Hallo miteinander,
Heute gibt es mal meinen kleinen Exkursionsbericht von mir:
Das Naherholungsgebiet Tapachtal liegt in Stuttgart, genauer in Zuffenhausen-Rot. Dieses Wohngebiet entstand nach dem Zweiten Weltkrieg um Flüchtlingen und Heimkehrern, vor allem aus Preußen und Pommern, preisgünstig neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das prägte das Viertel nachhaltig.
Im Grunde besteht das Tapachtal aus mehreren großen Wiesen mit Gebüschrand, einem Spielplatz, einer Wetterstation und einer Sportanlage. Der große Vorteil für Arachnologen ist, das ein Großteil der abschüssigen Wiesen kaum bzw. gar nicht gemäht wird und zudem in jüngerer Vergangenheit mit Apfelbäumen bepflanzt wurde. Der Boden der Wiesen ist durchgehend sehr feucht mit einer gesunden Moosschicht, während die Gräser zurzeit durchaus 1, 70 m und länger sind.
Durch diese Kombinationen ergibt sich, vor allem für ein kernurbanes Habitat, ein netter Querschnitt durch unsere heimische Arachnofauna.
Daher beschloss ich gestern (23.07.11), mal wieder ein wenig dort sammeln zu gehen (13.30 bis 18.20). Da ich meine halbe Kindheit dort verbracht habe, besteht auch eine gewisse emotionale Verbindung :-)
Meine Ausrüstung bestand aus Klopfschirm, Streifkescher und meinen Händen.
ich versuche immer möglichst alles im gleichen Rahmen zu benutzen, um eine gewisse Ausgewogenheit zu wahren.
Anfangs sammelte ich auf einer der ungemähten Wiese und deren Büschen (1).
Blick auf die andere Seite (mit netten Wolken):
Hier fanden sich u.a. viele Philodromuse, unzählige
Xysticus-Jungtiere und erstaunlicherweise
Synema globosum im Klopfschirm. Diese Art ist für BW ja recht häufig gemeldet, allerdings hatte ich sie so nahe der Stadt und der Straßen nicht erwartet. Ich hatte die Gattung etwas verzweifelt in Kroatien gesucht und nicht gefunden, daher freute mich der Fund umso mehr.
Weiter gings dann zu einem kleinen Hang, der etwas Trockenwiesecharakter hatte (2). Auf der Wiese daneben findet sich jedes Jahr eine gewaltige
Argiope-Kolonie, die wesentlich dichter als auf der ganzen anderen Fläche erscheint. Daher stammen auch die Tiere, die ich letztes Jahr mal H. Krehenwinkel geschickt hatte.
Dahinter wurde gerade ein Tennistunier abgehalten, und ich durfte jeden Punkt durchs Mikro mithören, was recht ablenkend war. Eine einzelne Mohnpflanze hatte sich auch dorthin verirrt. Ich fühlte mich ihr irgendwie verbunden.
Anschließend ging es zu einer noch jungen Streuobstwiese mit sehr feuchtem Boden und einer dicken Krautschicht (3).
Hier fanden sich u.a. eine
Zora cf. spinimana und weitere Synemas in den Büschen.
Pardosa pullata und
Pirata latitans am Boden zeigten Bodenfeuchtigkeit an, was auch der Acker-Schachtelhalm (Bild) bestätigte (Zeigerart für Staunässe). Erstaunlicherweise fand sich dort auch eine
Enoplognatha latimana, die eigentlich eher trockene und warme Flächen bevorzugt.
Artenliste:
K=Klopfschirm
H=Handsammlung
S=Streifkescher
Agelenidae
Tegenaria agrestis f (H)
Anyphaenidae Anyphaena accentuata juv. (K)
Araneidae Araneus diadematus juv. (K)
Argiope bruennichi juv/subadult
Mangora acalypha f (S)
Gnaphosidae Zelotes sp. sub. m (wird aufgezogen) (H)
Linyphiidae Linyphia triangularis f,m (H)
Diplostyla concolor f (H)
Erigone dentipalpis f (H)
Lycosidae Pardosa pullata m (H)
Pirata latitans f (H)
PisauridaePisaura mirabilis (H,K,S)
Philodromidae Philodromus albidus f (K)
Philodromus aureolus f (K)
Philodromus cespitum f (K)
SalticidaeEvarcha arcuata m (H)
Tetragnathidae Pachygnatha degeeri f, m (H)
Theridiidae Enoplognatha latimana f (H)
Platnickina tincta f (K)
Thomisidae Synema globosum (K) f subadult
Xysticus kochi/cristatus Jungtiere
ZoridaeZora cf. spinimana f sub.
Tobias
Edit:
T. agrestis ergänzt, war aufgezogen worden