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Steatoda nobilis in GB und Spinnenbisse

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Ulrich Kursawe:
Servus,

mal abgesehen von unglücklichen Begrifflichkeiten wie "Reisszähne" etc., sind diese Resultate seriös?

https://www.n-tv.de/wissen/In-Spinnenbissen-lauert-toedliche-Gefahr-article22214027.html

Grüße, Uli

Tobias Bauer:
Das ist die Studie:

https://www.nature.com/articles/s41598-020-77839-9

Das ist eine methodisch saubere Arbeit, soweit ich das als Nicht-Mikrobiologe einschätzen kann. Man darf nicht vergessen, dass (resistente) Bakterien bei/auf allen drei getesteten synanthropen Spinnen gefunden wurde. Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches und war zu erwarten, da resistente Stämme auch in Abwasser, Badezimmern usw gefunden werden. Die findet man sicherlich auch, wenn man einen Abstrich beim eigenen Hund macht.

Das Hauptergebnis für mich ist eigentlich:

"Furthermore, our results showed that the venom of S. nobilis has no inhibitory effects against bacterial growth, indicating that it is most likely not a barrier to bacterial infection resulting from a spider bite."

Ich hatte ganz naiv das Gegenteil erwartet, und war davon ausgegangen, dass Bakterien hauptsächlich durch die betroffene Person eingebracht werden.

Tobias

p.s. mal wieder interessant zu sehen, dass Rainer's Bild falsch lizenziert ist.

Ulrich Kursawe:
Hallo Tobias,

vielen Dank für die zusätzlichen Erläuterungen. Das  ist ja recht interessant und räumt eigentlich mit dem Vorurteil auf, dass Spinnenbisse in Mitteleurope immer harmlos sind. Für den Leidtragenden ist es letztendlich egal, ob seine Beschwerden durch das Spinnengift oder die übertragenen Bakterien ausgelöst wurden.

Viele Grüße, Uli

Martin Lemke:

--- Zitat von: Tobias Bauer am 2020-12-06 15:52:49 ---"Furthermore, our results showed that the venom of S. nobilis has no inhibitory effects against bacterial growth, indicating that it is most likely not a barrier to bacterial infection resulting from a spider bite."

Ich hatte ganz naiv das Gegenteil erwartet
--- Ende Zitat ---

Warum sollte das Gift der Spinne resistente Keime töten? Warum ist das zu erwarten oder eben nicht zu erwarten? Ist denn so ein Effekt naheliegend?

Interessant wäre zu wissen, wo und auf welche Weise die Spinnen diese Keime aufnehmen. Die trinken ja nicht aus Kleingewässern. Gibt es Zwischenwirte (Beute)?

BTW: Resistente Keime gibt es in vielen Kleingewässern. Hauptsächlich wohl durch den zügellosen Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft. Als ich vor ein paar Jahren wegen eines Unfalls in der Notaufnahme der hiesigen Uniklinik kam, erzählte mir die diensthabende Chirugin, dass sie mit resistenten Keimen vor allem bei Patienten der Landwirtschaft zu tun hätten.

Martin

Tobias Bauer:

--- Zitat von: Martin Lemke am 2020-12-07 00:49:10 ---
--- Zitat von: Tobias Bauer am 2020-12-06 15:52:49 ---"Furthermore, our results showed that the venom of S. nobilis has no inhibitory effects against bacterial growth, indicating that it is most likely not a barrier to bacterial infection resulting from a spider bite."

Ich hatte ganz naiv das Gegenteil erwartet
--- Ende Zitat ---

Warum sollte das Gift der Spinne resistente Keime töten? Warum ist das zu erwarten oder eben nicht zu erwarten? Ist denn so ein Effekt naheliegend?


--- Ende Zitat ---

Das hat erstmals nichts mit der Resistenz von Keimen zu tun, sondern mit Bakterien als lebende Organismen allgemein. Außerdem geht es nicht nur um das Abtöten, sondern auch um inhibitorische Effekte, das beinhaltet u.a. auch bakteriostatische Wirksamkeit (Hemmung des weiteren Wachstums). Spinnengift enthält dutzende verschiedene Moleküle, die in der einen oder anderen Form bioaktiv wirksam sind (z.B. auf Zellkänale wirken). Ich hatte nicht erwartet, dass das Bakterien an der Bisstelle schlicht nichts ausmacht, und aus dem Satz im Paper ist das auch rauszulesen, dass genau dies die Autoren auch nicht unbedingt erwartet haben.

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