Forum europäischer Spinnentiere
Exkursionsberichte (Reports of excursions) => Exkursionberichte (Reports of excursions) => Thema gestartet von: Arno Grabolle am 2017-07-09 22:13:28
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Hallo Forum,
eigentlich ist es keine richtige Spinnen-Exkursion gewesen. Ich wollte nur mal probieren, wie ich von München aus in die Alpen komme und mal wieder ein bisschen ins Grüne. Also habe ich mir für den Samstag ein erreichbares Ziel am Fuße des Karwendel-Gebirges gesucht.
Zuerst war ich ein wenig im Wald unterwegs, aber das war vor allem Fichtenforst ohne Wanderwege. Am Nachmittag habe ich mich dann in dem fantastischen Flussbett umgeschaut. Diese riesigen weißen Kiesbetten mit unzähligen kristallklaren Wasseradern und Tümpeln sind unheimlich faszinierend. Hier habe ich dann doch ein wenig nach Spinnen gesucht und bin auch fündig geworden.
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Nach einem Gewitterschauer verdampften die aufgeheizten Steine der Kiesbänke das Regenwasser.
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Arno
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Seitlich des eigentlichen Flussbettes bilden sich interessante moorartige Biotope mit unmengen an Orchideen. Hier habe ich aus Zeitgründen nicht nach Spinnen gesucht. Aber ein Thanatus spec. lief mir über den Weg.
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Zu den Spinnen: Die häufigste Art war Piratula knorri:
Piratula-knorri_Karwendel_17-07_01-female.jpg (145.58 KB . 1000x715 - angeschaut 588 Mal)
gefolgt von Pardosa wagleri, einer der schicksten Wolfspinnen, die ich je gesehen habe.
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Dann gab es noch ein ausgewachsenes Arctosa maculata Weibchen (neben einigen Jungtieren der Art).
Arctosa-maculata_Karwendel_17-07_01-female.jpg (156.19 KB . 1000x718 - angeschaut 624 Mal)
Arctosa-maculata_Karwendel_17-07_02-female.jpg (142.33 KB . 1000x612 - angeschaut 648 Mal)
Ich habe noch andere Spinnen gefunden, die ich nicht fotografiert habe (u.a. Heliphanus spec., Gnaphosa spec., Drassyllus pumilus, Micaria spec., Clubiona spec. usw.)
Arno
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Da hat Dich die bayerische Natur ja schnell gepackt! Ich bin mir ganz sicher, da kommt noch viel interessantes.
Wie lange warst Du denn an dem Tag unterwegs?
Martin
BTW: Dem Foto Karwendel_17-07_06.jpg hätte ich ohne weiteres Nachfragen geglaubt, wenn Du gesagt hättest, Du hättest es in Alaska aufgenommen und musstest Dich vor den Bären hüten.
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Hallo Arno
Einfach fantastisch! Ich liebe diese Kiesbetten der Alpen- Flüsse. Besonders beeindruckt hat mich da immer der Tagliamento! Der ist aber noch ein bisschen weiter weg . Es ist der letzte wirklich ungezähmte Fluß der Alpen. Aber der Isar-Oberlauf ist auch toll. Ich freue mich schon sehr auf Deine nächsten Exkursionen.
LG
Sylvia
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@Martin: Man fährt von hier aus 1h 15 min. Ich habe mich nicht besonders beeilt und war erst 11 Uhr dort. Dann habe ich bis etwa 18:30 dort die Zeit genossen und war gegen 20:00 wieder zu Hause.
Arno
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Ich hoffe, die Heliphanus spec. hast Du eingesammelt. Wenn Du sie auf den Kiesbänken gefunden hast, könnte es sich um H.patagiatus handeln. Die Art wurde in Deutschland und umliegend noch nicht so oft nachgewiesen. Die Eveline und noch jemand hatten zu dem Thema mal eine kleine Arbeit (http://www.kleinesganzgross.de/pubs/MZGB11_377_383.pdf) publiziert.
Gruß
Micha
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Hallo Arno,
das muss zwischen Wallgau und dem Sylvensteinspeicher sein; da bist Du an dem letzten Stück Alpenfluss in Deutschland gelandet, das noch in einem solchen Zustand ist. Das letztemal war ich da vor mindestens einem Vierteljahrhundert. Es tut gut zu sehen, dass es das immer noch tatsächlich gibt.
Bitte noch Bilder.
Gruß aus Stuttgart am Neckar
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GEIEL!
Schön, dass du gleich die neue Heimat erkundest!
An der Isar leben auch noch viele mittlerweile extrem selten gewordene Heuschrecken.
LG,
Jonathan
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@Wolfgang: ganz genau. Ich bin diese kostenpflichtige Straße rein gefahren, die direkt an der Isar entlang führt und habe mein Auto an einem der etwa 5 erlaubten Parkplätze abgestellt. Von da aus waren es nur ein paar Schritte bis zum Flussbett. Leider wird die Stelle (trotz NSG) von vielen Einheimischen/Wochenend-Urlaubern als Sonn- und Badestrand genutzt. Anthropogene Spuren (Müll/Feuerstellen) waren überall zu finden und die Menschen natürlich auch ;)
Mehr Bilder gibts leider erstmal nicht. Vielleicht beim nächsten Besuch ...
@Jonathan: Ja, es war schon deutlich Heuschrecken-Saison. abends begannen sie überall zu zirpen. Neben diversen „Grashüpfern“ fiel mir eine fast weiße „Gnubbelschrecke“ auf, die ich fast noch fotografiert habe. Wie heißen denn die ganz kompakten, bei denen man auf den 1. Blick nicht einmal die Sprungbeine sieht ...
@Michael: mir war der Hint mit der Heliophanus-Art nicht entgangen, und eure Arbeit habe ich auch schon gesehen (überflogen). Deshalb habe ich natürlich alle drei Exemplare mitgenommen (eins ist noch winzig). Aber, wenn ich nach den Fotos im Wiki gehe, ist es wohl nicht die Art. Meine Tiere haben einen weißen Streifen am Opi-Vorderrand, ein Tier hat sogar weiße Flecken auf dem Opi. Aber alle sind kräftig weißlich behaart (kein Wunder in diesem Lebensraum ;)
Ich sehe gerade, dass das eine Tier in heute Nacht in der Haut stecken geblieben ist. Könnte aber die Reifehaut gewesen sein ... mein Equipment ist noch gar nicht so richtig wieder aktiv ... vielleicht kann ich trotzdem mal versuchen zu schauen. Ist die Epigyne eindeutig?
Nachtrag: Habe mein Präparierbesteck wiedergefunden. Es war die Reifehaut und die Epigyne ist eindeutig. Es ist tatsächlich H. patagiatus.
Arno
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Moin zusammen,
BTW: Dem Foto Karwendel_17-07_06.jpg hätte ich ohne weiteres Nachfragen geglaubt, wenn Du gesagt hättest, Du hättest es in Alaska aufgenommen und musstest Dich vor den Bären hüten.
das war auch genau mein Gedanke! :)
Eine tolle Gegend! Mir gefällt das zweite Bild aber noch besser. "Tiefe dunkle Wälder" sind meine bevorzugten Reviere - auch wenn die Artenvielfalt gegenüber dem Waldrand natürlich deutlich abnimmt. Aber die Stimmung ist einfach ganz was Besonderes. Ich mag das.
Viele Grüße,
Jörg
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Aber alle sind kräftig weißlich behaart (kein Wunder in diesem Lebensraum
Als ich das gelesen habe, dachte ich sofort, dann ist sie das bestimmt. Denn auch mir war bei dieser Art aufgefallen, dass sie so gar nicht wie die anderen Heliophanusse aussehen - so viel weiß!
Nun hast Du es bestätigt. Wenn Du noch ein Weibchen übrig hast - ich schulde Micha noch eines ;).
Klasse, wie Du Dein Umfeld eroberst, obwohl Du noch keine zwei Wochen dort bist!
liebe Grüße
Eveline
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So deutlich finde ich das allerdings gar nicht. Ich habe vor vielen Jahren in Ungarn mal Heliophanus simplex (https://wiki.arages.de/index.php?title=Heliophanus_simplex) gefunden, der da noch viel weiter geht.
Ich habe auch eine Micaria-Art gefunden, die aussieht wie eine kleinere M. pullicaria, aber mit sehr viel weißer Behaarung am Körper. Eine kurze Indizienrecherche ergab, dass es sich um M. nivosa handeln könnte.
Arno
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So deutlich finde ich das allerdings gar nicht.
Als Jungtier fand ich die Art auch nicht sonderlich auffällig. An so viel weiße Haare kann ich mich gar nicht erinnern.
@Eveline:
Nun hast Du es bestätigt. Wenn Du noch ein Weibchen übrig hast - ich schulde Micha noch eines
Du weißt ja wo sie wohnen. Eine Bestätigung der "Population" wäre ja sicherlich eh mal nicht schlecht.
Gruß
Micha
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Ja, so krass weiß behaart ist die Art nicht. Aber wenn man sich die Tiere unterm Bino anschaut, ist es schon auffällig.
@Micha: Willst du die Tiere haben? Das großere Tier ist sicher ein sa. f, bei dem kleinen kann man es noch nicht sagen. Das tote f könnte ich für deine Sammlung mitschicken ... Ein Foto das Weibchens aus deiner Hand fehlt ja noch.
Arno
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Ja, mach ruhig. Im Moment komme ich zwar gerade nicht zum Fotografieren, aber da die Tiere ja noch nicht adult sind, paßt das perfekt. Das tote Tier nehme ich auch - meine Sammlung freut sich :)
Gruß
Micha
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Pardosa-wagleri_Karwendel_17-07_03-female.jpg (120.01 KB . 1000x646 - angeschaut 535 Mal)
Mein Fotozelt steht nun wieder ... hier noch ein paar nachfotografierte Arten:
Pardosa cf. agricola:
Pardosa-cf-agricola_Karwendel_17-07_02-female.jpg (159.49 KB . 1000x780 - angeschaut 570 Mal)
Pardosa-cf-agricola_Karwendel_17-07_01-female.jpg (100.81 KB . 1000x810 - angeschaut 545 Mal)
und die nur etwa 3,5 mm lange Micaria cf. nivosa:
Micaria-cf-nivosa_Karwendel_17-07_02-female.jpg (115.21 KB . 1000x736 - angeschaut 532 Mal)
Micaria-cf-nivosa_Karwendel_17-07_01-female.jpg (150.64 KB . 1000x677 - angeschaut 573 Mal)
Arno
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Kurzer Nachtrag: eine kleine (5 mm), recht feuchtigkeitsbedürftige Gnaphosa, die ich in Wassernähe auf so einer Kiesbank fand. Ich denke inzwischen, es könnte sich um ein Jungtier von G. muscorum handeln.
Gnaphosa-cf-muscorum_Karwendel_17-07_01-juv.jpg (144.81 KB . 1000x762 - angeschaut 581 Mal)
Arno
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Hallo Arno,
bist Du sicher, dass es sich bei der hellgrauen Pardosa um P.wagleri handelt? Ich habe wagleri bisher nur in tieferen Lagen gefunden (also z.B. hier am Bodensee in Kiesgruben o.ä.), die sehr ähnliche Schwesterart P.saturiator höher..
Siegfried
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Hi Siegfried,
So sicher man sich halt mit den beiden Arten sein kann. Genital scheinen die ja kaum unterscheidbar zu sein. Es sprach nichts gegen wagleri. Und der Fundort liegt bei 800 m und mitten im Flussbett. Wenn ich das richtig verstehe, lebt saturatior bei >1200 m (Ausreißer vielleicht mal bei 1000 m) aber auch eher auf Geröll und weniger in breiten Fussbetten (die es da oben eh nicht mehr gibt). Und hier an der Isar vor der Haustür gibt es ganz genau so aussehende Spinnen.
Arno
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Schade,
ich hatte auf was gut objektivierbares gehofft..
Siegfried
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Ich versuche mal eindeutige P. saturatior zu finden. Dann kann ich vielleicht mehr sagen.
Arno
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Hierbei handelt es sich nicht um P. agrestis, sondern um Pardosa torrentum:
(https://forum.arages.de/index.php?action=dlattach;topic=23089.0;attach=180131;image)
Arno
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Ich bin am WE endlich mal dazu gekommen ein paar Deiner Fundstücke zu fotografieren. Das Licht war zwar nicht so dolle, aber wer weiß, wann ich wieder dazu komme. Das Weibchen stammt zwar von Deiner Exkursion zum Isarufer nordöstlich von Schäftlarn, aber da gibt es scheinbar keinen Bericht von Dir dazu. Außerdem kann man so gleich beide Geschlechter der für mich schönsten einheimischen Heliophanus - Art auf einen Blick bewundern.
Gruß
Micha
PS: Für alle, die nicht erst den ganzen Thread lesen möchten - es handelt sich hier um H. patagiatus.
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Und das Weibchen...
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Schick!
Ja, die Art ist hier in den Isar-Kiesbetten gut etabliert und eigentlich überall zu finden.
Arno