Autor Thema: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017  (Gelesen 4724 mal)

Martin Lemke

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[NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« am: 2017-01-24 13:26:42 »
Spinnenkurs | 31.08.–03.09.2017
Leitung: Dr. M. Kreuels, Münster
Der Spinnenkurs möchte den Teilnehmern einen Zugang zu einer
Tiergruppe ebnen, die zwar überall gegenwärtig ist, über die aber
die Meisten nur wenig wissen. Er richtet sich dabei an den inter-
essierten Laien genauso, wie an den Studenten. Neben einer Ein-
führung in die Morphologie (Bestimmung), werden Artkenntnisse
und biologische Inhalte vermittelt. Dazu zählen vor allem Fänge
im Freiland. Inhaltliche Ausflüge haben die Kulturgeschichte
und die verbreitete Angst vor Spinnen zum Ziel. Für Schädlings-
bekämpfer, Mediziner und Medizinstudenten wird der Kurs die
in den letzten Jahren neu eingewanderten Spinnenarten und ihr
Gefahrenpotential für den Menschen behandeln. Ebenfalls Teil
des Kurses sind die Zecken als Spinnenverwandte. Hierbei geht
es um ihre Erkennung, Nachweise im Gelände, medizinische
Bedeutung als Krankheitsüberträger und um den Schutz vor
Stichen für den Menschen. Kursgebühr: 31,00 € / 41,00 €


Wie immer, kann der Kurs auch als Bildungsurlaub gebucht werden.

Martin

Text ist original aus dem Flyer der LWL
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Kirsten

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #1 am: 2017-04-26 11:52:16 »
um den Schutz vor Stichen für den Menschen.

Huch?!? Interessant. Den Zeckenstachel würde ich dann auch gerne sehen ;-)

sylvia #1

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #2 am: 2017-04-26 17:26:03 »
Hallo Kirsten
Ja, es ist richtig: Zecken stechen, sie haben keine Beißwerkzeuge, leider wird dieser Nonsens vom Zeckenbiß überall abgeschrieben und steht so sogar zT in medizinischen Veröffentlichungen. Und schön vergrößert sieht dieser Stachel mit seinen Widerhaken auch richtig beeindruckend aus. Das ist übrigens das kleine dunkle spitze Teil, das vorn am Zeckenkopf zu sehen ist, wenn Du eine Zecke richtig komplett entfernt hast!
LG
Sylvia

Kirsten

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #3 am: 2017-04-26 18:09:45 »
Hi Sylvia,

jetzt bin ich aber platt. Ich dachte immer, die stecken den ganzen Kopf in die Wunde, man sagt doch "aufpassen, dass der Kopf nicht abreißt". Da bin ich nun so viele Jahre "im Dunklen" gewandert. Danke für die Aufklärung. Hab jetzt alles noch mal genau nachgelesen.

Was hat meine Oma immer gesagt? Kannst alt werden wie 'ne Kuh, lernst immer noch dazu.

Ich finde den Gedanken an einen Stachel in meiner Haut irgendwie besser, als ein ganzer Kopf, obwohl es aufs Gleiche hinausläuft.

Rainer Breitling

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #4 am: 2017-04-26 18:24:23 »
Zecken stechen, sie haben keine Beißwerkzeuge,...
Ganz so einfach ist das aber nicht (Biologie ist ja immer faszinierend komplex). Bei einem Zeckenbiss schneiden zunächst die Zähne der Chelizeren durch die Haut, erst danach kommt das Hypostom mit seinen beeindruckenden Widerhaken zum Einsatz, also bloss als Sauganker, weniger als Stachel, der wie bei Biene, Mücke oder Skorpion im Alleingang die Haut durchstechen könnte. Auch vergleichend-morphologisch handelt es sich um einen Biss, denn die beteiligten Zähne stehen auf dem beweglichen Glied der Chelizeren, entsprechen also den Kieferklauen der Spinnen (und von einem Spinnenstich spricht heutzutage doch kaum noch jemand).

Hier gibt's ein Video dazu:
http://phenomena.nationalgeographic.com/2013/10/30/heres-what-happens-when-a-tick-bites-you/

Beste Grüsse,
Rainer

sylvia #1

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #5 am: 2017-04-26 22:16:56 »
 ;D
Ja, Rainer da hast Du vollkommen Recht und diese Details kenne ich schon, aber es ist wie Du selber sagst faszinierend komplex. Da das Einritzen aber nur dem eigentlichen Stich dient, kenne ich diese Darstellung des Gesamtvorgangs als "Stich" und die ist mir persönlich auch die logischere und besser  passende.(Aber ich glaube auch hier ist es ein bisschen wie mit Vielem in der Medizin wenn man abweichende Meinungen hat : der Lehrstuhlinhaber hat die Deutungshoheit / "Lehrmeinung").
LG
Sylvia

Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #6 am: 2017-04-26 23:53:44 »
Ich fasse die Darlegungen mal auf eine einfacher Formel zusammen: Ob eine Zecke beißt oder sticht, ist Wumpe.

Als Kirsten ihre etwas ironisch Kritik gepostet hatte, fiel mir ins Gedächtnis, dass Sylvia mal davon sprach, dass man von Zeckenstichen sprechen müsse, aber da ich das nicht näher erläutern konnte, hielt ich lieber meinen Mund. Nach Rainers Darstellung würde ich das auch einen Biss nennen, aber wirklich wichtig (im Sinne einer Richtigstellung) finde ich diese Unterscheidung nicht.

Martin
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John Osmani

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #7 am: 2017-04-27 00:06:06 »
Ich darf mir erlauben hinzuzufügen, dass Parasitologen eindeutig vom Zeckenstich sprechen

Das Stechorgan ist dabei die Chelizere der Zecke

Herr Prof.Aspök hat sich ausführlich damit beschäftigt

Dies alles ist in seinem grandiosen Werk "Krank durch Arthropden" nachzulesen

Das Buch ist das Beste was es zu diesem Thema auf dem Markt gibt

http://www.oegef.at/pdf/Parasitenbuch.pdf

Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #8 am: 2017-04-27 08:36:12 »
Besitzt Du das Buch?

Den einen oder anderen Artikel darin würde ich vielleicht gern mal lesen, ich will aber nicht gleich das ganze Buch erwerben (85 €).

Vielleicht kannst Du es mir mal leihen? Wir sehen uns ja demnächst.

Martin
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Rainer Breitling

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #9 am: 2017-04-27 09:05:25 »
Ich fasse die Darlegungen mal auf eine einfacher Formel zusammen: Ob eine Zecke beißt oder sticht, ist Wumpe.
Salopp formuliert, aber genau so ist es :D Wenn ein "Lehrstuhlinhaber" die eine oder andere Vokabel bevorzugt, dann hat das soziologische Gründe, keine wissenschaftlichen. Man kann einen Akademiker ja nicht immer an Haarschnitt oder Klamotten erkennen; deshalb ist ein bisschen "Geheimvokabular" sehr hilfreich, um die Gruppenzugehörigkeit zu markieren ("Wer 'Zeckenbiss' sagt, der war nicht bei mir im Seminar [ist kein Wissenschaftler, ist ein bisschen dumm...]."). Diese Verwendung von sprachlichen Mechanismen der Ab- und Ausgrenzung kennt man ja von vielen Gruppen (hier in England sind wir besonders extrem in dieser Hinsicht), und sie sind meistens harmlos. Man darf bloss nicht vergessen, dass die Wortwahl letzten Endes völlig willkürlich ist, und dass es da kein richtig oder falsch gibt.

Ich darf mir erlauben hinzuzufügen, dass Parasitologen eindeutig vom Zeckenstich sprechen
Die meisten Parasitologen sprechen (schreiben) heutzutage ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf Englisch, und im Englischen gibt es nur einen "tick bite", keinen "tick sting"; auch die Mücken beissen im Englischen und stechen nicht (ngram). Im Deutschen sieht das anders aus: Mücken können in Deutschland nur stechen, nicht beissen (ngram). Aber Zecken haben schon immer beides getan, die Plagegeister: sie beissen und stechen sich seit 100 Jahren durch die parasitologische und medizinische Fachliteratur (ngram). In Frankreich sieht das ähnlich aus: Mücken stechen, Zecken können sich nicht entscheiden (aber hier haben sie erst in den letzten dreissig Jahren angefangen, im grossen Stil zu beissen [ngram]).

Wie gesagt, alles ganz willkürlich, und die biologische Realität ist viel komplexer, als dass sie sich auf eine einfache Wortwahl reduzieren liesse.

Beste Grüsse,
Rainer

Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #10 am: 2017-04-27 11:21:06 »
Ngram ist mir vollkommen neu. Damit kann man ja Stunden verbringen!

Es ist schon erstaunlich, was sich aus der Entwicklung technischer Mööglichkeiten (automatisches Scannen von Büchern) und deren Umsetzung gepaart mit anderen Techniken (Data Minung) ergibt. Features, die man sich nich mal gewünscht hätte, weil sie jenseits des vorgestellten lagen – aber das ist wohl eine Frage des Horizonts, den Linguisten haben sich sowas vielleicht längst gewünscht.

Nun kann man sich darüber streiten, welcher Lehrstuhl die Definitionshoheit hat. Der Biologe oder der Mediziner.

Martin
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Jürgen Guttenberger

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #11 am: 2017-04-27 11:29:29 »
@ Martin,
als einzelne Artikel sind sie hier zu finden.

Jürgen

Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #12 am: 2017-04-27 11:31:03 »
@ Martin,
als einzelne Artikel sind sie hier zu finden.

Danke!

Martin
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Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #13 am: 2017-04-27 11:59:25 »
Besonders interessant finde ich N-Gramme von Begriffen, die die (Un-) Aufgeklärtheit unserer Gesellschaft wiederspiegeln:

Stigmatisierung: positives Beispiel, posisives Beispiel 2, aber leider haben auch ausgestorben geglaubte Wort noch richtig Konjunktur, z. B. der Sittenstrolch und Nazijargon. Das ist wirklich beunruhigend, obwohl das N-GRamm ja keine Information darüber liefert, in welchem Kontext die Worte und Phrasen gebraucht wurden.

Schade, dass es sowas nicht jahresaktuell mit Zeitungen und Zeitschriften gibt.

Aber ich schweife ab...

Martin
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Kirsten

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #14 am: 2017-04-27 14:37:26 »
Wie gut, dass ich das hier mal, wenn auch etwas unfreiwillig, angesprochen habe. Was daraus für eine lebhafte und interessante Diskussion geworden ist. Nun fühle ich mich auch schon nicht mehr ganz so dumm  ;) Ich danke Euch  :-*

John Osmani

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #15 am: 2017-04-28 15:59:48 »
Besitzt Du das Buch?

Den einen oder anderen Artikel darin würde ich vielleicht gern mal lesen, ich will aber nicht gleich das ganze Buch erwerben (85 €).

Vielleicht kannst Du es mir mal leihen? Wir sehen uns ja demnächst.

Martin

Ich könnte dir das Buch leihen solange die Exkursion andauert

Es ist ein 3 kg Mammutwerk, und von der Aufmachung und vom Inhalt her im Grunde viel zu günstig

So ein Werk ist im Grunde unbezahlbar

Aber mindestens das doppelte wert

Ich würde es als Buchliebhaber auf ca. 150 Euro veranschlagen - je nach Auflagenhöhe

Martin Lemke

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Re: [NRW] Spinnenkurs 31.8.–3.9.2017
« Antwort #16 am: 2017-04-28 23:49:57 »
Es ist ein 3 kg Mammutwerk, und von der Aufmachung und vom Inhalt her im Grunde viel zu günstig

Ich beurteile Bücher eher nach der Verständlichkeit seines Inhalts und weniger nach Gewicht. Folianten sind mir eher ein Greuel, da eher unhandlich.

Ich denke da eher an das eine oder andere Kapitel als interessante Quelle fürs Wiki. Jürgen hat ja schon einen Link gezeigt, wo man das kapitelweise als PDF laden kann. Das sollte reichen oder sogar besser zu handhaben sein.

Aber bringe das Buch gerne mit zur Exkursion. Mal durchblättern ist ja auch mal ganz nett.

Martin
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