellen, kommaförmigen Flecken ………. Opilio canestrinii
- Rückenzeichnung: ohne helle Mittellinie, ohne helle, kommaförmige Flecken ………. Opilio dinaricus
30. Augenhügel-Bewehrung: mit beiderseits 4-6 Tuberkeln ………. Opilio saxatilis
- Augenhügel-Bewehrung: mit beiderseits 7-10 Tuberkeln ………. Opilio parietinus
31. Rückenzeichnung: ankerförmiger Sattel ………. Leiobunum rotundum Weibchen
- Rückenzeichnung: dreieckiger Sattel ………. Leiobunum blackwalli Weibchen
- Rückenzeichnung: breiter schwarzer Sattel, vor dem Augenhügel schwarz, hinten schwarze Querbinde ………. Leiobunum rupestre Weibchen
- Rückenzeichnung: undeutlicher Sattel, vor dem Augenhügel hell, hinten dunklere Querbinde ………. Leiobunum limbatum Weibchen
- Rückenzeichnung: dunkler, meist grünlich-metallischer Sattel, vor dem Augenhügel dunkel ………. Leiobunum sp. A Weibchen
- Rückenzeichnung: lyraförmige Zeichnung ………. Amilenus aurantiacus
- Rückenzeichnung: anders ………. 32
32. Zweites Beinpaar: auffallend dünn / vor dem Augenhügel: helle Zeichnung ………. Nelima sp. (?)
- Zweites Beinpaar: nicht auffallend dünn / vor dem Augenhügel: keine helle Zeichnung ………. 33
33. Färbung/Zeichnung: einfarbig rotbraun, ohne oder nur mit schwachem Sattel ………. 34
- Färbung/Zeichnung: anders ………. 35
34. Augenhügel: dunkel mit heller Mittellinie / Zeichnung: einfarbig rotbraun ………. Leiobunum rotundum Männchen
- Augenhügel: hell mit dunkler Mittellinie / Zeichnung: einfarbig rotbraun ………. Leiobunum blackwalli Männchen
- Augenhügel: dunkel mit heller Mittellinie / Zeichnung: mit angedeutetem Sattel ………. Leiobunum limbatum Männchen
35. Körpergröße: 3,6 - 4,9 mm ………. 36
- Körpergröße: 6,2 - 11,8 mm ………. 37
36. Färbung Trochanter: hell ………. Leiobunum rupestre Männchen
- Färbung Trochanter: dunkel gefleckt ………. Leiobunum sp. A Männchen
37. Färbung vor dem Augenhügel: schwarz / Augenhügel: schwarz mit heller Mittellinie ………. Gyas titanus
- Färbung vor dem Augenhügel: weißgelb / Augenhügel: weiß mit breiter schwarzer Umrandung ………. Gyas annulatus
38. Augenhügel-Bewehrung: glatt, nur mit dünnen Haaren ………. Paroligolophus agrestis
- Augenhügel-Bewehrung: 4-5 Dornen, 2. Dorn am längsten ………. Lophopilio palpinalis
- Augenhügel-Bewehrung: anders ………. 39
39: Dreizack: etwa gleich lange Tuberkeln / Rückenzeichnung, -färbung: markanter schwarzer Sattel, rötlichbraun ………. Lacinius ephippiatus
- Dreizack: mittlerer Tuberkel länger / Rückenzeichnung, -färbung: dunkler Sattel, bräunlich ………. Oligolophus tridens
- Dreizack: mittlerer Tuberkel länger und robuster / Rückenzeichnung, -färbung: undeutlicher Sattel, steingrau ………. Oligolophus hanseni
- Dreizack: kräftige, nach vorn weisende Dornen / Rückenzeichnung, -färbung: schwarzer Sattel, hell- bis mittelgrau ………. Odiellus spinosus
- Dreizack: anders / Rückenzeichnung, -färbung: undeutliche oder keine Sattelzeichnung, rötlichbraun, grau oder grünlich ………. 40
40. Färbung: rötlichbraun / Bein- und Körperbewehrung: kräftig bedornt ………. Lacinius horridus
- Färbung: steingrau, meist grünlich / Bein- und Körperbewehrung: weniger stark bedornt ………. Lacinius dentiger

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #2 am: 2012-01-09 04:34:10 »
Die Tafel sieht gut aus. Ich kann allerdings nicht beurteilen, was sie taugt.

Wenn sie funktioniert, ist es das, was ich haben will. Wenn man länger damit arbeitet und einiges davon schon verinnerlicht hat, kann man nämlich abkürzen und liest nur noch dort nach, wo man sich unsicher ist.

Die Verzweigung nach Trogulidae würde ich weg lassen. Das ist wie bei den Spinnenschlüsseln, wo man gefragt wird, ob die Kiefer orthognat (Atypus) angeordnet sind. Wer das einmal gesehen hat, weiß das. Da kannst Du lieber einen Schlüssel für Trogulidae separat anbieten und einen für die anderen.

Ich würde auch für die kleinen schwarzen (Nemastoma) gleich eine eigene Seite anfangen. Niemand muss erst den Augenhügel ansehen, um festzustellen, dass das Tier klein und schwarz ist.

Damit erübrigt sich die von Dir gezeigte Seite bereits annähernd komplett. Auch Anfänger sind lernfähig und vor allem wissbegierig. Schlüssel, die den Benutzer wie Idioten behandeln, nerven.

Martin
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Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #3 am: 2012-01-09 12:21:17 »
Zitat
Damit erübrigt sich die von Dir gezeigte Seite bereits annähernd komplett.

Na ja, aber auch auf Trogulidae und Nemastomatidae muß zunächst irgendwo hingewiesen werden, sprich: "Die kleinen Schwarzen findet man auf Seite X, und die platten Braunen auf Seite Y." Und da man auch Holoscotolemon und Ischyropsalis schon sehr früh abhandeln kann, finde ich so eine Übersichtsseite doch angebracht. Zudem gehört auch Mitostoma chrysomelas zu den Nemastomatidae, obwohl er nicht schwarz ist. Aus diesem Grunde habe ich die Tafeln auch nicht systematisch angelegt. Astrobunus laevipes ist auch so ein Kandidat, der aus der Rolle fällt: Vom Äußeren her paßt er überhaupt nicht zu den Sclerosomatidae (Leiobunum und Co.) Man kann ihn aber zusammen mit Histricostoma dentipalpe (Nemastomatidae) gut über die Rückenbewehrung aussortieren.
Würde man den Schlüssel streng nach systematischen Kriterien anlegen, müßte man sich schon sehr früh mit Merkmalen rumschlagen, die der Laie nicht erkennen kann: Längenverhältnis von Palpengliedern, Tarsenklauen gezähnt/nicht gezähnt usw. Das will ich, so weit es geht, unbedingt vermeiden.

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #4 am: 2012-01-09 13:52:55 »
Aber Martins Grundgedanken finde ich auch gut. Versuch doch mal das ganze so zu konzeptionieren, wie du im Wiki schon angefangen hast (BestSchlüüsel Weberknechte1 „kleine schwarze Arten”): Auf der ersten Seite könne man drei-vier Gruppen aufmachen, die jeweils durch drei einfach zu erkennende, eindeutige Merkmale abgegrenzt werden können. Das muss dann keine Bestimmungstafel mit Wegen und Verzweigungen sein. Da reicht eine übersichtliche Darstellung nebeneinander/untereinander.

Diese Gruppen müssen nicht monophyletisch sein. Da kannst du auch wild kombinieren, du musst nur eine passende, eindeutige „Überschrift” finden.

Und dann bekommt jede der Gruppen eine Bestimmungstafel (Verweis auf S. XY). Die allermeisten Leute werden diese Erste Seite nur ein paar mal gebrauchen und dann nie wieder anschauen. Erst drei Jahre später, wenn sie das erste mal einen Trogulus finden, werden sie sich an das Bild auf dieser ersten Seite erinnern und noch mal hinschauen, um sich zu vergewissern.

Arno

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #5 am: 2012-01-09 14:55:31 »
Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die Einteilung, die ich im Wiki begonnen habe, wirklich was taugt. Okay: Man kann die "kleinen schwarzen" Arten noch relativ gut abtrennen, aber bei den anderen Arten wirds schwieriger bzw. ungenauer. Beispiel wieder: Mitostoma chrysomelas. Wohin damit? Er ist nicht kurzbeinig (im Verhältnis zur Körpergröße), hat aber auch keinen Dreizack und somit bei den "echten" Kurzbeinern (Oligolophus & Co.) eigentlich auch nichts zu suchen. Erst hatte ich geplant, diese abweichenden Arten in einem Extraschlüssel "andere Formen" zu bringen, aber das halte ich mittlerweile für unschön.
Anderes Beispiel: Astrobunus laevipes. Den könnte man unter Umständen sogar bei den "flachen braunen" bringen, genauso wie Homalenotus quadridentatus (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß Hay den vor dem Veröffentlichungstermin auch in Deutschland findet ;-)). Dann müßte man auf der Tafel zuerst danach fragen, ob die Augen auf einem Hügel stehen oder am Stirnrand. Es wäre also nicht viel gewonnen.

Würde man nicht auch, wenn man etwas fortgeschrittener ist, die erste Gruppenseite genauso wenig verwenden, wie meine erste Tafel?

Kurz gesagt: Die grobe Einteilung in Gruppen ist mir zu ungenau, weil es da Überschneidungen und Interpretationsspielraum gibt.

Ich werde aber nochmal weiterbasteln ...

Jörg

PS: Aber das Prinzip der Tafeln würdet ihr auch den Textschlüsseln vorziehen, oder? Wäre schön, wenn wir in dem Punkt schonmal einig wären.

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #6 am: 2012-01-09 15:45:54 »
Na ja, aber auch auf Trogulidae und Nemastomatidae muß zunächst irgendwo hingewiesen werden, sprich: "Die kleinen Schwarzen findet man auf Seite X, und die platten Braunen auf Seite Y."

Du willst doch ein Buch über Weberknechte machen. Das heißt, wer die Bestimmungsseiten aufschlägt, hat schon mal etwas über Weberknechte gelesen. Da muss man nicht die "kleinen schwarzen" schreiben, sondern kann getrost mit Nemastodidae übertiteln. Vollidioten wird man vergeblich in Deinem Leserkreis suchen.

Zitat
Und da man auch Holoscotolemon und Ischyropsalis schon sehr früh abhandeln kann

Ich gehe davon aus, dass der Schlüssel nicht irgendwo im Buch versteckt wird, sondern beispielsweise in einem Anhang zu suchen ist. Da reicht ein Inhaltsverzeichnis als Übersicht. Vielleicht mit kleinen Beispielbildern, falls Du das sicherer findest. Dann am besten mit solchen, die man schon aus den entsprechenden Artikeln kennt.

Zitat
Zudem gehört auch Mitostoma chrysomelas zu den Nemastomatidae, obwohl er nicht schwarz ist.


Arten, die man leicht falsch einordnen kann, kannst Du in den anderen Schlüsseln ja redundant mit unterbringen. Aber ich denke eher, dass Mitostoma chrysomelas eine Art ist, für die man keinen Schlüssel braucht. Die wird wohl jeder nach einem Foto bestimmen können. Ebenenso wie unseren Irokesen.

Zitat
Würde man den Schlüssel streng nach systematischen Kriterien anlegen

Das habe ich nicht gefordert! Man sollte sich m. E. aber davor hüten, mit dem Leser wie mit einem Kleinkind oder jemandem, der noch nie im Leben einen Weberknecht gesehen hat, zu sprechen. Ein bisschen fordern sollte man ihn schon, mit Expertenswissen überfordern natürlich nicht. Da musst Du die augenfälligen Unterschiede schon berücksichtigen. Als Laie freut man sich doch auch, wenn man das schafft.

Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die Einteilung, die ich im Wiki begonnen habe, wirklich was taugt.

Ich finde ihn furchtbar. Es steht Bestimmungsschlüssel Weberknechte Teil 1 drüber. Im allerersten Schlüssel erwarte ich die aller häufigsten Arten, aber ich werde nach Nemastoma abgefragt...

Zitat
Beispiel wieder: Mitostoma chrysomelas. Wohin damit? Er ist nicht kurzbeinig (im Verhältnis zur Körpergröße), hat aber auch keinen Dreizack und somit bei den "echten" Kurzbeinern (Oligolophus & Co.)

Ich bin nun alles andre als ein Weberknechtexperte, aber als ich 2011 meinen ersten M. chrysomelas gefunden hatte, habe ich gedacht: "Den habe ich schon mal irgendwo gesehen", habe mir Hays Buch geschnappt und seine Zeichnungen durchgeblättert, bis ich ihn fand. Das hat höchstens 10 Minuten gedauert. Ob der keinen Dreizack hat, darauf habe ich nie geachtet.

Ich denke, Du bist einen Tick zu systematisch und verlierst etwas den Blick für das offensichtliche (z. B. die auffällige Hautstruktur von Mitostoma chrysomelas). Versuche mal mit anderen Blickwinkeln daran zu gehen. Wenigstens versuchsweise.

Martin
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Katja Duske

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #7 am: 2012-01-09 17:06:11 »
PS: Aber das Prinzip der Tafeln würdet ihr auch den Textschlüsseln vorziehen, oder? Wäre schön, wenn wir in dem Punkt schonmal einig wären.

Ja! Ich bin eigentlich immer eher für Fotos/Zeichnungen als für Text, weil ich viel zu ungeduldig bin stundenlang Texte zu lesen.

Katja

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #8 am: 2012-01-09 17:16:15 »
Zitat
Schlüssel, die den Benutzer wie Idioten behandeln, nerven.

Man muß aber nicht gleich genervt sein, wenn Dinge erwähnt werden, die man schon weiß. Jeder fängt klein an. Und viele Amateure sind eher frustriert, wenn sie keinen leichten Einstieg geboten bekommen. Man darf den eigenen Kenntnisstand nicht bei allen anderen Lesern voraussetzen.

Zitat
Da muss man nicht die "kleinen schwarzen" schreiben, sondern kann getrost mit Nemastodidae übertiteln.

Daß wir die Gruppen im Buch nicht "kleine schwarze" etc. nennen, versteht sich doch von selbst. "Nemastomatidae" darf die Gruppe der kleinen schwarzen Arten aber auch nicht heißen, weil Mitostoma eben nicht schwarz ist. Und nebenbei bemerkt: Paranemastoma ist auch nicht klein, sondern doppelt so groß wie Nemastoma. Da sieht man schon, in welche Schwierigkeiten man gerät, wenn man gemeinsame Merkmale finden will. Die tatsächlichen gemeinsamen Merkmale sind leider so beschaffen, daß man zuerst nach Palpenlängen etc. fragen müßte, und das wäre in einem Schlüssel für Amateure nun wirklich nervig!

Ich finde, wir sollten uns möglichst auf ein Bestimmungssystem beschränken. Nicht daß wir einige Arten per Tafel aufschlüsseln, andere nur per Fotogalerie etc.
Es klingt erstmal vernünftig, Gruppen mit gemeinsamen Merkmalen zu bilden, aber man merkt erst, wie schwierig das ist, und wie ungenau/schwammig es wird, wenn man sich die konkreten Arten vornimmt.

Zitat
Die wird wohl jeder nach einem Foto bestimmen können. Ebenenso wie unseren Irokesen.

Der Irokese ist nur eine seltene Farbform. Im Schlüssel wird sie erwähnt (Punkt 24), aber mit einem einzigen Foto eines Irokesen in einer Übersicht ist das Thema "Bestimmung von D. ramosus" keineswegs abgehakt.

Zitat
Ich bin nun alles andre als ein Weberknechtexperte, aber als ich 2011 meinen ersten M. chrysomelas gefunden hatte, habe ich gedacht: "Den habe ich schon mal irgendwo gesehen", habe mir Hays Buch geschnappt und seine Zeichnungen durchgeblättert, bis ich ihn fand. Das hat höchstens 10 Minuten gedauert.

Mit meiner Tafel brauchst Du nur eine Minute, indem Du 4 einfache Fragen beantwortest - und zwar Fragen nach Merkmalen, die auf den ersten Blick zu erkennen sind.

Allein mit der ersten Tafel können schon 6 Arten problemlos und definitiv bestimmt werden (4 weitere bis zur Gattung). Ist die gesuchte Art nicht dabei, ist man in kürzester Zeit auf Tafel 2, ohne daß man in einer Übersicht mehrere gemeinsame Merkmale überprüfen muß.

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #9 am: 2012-01-09 21:02:39 »
Nunja, die Entscheidung über den Aufbau des Schlüssels müsstest du fällen (auch mit anderen zusammen, die sich mit der Materie gut auskennen). Ich kann dir da leider nicht viel helfen. Ich finde aber, dass man mit der Gruppen-Idee, die ganze Sache strukturierter darstellen kann. Aus dem unübersehbaren Chaos von Gruppen und Arten in einem tief verzweigten Tafel-Schlüssel wird ein „Schrank mit vier-fünf Schubladen“. Die müssen ja nicht gleich gefüllt oder gleich groß sein.

Dass es Arten gibt, die sich nicht ganz einordnen lassen, ist immer so. Die muss man dann halt entweder extra stellen oder zu zwei Gruppen zuordnen.

Ich bin ja auch ein Weberknecht-halbwissender. Ich habe das Gefühl, die Gruppen entsprechen etwa den Familien. Bis auf zwei Familien (Phalangiidae und Sclerosomatidae) sind diese mit ein paar Bildern und Worten schnell und mit einem genauen Blick auf das Tier unterschieden. Oder sehe ich das zu einfach?

Arno

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #10 am: 2012-01-09 22:45:20 »
Zitat
Ich bin ja auch ein Weberknecht-halbwissender.

Da sind wir schon zu zweit ;-)
Vielleicht etwas vermessen, dann gleich ein Buch schreiben zu wollen, aber wir kriegen das schon hin!

Zitat
Bis auf zwei Familien (Phalangiidae und Sclerosomatidae) sind diese mit ein paar Bildern und Worten schnell und mit einem genauen Blick auf das Tier unterschieden. Oder sehe ich das zu einfach?

Im Grunde stimmt das so (mit den erwähnten Ausnahmen).
Wie Du siehst, sind drei der sechs Familien auf der ersten Tafel auch schon komplett abgehakt! Und wenn man es geschickt anstellt, sollte man auch die anderen Familien auf Einzeltafeln zusammenhalten können, bzw. lose "Untergruppen" der Familien, wie z.B. "mit Dreizack" usw. Es sind eben nur die paar Problemfälle, die da ein bißchen Unordnung reinbringen.

Der Schlüssel in Textform sieht auf den ersten Blick wohl etwas kompliziert aus. Aber glaub mir: Wenn er komplett in Tafeln vorliegt, sieht das schon ganz anders aus - was ja auch Sinn der Übung ist. Ich habe ihn auch in Tafelform erarbeitet und erst zuletzt in Textform übertragen. Man hangelt sich wirklich sehr schnell durch die einzelnen Tafeln, bis man (wenn überhaupt) sehr detaillierte Fragen beantworten muß.
Man muß sich bei der Bestimmung einer Art auch nicht durch alle Tafeln arbeiten. Ich schätze nach max. 3 Tafeln ist man am Ziel (es liegt natürlich auch stark am Layout, wie viele Arten man auf eine Tafel kriegt). So "tief verzweigt" sind die Tafeln wirklich nicht, und ich glaube nicht, daß man das durch einen anderen Einstieg wesentlich vereinfachen könnte. Lohnt sich dafür eine grobe und dadurch teilweise unpräzise Einteilung in Gruppen?

Jörg

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #11 am: 2012-01-09 23:28:35 »
Der Irokese ist nur eine seltene Farbform.

Ich schrieb "Irokese", weil mir der wiss. Name gerade nicht einfiel. Aber den kann man schon anhand des Pedipalpen bestimmen.

[Bestimmung M. chrysomelas]
Zitat
Mit meiner Tafel brauchst Du nur eine Minute, indem Du 4 einfache Fragen beantwortest - und zwar Fragen nach Merkmalen, die auf den ersten Blick zu erkennen sind.

Warum 4 Fragen beantworten, wenn es reicht, die Haut zu sehen? Diese Bestimmungsschlüssel sind oft viel zu kompliziert. Das wollte ich damit nur sagen.

Aber wie Arno schon sagt, entscheiden musst Du. Wir können nur unsere Erfahrungen und Vorlieben mitteilen.

Martin
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Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #12 am: 2012-01-10 00:20:38 »
... na hat er doch. Auf der Beispieltafel am unteren Rand neben dem Smiley.

Diese Tafeln wären eine Herausforderung. Würde mich interessieren, was man daraus noch machen kann. Optisch finde ich die in dieser Form noch sehr unbefriedigend (nicht wegen der Grafiken, sondern die Ordnung und Lesbarkeit).

@Jörg: mal eine Frage zum Trogulus. Wenn ich per Größe die eine Art abtrennen will, müsste ich doch irgendwie eindeutig feststellen können, dass mein Tier Geschlechtsreif ist, oder? Geht das ohne den Genitaldecken (haben die so was?) anzuheben?

Arno

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #13 am: 2012-01-10 03:48:21 »
Moin Arno,

mit dem Trogulus bin ich überfragt. Ich hoffe, daß uns Axel für die deutschen Arten eine kleine "Einstiegs-Bestimmungshilfe" basteln kann - die natürlich mit dem Hinweis versehen werden sollte, daß man für eine definitive Artbestimmung weiter ins Eingemachte gehen muß. Oder man läßt diese Problemarten (wie weiter oben schon erwähnt) in den Schlüsseln/Tafeln ganz weg.
Die Bestimmungshilfen gelten aber natürlich nur für adulte Tiere.

Okay, ich habe nun auch mal versucht, die Arten in Gruppen mit gemeinsamen Merkmalen aufzuteilen. Das könnte z.B. so aussehen:

Gruppe A
Augen am Stirnrand / Cheliceren und Palpen von Kappe bedeckt / Körper abgeplattet oder tropfenförmig
(ausschließlich Trogulidae)

- Anelasmocephalus cambridgei
- Trogulus (5 Arten)

Gruppe B
mattschwarz mit/ohne Fleckenzeichnung / relativ kurzbeinig / lange Palpen
(ausschließlich Nemastomatidae)

- Nemastoma (6 Arten)
- Paranemastoma (2 Arten)
- Histricostoma dentipalpe

Gruppe C
mit Dreizack / relativ kurzbeinig
(ausschließlich Phalangiidae)

- Lacinius (3 Arten)
- Lophopilio palpinalis
- Odiellus spinosus
- Oligolophus (2 Arten)
- Paroligolophus agrestis

Gruppe D
ohne  Dreizack / vor dem Augenhügel mit Tuberkeln / relativ langbeinig
(ausschließlich Phalangiidae)

- Phalangium opilio
- Mitopus (2 Arten)
- Opilio (4 Arten)
- Rilaena triangularis
- Platybunus (2 Arten)

Gruppe E
ohne Dreizack / vor dem Augenhügel ohne Tuberkeln / langbeinig bis sehr langbeinig
(Phalangiidae und Sclerosomatidae)

- Leiobunum (5 Arten)
- Nelima (3 Arten)
- Gyas (2 Arten)
- Amilenus aurantiacus
- Dicranopalpus (2 Arten)

Gruppe F
ohne gemeinsame Merkmale

- Holoscotolemon unicolor (Cladonychiidae)
- Mitostoma chrysomelas (Nemastomatidae)
- Ischyropsalis (2 Arten) (Ischyropsalididae)
- Megabunus lesserti (Phalangiidae)
- Astrobunus laevipes (Sclerosomatidae)

Damit hätten wir auch schon 6 Tafeln plus eine „Einstiegs-Übersicht“. Ob das wirklich große Vorteile gegenüber der reinen Tafel-Lösung bringt?

Mir macht die „Kraut und Rüben“-Gruppe F am meisten Bauchschmerzen. Es ist ein Sammelsurium von Arten aus verschiedenen Familien, die etwas (bzw. ziemlich) aus der Reihe fallen. Ich finde es unschön, die einfach zusammenzuwürfeln. Mit einer Tafel-Lösung lassen sie sich dagegen jeweils sehr elegant aussortieren: 4 Arten schon auf Tafel 1 (wie oben zu sehen), Megabunus lesserti zusammen mit Platybunus und Rilaena über den charakteristischen Augenhügel (siehe Punkt 18 im Schlüssel), und Astrobunus laevipes schon auf Tafel 2 über die auffällige Rücken-Bewehrung (Punkt 6).

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #14 am: 2012-01-10 08:29:52 »
Klasse, das sieht gut aus. Mich überzeugt das schon.

Das angenehme an solchen Gruppen ist (wie gesagt), dass man nach einiger Zeit diese Merkmale verinnerlicht hat und nur nach den Tuberkeln guckt und gleich weiß, in welche Tafel man springen muss.

Deine Gruppe F könnte man evtl. noch mal unterteilen:

F1: Pedipalpen auffällig groß und bewehrt und/oder länger als Körper

F2: auffällige Dornen auf Augenhügel oder Körper.

Dann muss man Histricostoma d. wahrscheinlich hier noch mal aufnehmen.

Oder dir fällt noch was anderes ein ...

Arno

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #15 am: 2012-01-10 10:10:40 »
Zitat
Damit hätten wir auch schon 6 Tafeln plus eine „Einstiegs-Übersicht“. Ob das wirklich große Vorteile gegenüber der reinen Tafel-Lösung bringt?

Das sieht doch gut aus! Logisch kannst Du die 6 Seiten als Folgeseiten eines virtuellen (also nicht wirklich vorhandenen) Einstiegsschlüssels ansehen. Dieser Schlüssel existiert im Kopf des Lesers.

Ich finde die Kraut- und Rübenseite OK. Sie ist eingebundene Subseite des virtuellen Einstiegsschlüssels.

Martin
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Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #16 am: 2012-01-10 12:11:15 »
Ah, ich sehe schon, wohin der Hase läuft ;-)
Okay, dann sollten wir das auf diese Weise umsetzen. Ich setze mich dann nochmal an die Tafeln. Daß sie für Arno schwierig umzusetzen und herausfordernd sind, glaube ich gerne! Auf den ersten Blick wirken sie natürlich etwas altbacken und werden sich eventuell mit dem modernen Layout des Buches beißen. Aber das haut schon irgendwie hin. Die Einstiegsseite könnte dann so aussehen wie Arnos Testseite Nr. 2, oder? Mit einem oder zwei Beispielfotos und eventuell kleinen Zeichnungen.

Zitat
F1: Pedipalpen auffällig groß und bewehrt und/oder länger als Körper

Vorsicht! Bei Ischyropsalis sind die Cheliceren auffällig groß, bei Holoscotolemon sinds die Palpen.

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #17 am: 2012-01-10 14:17:51 »
... ach ja, richtig. peinlicher Fehler von mir. So wenig stecke ich da drin ...

Ja, diese Seite im Beispiellayout war in diese Richtung gedacht. Was man da layouttechnisch noch machen kann, damit die Tafeln nicht so „altbacken” aussehen, muss ich mal ausprobieren.

Was ich neulich entdeckte: 2011 hat dieses Buch einen red dot Designpreis bekommen (Link, bedeutendster internationaler Designpreis). Ich finde es jetzt nicht unbedingt Preisverdächtig, aber es ist schon ganz gut gemacht. Im Jury-Urteil wurde besonders die ausgezeichnete Verarbeitung hervorgehoben.

Arno

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #18 am: 2012-01-10 19:44:53 »
Hmm, also ein wirklich preiswürdiges Design sehe ich da auch nicht. Ich finde es eher besonders schlicht (was für ein Fachbuch allerdings auch angebracht ist). Eine besondere graphische Note dürfte es meiner Meinung nach aber auch ruhig haben - solange es nicht aufgesetzt oder überladen wirkt.
Hast Du übrigens die Punktkarten bemerkt? Okay, es ist ein Atlas ... ich wollte auch nur eben drauf hingewiesen haben ;-)

Zu unseren Tafeln: Man hätte noch die Möglichkeit, den Bestimmungsweg nicht von oben nach unten, sondern von links nach rechts zu führen. Vielleicht ergäben sich daraus bessere Layout-Möglichkeiten?

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #19 am: 2012-01-10 22:16:34 »
Ja, die Punktkarten sind mir natürlich auch aufgefallen ;) Ich finde die aus zweierlei Gründen nicht so gut: 1. zeigen sie mir zu konkrete Daten, die einen Wissenschaftler/Ökologen/Populationsgenetiker interessieren, der sich mit den Arten beschäftigt. Für den Unser unseres Buches fehlt mir da die „Übersetzung“, die Interpretation. Das ist das Beste, was man als Fachmann mit den Daten anstellen kann. Sie aufzubereiten und nach aktuellem Stand des Wissens das angenommene Verbreitungsgebiet zu rekonstruieren. Denn Verbreitungsgebiete bestehen nicht auf einzelnen Punkten sondern sind mehr oder weniger große und zusammenhängende Flächen. Aber das erörterten wir ja schon.
2. stört mich immer etwas die realistische Untergrundkarte. Das haben sie hier in dem Beispiel schon ganz gut reduziert (schön dezent). Die Frage ist immer, welche Untergrunddaten brauche ich, um die Orte identifizieren zu können? Landesgrenzen, Gebirge, Flüsse? Ganz ohne geht es nicht – es ist nicht leicht, da einen schönen Mittelweg zu finden.

Ja, von links nach rechts. So in die Richtung dachte ich auch. Ich kenne dieses Buch mit den Tafeln, welches du ansprachst, nur flüchtig. Habe so eine Tafel noch nie ernsthaft verwendet. Ich wundere mich etwas über diese Darstellung: zwei Fragen mit 1. und 2. und dann die beiden Antworten. Das hat den Grund, Platz zu sparen. In deinem Beispiel wäre es aber auch ohne diese Kodierung gegangen. Solche Zwischenkodierungen einzubauen macht die Sache, die wir eigentlich so einfach wie möglich gestalten wollen in der Anwendung wieder komplizierter. Der User soll sich auf den Inhalt der Fragen und das Erkennen der Bilder konzentrieren. Alles was davon ablenkt (Orientierung, Weg, Zuordnung) sollte so weit es geht reduziert werden.

Leider sind diese grafischen Bäume ziemlich platznehmend. Die unorganisierten („zufälligen“) Freiräume sind ein optisches Problem. Aber man kann sie leider in dieser Art der Darstellung eines Schlüssels nicht eliminieren. Ja, damit müsste ich mich mal beschäftigen. Da ich noch nie eine wirklich schöne Lösung so eines Bestimmungsbaumes gesehen habe, denke ich, dass es einfach nicht besser geht (ich bin halt Zweckpessimist ;).

Arno

Katja Duske

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #20 am: 2012-01-10 23:03:03 »
Da ich noch nie eine wirklich schöne Lösung so eines Bestimmungsbaumes gesehen habe, denke ich, dass es einfach nicht besser geht (ich bin halt Zweckpessimist ;).

Hallo Arno,

sieh es mal als Herausforderung. Du mußt nur immer denken, daß es nur besser werden kann, dann klappt das auch!

Katja

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #21 am: 2012-01-10 23:08:46 »
Außerdem gibts beim red dot-Designpreis noch 10.000 € obendrauf. Na wenn das kein Ansporn ist ... ;-)

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #22 am: 2012-01-10 23:33:09 »
Ja, aber dann musst du schon Best of the Best Gewinner sein. Das sind nur etwa ein bis drei Projekte pro Kategorie. Die anderen werden nur erwähnt und dürfen mit dem red-dot-Logo Werben. Dafür zahlt man aber ordentlich. Schon die Einreichnung ist nicht umsonst und alleine die Logodatei kostet was um die 90 Euro. Für den Platz auf der Website bezahlt man (pro Jahr!) und auch für den Abdruck im dicken fetten Buch mit allen Preisträgern (einer Art Design Annual) und einen Platz in der Ausstellung in Essen (pro Jahr). Alles in Allem läppert sich da eine vierstellige Summe zusammen. Das Ganze ist eine große Gelddruck-Maschine und gegenseitige Hochloberei von Designern untereinander Die Jury sortiert scheinbar nur das gröbste aus. Je mehr Preisträger, desto mehr Designer, die sich was drauf einbilden können und desto mehr Geld in der Kasse der Organisation. Man darf sich aber nichts vormachen. Die meisten großen Preise funktionieren wohl so.

Ich war im letzten Jahr bei der Preisverleihung in Berlin, unser Büro gewinnt jährlich um die drei red dots für verschiedene Projekte.

In den Bereichen Printmedien, Bücher usw. ist der Preis auch noch relativ schwach (kommt eher aus dem Produktdesign). Da gibt es andere, die begehrter sind (und dadurch auch eine höhere Qualität vorweisen können). „Die Schönsten Bücher“ z.B., die der deutsche Buchhandel jedes Jahr in Frankfurt kürt.

Arno

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #23 am: 2012-01-11 01:37:10 »
Danke, Arno, für den Einblick in die Design-Abgründe. Ich bin froh, damit nichts zu tun zu haben. Ich lebe zumindest in der Illusion (?), dass es noch Aufrichtigkeit gibt. Die praktiziere ich täglich und bin glücklich damit.

Die "von links nach recht"s-Idee finde ich gut. Sie lässt sich theoretisch mit dem Inhaltsverzeichnis kombinieren und auf diese Weise das Verzeichnis mit dem von mir erwähnten virtuellen Schlüssel verschmelzen.

Martin
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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #24 am: 2012-01-11 21:52:36 »
Habe so eine Tafel noch nie ernsthaft verwendet. Ich wundere mich etwas über diese Darstellung: zwei Fragen mit 1. und 2. und dann die beiden Antworten. Das hat den Grund, Platz zu sparen. In deinem Beispiel wäre es aber auch ohne diese Kodierung gegangen.

Darauf will ich noch kurz eingehen.
In vielen Fällen reicht eine Frage, aber in manchen Fällen finde ich es besser, eine alternative Frage zu stellen, denn es kann sein, daß man die erste nicht beantworten kann (evtl. hat man sich die Größe nicht notiert, oder man ist sich nicht sicher, ob der Körper des Knechts nun schon abgeplattet ist, oder noch als tropfenförmig durchgeht.)
Oder nimm z.B. Punkt 34 im Schlüssel: erst in der Kombination zweier Merkmale kommt man zum richtigen Ergebnis, da die Frage nach dem Augenhügel allein nicht ausreicht. Man könnte allerdings auch zwei getrennte Fragen daraus machen, also zuerst den hellen Augenhügel aussortieren und in einer zweiten Frage die Zeichnung behandeln. Das würde die Tafeln aber "tiefer" machen, und vielleicht ist es im Hinblick auf das Layout gar nicht so schlecht, wenn man hin und wieder auch etwas in die Breite geht?

Jörg

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #25 am: 2012-01-11 22:15:21 »
Das mit den zwei Fragen finde ich gut. Das wollte ich nicht in Frage stellen. Nur die Darstellung. Man muss sich oben am Knotenpunkt merken, dass 1 die eine Frage ist und 2 die andere und bei den eigentlichen Fragen muss ich mich an diese Kodierung erinnern. Man könnte – wenn der der Platz zulässt – ja auch schreiben: „Körperlänge 1,4 bis 6 mm“ und „Körperlänge über 6 mm“. Dadurch wiederholt sich das Wort Körperlänge, was mehr Platz einnimmt. Aber es ist viel einfacher zu rezipieren.

Arno

Martin Lemke

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #26 am: 2012-01-12 05:01:16 »
Arno schrieb:
Aber es ist viel einfacher zu rezipieren. Will heißen: So ist es verständlicher.

Martin ;-)

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Katja Duske

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #27 am: 2012-01-12 09:23:41 »
Hej, jetzt hab ichs auch verstanden. ;-)

Katja

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #28 am: 2012-01-12 14:04:15 »
Ein Änderungsvorschlag für die Gruppen:
Ich würde die Gruppen D und E in der Übersicht lieber kombinieren und erst auf den Tafeln genauer aufschlüsseln. Das Unterscheidungsmerkmal "vor dem Augenhügel mit oder ohne Tuberkeln" ist etwas subtil. Und ich finde, daß man auf der ersten Übersicht nur wirklich deutliche Merkmale abfragen sollte. Wir hätten als Einstieg dann also die Platten, die Schwarzen, die Kurzbeiner, die Langbeiner und die Besonderen.

In die Gruppe der Tiere mit besonders auffälligen Merkmalen (jetzt Gruppe E) habe ich wegen der charakteristischen und sofort ins Auge fallenden Bewehrung außerdem noch Histricostoma dentipalpe und Lacinius horridus aufgenommen. Die findet man allerdings zusätzlich auch in ihren eigentlichen Gruppen, also H. dentipalpe in Gruppe B und L. horridus in Gruppe C.

So sieht es jetzt im Einzelnen aus:
Einverstanden?

Jörg

Gruppe A
Augen am Stirnrand / Cheliceren und Palpen von Kappe bedeckt / Körper abgeplattet oder tropfenförmig
(ausschließlich Trogulidae)

- Anelasmocephalus cambridgei
- Trogulus (5 Arten)

Gruppe B
mattschwarz mit/ohne Fleckenzeichnung / relativ kurzbeinig / lange Palpen
(ausschließlich Nemastomatidae)

- Nemastoma (6 Arten)
- Paranemastoma (2 Arten)
- Histricostoma dentipalpe

Gruppe C
mit Dreizack / relativ kurzbeinig
(ausschließlich Phalangiidae)

- Lacinius (3 Arten)
- Lophopilio palpinalis
- Odiellus spinosus
- Oligolophus (2 Arten)
- Paroligolophus agrestis


Gruppe D
ohne Dreizack / langbeinig bis sehr langbeinig
(Phalangiidae und Sclerosomatidae)

- Phalangium opilio
- Mitopus (2 Arten)
- Opilio (4 Arten)
- Rilaena triangularis
- Platybunus (2 Arten)
- Leiobunum (6 Arten)
- Nelima (3 Arten)
- Gyas (2 Arten)
- Amilenus aurantiacus
- Dicranopalpus (2 Arten)


Gruppe E
besonders auffällige Formen / ohne gemeinsame Merkmale

- Holoscotolemon unicolor (Cladonychiidae)
- Mitostoma chrysomelas (Nemastomatidae)
- Histricostoma dentipalpe (Nemastomatidae)
- Ischyropsalis (2 Arten) (Ischyropsalididae)
- Megabunus lesserti (Phalangiidae)
- Lacinius horridus (Phalangiidae)
- Astrobunus laevipes (Sclerosomatidae)


Arno Grabolle

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Re: Bestimmungsschlüssel
« Antwort #29 am: 2012-01-12 21:08:32 »
Finde ich gut, sehr übersichtlich. Es muss sofort eingängig sein.

rezipieren heißt so viel wie wahrnehmen, aufnehmen, empfangen. Der Rezipient ist er Empfänger einer Botschaft. „Verständlicher“ klingt für mich zu stark inhaltsbezogen. Man sagt: „verstehst du das?“, wenn man meint, „hast du den Sinn verstanden?“. Mir ging es aber hier eher darum, auszudrücken, dass es der Botschaft so leicht wie möglich gemacht werden sollte, in unser Gehirn vorzudringen. Und das erst mal unabhängig von ihrem Inhalt.
Also, ich drücke mich nicht aus Übermut oder Langeweile manchmal mit einem etwas unbekannteren Wort aus, sondern, weil ich damit einen etwas anderen Sinn verbinde, als mit der Alternative. Natürlich ist das hier quasi Fachvokabular aus meinem Arbeitsumfeld. Aber ein guter Freund von mir sagte immer, man kann den Zuhörer/Leser (Rezipienten!) auch ruhig immer mal ein wenig herausfordern.

Arno