Hallo zusammen,
in dem nun bald anbrechenden neuen Jahr möchte ich zum ersten Mal eine Art Projekt starten, in dem alle hier im Forum mithelfen können.
Dabei sollen unter Mithilfe der Forengemeinschaft Verbreitungsnachweise für die
Karten der arachnol. Gesellschaft der kosmopolitischen und pantropischen Theridiidae (Kugelspinnen) in Deutschland erbracht werden. Nebenbei möchte ich die Fundumstände der Arten und die genauen Fundorte dokumentieren.
Welche Arten sind denn gemeint?Solche, die natürlicherweise nicht in Deutschland vorkommen, sondern durch menschliche Aktivitäten eingeschleppt wurden und vor allem an menschliche Behausungen und Einrichtungen gebunden sind. Meist sind diese Arten auch in viele andere Länder verfrachtet worden, und kommen mitunter in den Tropen flächendeckend vor.
Es handelt sich um:
Parasteatoda tepidariorum (Gewächshausspinne)
Eine relativ große Kugelspinne, die überall auf der Welt vorkommt. In Deutschland gibt es bisher lächerlich wenige
Nachweise (außer in Martin Lemke's Gebiet) der Art, die in keinem Verhältniss dazu stehen, wie oft diese Art im Forum oder im Tutorendienst bestimmt wird. M. M. n. sollte es diese Art in jedem TK geben, da sie schon bei ihrer Erstbeschreibung aus Deutschland nach Deutschland eingeschleppt war.
Nesticodes rufipesEbenfalls eine relativ große, auffallend rötlich gefärbte Kugelspinne, die in den Tropen sehr häufig ist. Die ersten
Nachweise der Art in D sind noch sehr jung und erfolgten von einem Mitglied des Forums! Er fand sie in Heimchenboxen aus dem Fachhandel, daher sollten besonders die Terrianer im Forum die Augen offen halten!
Coelosoma floridanumEine sehr kleine Kugelspinne mit interessanter Biologie des Männchens (siehe Wiki). Es gibt bisher nur sehr wenige
Nachweise der Art um Berlin, die allesamt von K. H. Kiehlhorn, wahrscheinlich hauptsächlich aus Gewächshäusern, erbracht wurden. Das müssen wir ändern!
Steatoda triangulosaEine hübsche, mittelgroße Kugelspinne aus dem Mittelmeerraum, die bisher oft in Häusern, meist entlang der Flusstäler, gefunden wurde. Jedoch gibt es auch
Nachweise aus Berlin. Potentiell dürfte sich die Art in jedem Haushalt halten, da "meine" Population sogar die Putzattacken meiner Mutter in ihrer Wohnung überlebt.
Steatoda grossaDas ist jetzt eine nicht nur relativ, sondern wirklich große Kugelspinne. Auf den ersten Blick ähnelt sie etwas einer schwarzen Witwe, ist jedoch harmlos. Die
Nachweise liegen sehr verstreut und sind noch wenige, es scheint aber, die Art kann plötzlich an Jedem Ort auftauchen. So habe ich letztes Jahr ein adultes Weibchen erhalten, das aus einer Postlieferung stammte.
Steatoda nobilisDiese Art ist noch größer als
Steatoda grossa, ist aber kein Kosmopolit, dennoch mit starker Expansionstendenz. Die ersten
Nachweise für Deutschland stammen aus diesem Jahr (aus Köln) und von einem Mitglied des Forums! Daher sind besonders im Westen weitere Nachweise aus Gewächshäusern und ähnlichem zu erwarten.
Noch nicht in Deutschland nachgewiesene ArtenLatrodectus geometricus (Braune Witwe)
eine kosmopolite Witwenart mit (für die Gattung) relativ schwacher Giftwirkung, die schon in etlichen Ländern, auch in Europa, aufgetaucht ist (mitunter auch etabliert). Besonders in Gewächshäusern und Lagerhäusern zu erwarten.
Theridula gonygaster (und
T. opulenta)
In Spanien etabliert, könnte diese hübsche kleine Kugelspinne auch in Deutschland auftauchen.
Chrysso sp.Kleine Kugelspinnen mit caudaler Verlängerung des Hinterleibs. In Europa kommt eine Art in freier Wildbahn (
Chrysso nordica) vor, eine andere wurde bisher in Holland (
Chrysso spiniventris) eingeführt gefunden, andere sind ebenfalls eingeführt möglich.
Andere Arten, deren (falls vorhandene) Funde von besonderer Wichtigkeit wärenLatrodectus hasselti (Redback)
Hochgiftige Witwenart aus Australien, für die Meldungen aus belgischen Gewächshäusern vorliegen. Hochinvasiv, konnte sich bisher in Japan und Neuseeland etablieren, wo sie kostenintensiv bekämpft wird.
Latrodectus mactansDie amerikanische Schwester unserer europäischen
Latrodectus tredecimguttatus, wurde schonmal nach Deutschland mit Paketen eingeschleppt und wird in der Terraristik gehalten. Ich denke, besonders das Importieren mit der allgemeinen Logistik stellt ein Problem da. Schwarze Kugelspinnen mit einer roten Sanduhr auf dem Bauch sollten vorsichtshalber gefangen und zur Determinierung hier eingestellt oder an ein Museum geschickt werden.
Wozu das alles?Es wäre wünschenswert, besser über die Verbreitung dieser Arten Bescheid zu wissen, da es sich, trotz der meist an Gebäude gebundenen Lebensräume, immer noch um potentielle Neozoen handelt. Eingeschleppte Arten sind immer für eine Überraschung gut und sollten im Auge behalten werden, um die Gefahr für die einheimische Fauna und Flora (und auch für den Menschen) zu minimieren.
Was will der Tobias denn nun von uns?Falls denn nun jemand eine der genannten Arten im Bestimmungsforum bestimmt bekommt oder selbst determiniert, kann er den Fund mit dem Foto (bitte eingebettet,
nicht erneut hochladen), dem richtigen Fundort-TK (25) (TK25-Ermittlung
-->Link) und den Koordinaten (über Google Maps bzw. earth) hier einstellen. Ich leite das dann später gesammelt weiter und der Fund wird mit dem Name des Finders eingetragen und vlt. noch der Projektbezeichnung eingetragen.
Zusätzlich werde ich die Daten intern sammeln und gegebenfalls für eine Publikation auswerten, falls sich neue Erkentnisse für die Arachnofauna ergeben (daher sollten sie so genau wie möglich sein).
Ebenfalls können mir Funde zugeschickt werden (Adresse über PN). Ich würde diese determinieren und ebenfalls in die Karten eintragen lassen.
Eine BitteBitte nicht in diesem Thread diskutieren oder über das Thema plaudern, dann lieber einen neuen anlegen. Gleichzeitig soll er nämlich als Übersicht für die (fotographischen) Nachweise dienen.
Falls jemand von den etablierten Mitgliedern ein solcher Nachweis im BF auffällt, kann er ruhig den Anstoß geben, das hier zu posten :-).
Gleichzeitig werde ich hier über eventuelle Neuigkeiten auf dem Gebiet berichten oder selbst interessante Nachweise einstellen.
Ein BeispielParasteatoda tepidariorum, N 48 48 23 O 9 12 18, Wilhelma im maurischen Gewächshaus an Innenwand, TK 7121-3
Tobias