Sonstig Faunistisches (Other faunistic topics) > Sonstiges zu Spinnentieren (Other aspects of arachnids)

Drassodes lapidosus oder so

(1/2) > >>

Arno Grabolle:
D. lapidosus und D. cupreus werden in der Literatur aktuell zumeist als zwei Arten angesehen (SpiMi, Roberts), ab und zu aber auch als Extremformen einer Art (Grimm). Eine Studie von Bolzern & Hänggi (2006) zeigte, dass die beiden Taxa nach den Cheliceren und Geschlechtsorganen nicht eindeutig zu trennen sind.

Meine Verwirrung steigt auch weiter, nachdem ich heute ein männliches Exemplar vom Mai vergangenen Jahres exhumiert habe. Es besitzt nur zwei Zähne auf der Innenseite der Cheliceren, wo eigentlich drei sein sollten. Die beiden unteren (bei der lapidosus-Form sehr nahe stehenden) sind wahrscheinlich so weit aufeinander zugerückt, dass sie zu einem verschmolzen sind.

Arno

Bastian Drolshagen:
hi Arno,
ich weiß nicht wie es bei Araneomorphae und speziell bei Drassodes ist, aber bei Theraphosidae ist es so, dass die Anzahl der ventralen Zähne auf den Chelizeren von Tier zu Tier und dort sogar von Seite zu Seite schwankt.
Dass bei einem Individuum bzw. im Laufe der Entwicklung dieses Individuums Zähne miteinander "verschmelzen" halte ich für unwahrscheinlich.
Man müsste einige Tiere beider Arten untersuchen und schaun ob die Anzahl der Zähne konstant ist (bezogen auf die Art). Sollten sich Tiere mi gleicher Ausbildung der Epigyne/Bulbi in der Anzahl der Zähne unterscheiden, dann müsste man weiterschaun wie konstant diese Varianz ist um überhaupt beurteilen zu können ob die Anzahl der Zähne ein valides Unterscheidungsmerkmal ist, bzw. ob es sich um eine variable Art, oder zwei Arten handelt.

Michael Hohner:
Einen Fund dieser Art habe ich als Drassodes lapidosus verbucht. Wuerde mich aber nicht wundern, wenn irgendwann beide Arten zu einer verschmolzen werden.

Arno Grabolle:
Guten Abend,

@Michael: Hattest du die männl. Cheliceren fotografiert?

@Bastian: Ja, mir ist klar, dass das alles auch variieren kann. Dass die Zähne sogar auf den beiden Cheliceren eines Individuums nicht ganz gleich ausgebildet sind, sieht man auch an meinem Foto: Auf der linken Seite ist der Zahn ja kaum noch als solcher zu erkennen.

Das Thema ist in der angesprochenen Arbeit von Bolzern & Hänggi besprochen worden (siehe Anhang). Die Variabilität der einzelnen, zur Bestimmung herangezogenen, Merkmale ist so groß, dass keine eindeutige Bestimmung gewärleistet werden kann. Ob die beiden Arten synonymisiert werden müssen, konnte nicht festgestellt werden (zu wenig untersuchte Merkmale).

Mir war bereits bekannt, dass es zwischen den beiden eindeutigen Cheliceren-Bezahnungs-Mustern, wie sie z.B. hier gezeigt werden, Übergänge gibt. Dass es weit links vom Lapidosus-Typ (sozusagen) auch noch Varianten gibt, bei denen, die beiden unteren Zähne so dicht stehen, dass sie zu einem werden, hat mich dann aber überrascht.

Bei meinen Nachforschungen fand ich allerdings gestern bei Grimm (Die Gnaphosidae Mitteleuropas, 1985) eine ganz ähnliche Abbildung. Allerdings sind dort noch zwei Zähne zu erahnen. Mein Exemplar scheint also schon eine ziemlich extreme Form zu sein.

Ich hänge mal noch ein Cheliceren-Foto eines anderen Individuums an, welches die ziemlich eindeutige Cupreus-Form zeigt.

Arno

Aloys Staudt:
Hallo Arno,
meinen Beobachtungen zufolge scheint es bei den beiden "Arten" ökologische
Unterschiede zu geben.

Drassodes lapidosus --> wärmeliebend, in steinigen Habitaten (der Name passt also!)
Drassodes cupreus --> ohne solche Bindung

Diese Beobachtungen würden auch die beiden völlig verschiedenen Verbreitungsmuster
in den Nachweiskarten erklären.

Daher bleibe ich wie bisher bei der differenzierten Erfassung, auch wenn die Unterscheidungs-
merkmale nicht sehr überzeugend sind. Ein Mehraufwand ist ja nicht gegeben.

________________
Aloys

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln