Autor Thema: Griechenland Mai 2010  (Gelesen 24066 mal)

Arno Grabolle

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Griechenland Mai 2010
« am: 2010-05-22 12:43:46 »
Hallo,

Nun bin ich seit gestern Nachmittag wieder zurück von meinem Exkursions-Marathon. Nach der Forumsexkursion in der Südheide ging es für mich gleich weiter nach Nordgriechenland. Einige oberöstrreichische „Spinner“ (Eigenbezeichnung) hatten diese einwöchige Reise mit Kleinbus und Fähre geplant. Die Truppe bestand aus vier Österreichern, Mario Freudenschuss und Johannes Nigl sind auch hier im Forum bekannt, Markus und Rudi, Henrik, einem Biologie-Promotionsstudent aus Plön, der hier mal nach Argiope fragte und meinereiner.

Fotos kann ich leider noch keine zeigen, die Kamera blieb beim eiligen Absprung in Rosenheim im Auto liegen und ist nach Linz wietergefahren. Wenn alles gut geht, kommt er nächste Woche per Post nach.

Unser Fährziel war Igoumenitsa, eine kleine Hafenstadt ganz am nordwestlichen Ende von Griechenland. Hier blieben wir einen Tag und fanden in Küstennähe gleich so viele exotische Spinnen, dass wir alle etwas überwältigt waren. Die Highlights waren ein riesiges Eresus walckenaeri-Weibchen, ein heller, giftiger Skorpion (Gattung Mesobutus) und Landschildkröten.

Eresus walckenaeri hat sich in den folgenden Tagen als recht häufige Art herausgestellt, die an den verschiedensten Orten wenig versteckt und in großer Anzahl zu finden ist. So fanden wir sie z.B. unter herumliegenden Autoreifen (Schutt und Müll in die Natur zu werfen ist eine weit verbreitete Tradition in Griechenland) oder in den bergseitig eingesprengten Felswänden einer befahrenen Gebirgsstraße. Die Art baut ihre Wohnröhre tatsächlich nicht in der Erde, sondern eher oberirdisch oder in Felsspalten. Die flächigen Fangnetze der ausgewachsenen Weibchen werden dann schon recht groß und auffällig (so groß wie eine aufgespreizte Hand). Die Weibchen haben einen breiten roten Streifen am Vorderrand des Opist. und waren z.T. beeindruckende 30 mm lang. Auch einige Männchen fanden wir.

Am zweiten Tag fuhren wir ins Landesinnere, Richtung Ioannina. Von hier aus wollten wir ins Timfi Gebirge, einem der wenigen Nationalparke in Griechenland. Das Wetter schreckte uns aber vorerst ab (Das Gebirge hing in dicken Regenwolken), sodass wir beschlossen noch einmal für zwei Tage an zur Küste zurück zu fahren. Wir steuerten also die Gegend von Preveza weiter im Süden an. Auch hier und an einigen Zwischenhalten machten wir wieder interessante Funde. Das Repertoire an neuen Arten schien unerschöpflich.

Bei unserem zweiten Anlauf ins Timfi-Gebirge war das Wetter dann besser und wir fanden im idyllischen Bergdorf auf Asprageli auf fast 1000 m Höhe ein stilvoll eingerichtetes Hotel mit herrlichen Zimmern für wenig Geld (Empfehlung für alle, die mal dort Urlaub machen wollen). Von dort aus erkundeten wir dann am vorletzten Tag den Nationalpark mit der größten Schlucht Griechenlands, der 600 m tiefen Vikos-Schlucht.

Den letzten Tag vor der Abreise verbrachten wir noch einmal am Strand bei Igoumenitsa. Ich nahm mir ein paar Stunden Zeit, das allererste Suchgebiet nach unserer Ankunft noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und fand noch einmal einige neue Arten. Unter anderem fand ich in den letzten Minuten vor Abfahrt der Fähre sozusagen noch die quasi unsichtbaren Röhren einer Falltürspinne (Nemesiidae).

Die Reise war insgesamt recht anstrengend (v.a. die jeweils fast zwei Tage An- und Abreise), aber hoch interessant, spannend und lohnenswert. An die Auswertung der mitgebrachten Spinnen darf ich allerdings nicht denken ...

Arno

Tobias Bauer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #1 am: 2010-05-22 19:48:45 »
Da bin ich ja mächtig gespannt auf die Fotos. Hast du denn auch Filistatidae gefunden oder sogar mitgenommen (du hattest ja mal Werner gefragt)?

Grüße

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #2 am: 2010-05-22 20:48:07 »
Ja, Filistata ist dabei, auch ein Männchen, die besonders skurril aussehen. Eigentlich haben wir alles gefunden, was man sich von dieser Gegend wünschen kann, bis auf Stegodyphus.

Arno

John Osmani

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #3 am: 2010-05-22 22:09:13 »


Hi Arno! Danke für deinen tollen Bericht! Das klingt alles sehr schön und spannend! :-) In der Viskos-Schlucht war ich auch mal und habe sehr schöne Erinnerungen daran. Damals habe ich dort eine riesige Olios spec. gefunden. Leider habe ich kein Bild von ihr. Wir freuen uns auf deine Ergebnisse! :-)

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #4 am: 2010-06-01 23:43:02 »
Nun ist endlich die Kamera eingetroffen (und damit auch die Speicherchips) und ich kann die ersten Fotos zeigen ...

1. Die Küste bei Igoumenitsa: Drei Spinner und drei Schafe.
2+3. Hier fanden wir unser erstes (und größtes) Eresus-Weibchen
4. Als ich es einpacken wollte, hatte ich so meine Probleme ;)
5. Ein Salticidae, deren Namen ich auch schon mal irgendwo gelesen habe (vllt. kann ja jemand weiterhelfen). Hier ein juveniles Tier, ein Männchen kommt auch noch.
6. ein sehr häufiger Thanatus dort unten. Jetzt auf dem Foto habe ich fast den Eindruck, es könnte T. vulgaris sein.

Arno

Tobias Bauer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #5 am: 2010-06-01 23:57:11 »
Hi Arno,

tolle Bilder. Könnte der Hüpfer vielleicht Thyene imperialis sein?

Grüße

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #6 am: 2010-06-02 08:10:35 »
Ja, genau, das ist sie. Danke. Nach Heiko Metzner passt auch die Fundregion, es scheint aber dann der nördlichste bekannte Fundort zu sein.

Interessanter Weise bilden sie bei Tierdoku im Artikel über Thyene imperialis eine ganz andere Art ab (Menemerus falsificus und ein mal Cyrba, die ich hier beide auch noch zeigen werde).

Arno

Martin Lemke

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #7 am: 2010-06-02 10:14:24 »
1. Die Küste bei Igoumenitsa: Drei Spinner und drei Schafe.

Gibt es in Griechenland keine potentiell gefährlichen Zecken? Alle mit nackten Unterschenkeln. Das finde ich heikel.

Martin
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pfeiffer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #8 am: 2010-06-02 12:50:43 »
Nun ist endlich die Kamera eingetroffen (und damit auch die Speicherchips) und ich kann die ersten Fotos zeigen ...

Ach, Weihnachten im Juni! :-)

-K

Mario Freudenschuss

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #9 am: 2010-06-02 16:20:54 »
@ Martin

und wie man sieht, die einzigen zwei mit einer Figur auch mit nacktem Oberkörper!
Zecken hat es sicherlich gegeben, sind auch welche mitgegangen. Da wir aber zu schnell waren für sie, hatten wir aber keine Probleme damit.

Und danke fürs Springspinnen bestimmen, wieder eine die ich mir sparen kann selbst zu bestimmen!

LG
Mario

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #10 am: 2010-06-02 23:17:57 »
@Zecken: Da hatte ich dort weniger Angst als hierzulande. Es gibt ja weniger dichtes, hohes Gras. Die Vegetation ist übersichtilicher. Ich habe eine große, sehr dunkle Zecke eingesammelt (für Walter). Die fotografiere ich evtl. irgendwann später.

So, weiter gehts ...

1. Noch eine Rundumsicht nur ein paar m von dem Ort oben entfernt. „Unser Parkplatz“. Hier haben wir am letzten Tag noch mal gezeltet. Das Foto zeigt das Hinterland des Strandes, ein sumpfiges, zugewuchertes Gelände mit einer unzugänglichen Felswand im Rücken (links). Man bekommt hier einen guten Eindruck, welche Lebensräume wir nicht durchsuchen konnten. Hier hätte man sich noch drei Tage aufhalten können.
2. So klein sind sie noch niedlich: Lycosa cf. tarantula. Später fanden wir >3 cm Riesen von dieser Art. Ich habe selbst jetzt solch ein Weibchen hier zu Hause und sie scheint trächtig zu sein.
3. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, dieses Foto gemacht zu haben: Steatoda cf. paykulliana
4+5. Es geht jetzt etwas durcheinander. Ich fotografiere jetzt die noch lebenden Spinnen sukzessive nach, je nach Dringlichkeit. Diese Pardosa stammt aus dem Timfi-Gebirge und lebte dort auf dem Flussgeröll. Sie ist etwa so groß wie ausgewachsene amentatas, aber langbeiniger. Ich denke, es könnte etwas wie wagleri oder saturatior sein. An gleicher Stelle gab es auch Arctosa cf. cinerea.
6+7. Mit dieser Spinne konnte ich auf Anhieb gar nichts anfangen. Ich denke es ist eine Titanoeca. Sie lief über einen sandigen Trockenrasen in Küstennähe. Die passenden Weibchen habe ich nicht gefunden. Er ist relativ groß, 6 mm.

Arno


Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #11 am: 2010-06-03 23:20:29 »
Bilder-Update:

Während mir immer mehr von den mitgebrachten Spinnen sterben, schaffe ich z.Z. am Abend kaum 3 Arten (Auf arbeit ist viel zu tun, sodass ich erst kurz vor 20 Uhr nach Hause komme.

1. Ein Zodarion, den ich auf einer Nacht-Exkursion fand. Ich habe an einer Stelle (Mähwiese vor Gebüsch) ca. 5 Tiere dieser Art beobachten können, die im Umkreis von ca. 1 qm um einen Ameisenbau herum unterwegs waren. zwei wagten sich ganz nah an einen der Eingänge des Baues (ein ca. eurostückgroßes Loch), aus dem ständig Ameisen heraus kamen und hinein liefen. Die Ameisenjäger spazierten mit einiger Gelassenheit zwischen den Ameisen herum und gingen fast in das Loch hinein. Einen Angriff konnte ich jedoch nicht beobachten. Interessant ist jedoch die Feststellung, dass Zodarion offensichtlich nachtaktiv ist.
2. dieses Cheiracanthium-Männchen kam mir sehr merkwürdig vor, als ich es aus den Ästen eines Baumes gefangen hatte. Es besitzt überhaupt keine großen Cheliceren. Vielleicht ist es einfach Ch. mildei. Die Art fällt ja auch genital etwas aus der Reihe und bekommt sicherlich mal ihre eigene Gattung.
3. In einer Garique-Fläche im Landesinneren fand ich bei Regen zufällig diese Micrommata im Gras. Obwohl ich und die anderen danach noch zwei Stunden diese Fläche absuchten, tauchte scheinbar kein weiteres Tier der Art auf. Sie kommt mir etwas anders vor. als unsere M. virescens (Grünton, dunkler Pfeil auf der Rückengrube). Ich denke, dass es eine andere Art ist.

Arno

Tobias Bauer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #12 am: 2010-06-03 23:42:59 »
Hallo Arno,

Wie immer tolle Bilder. Besonders schön finde ich das Titanoeca-Männchen einen Post vorher.

Von Micrommata gibts es ja nicht so viele Arten.  M. ligurina sieht deiner irgendwie ähnlich ( dunkler Pfeil).

Grüße

Martin Lemke

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #13 am: 2010-06-04 00:13:45 »
Hast Du die Bilder vor Ort gemacht oder zuhause?

So eine Exkursion in die Randbereiche Europas hat ja immer die Chance neben Exoten auch heimisch seltene Arten zu knipsen.

Martin
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Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #14 am: 2010-06-04 08:15:38 »
@Tobias: Danke für den Namen. An die hatte ich auch gedacht (ohne mir den Namen gemerkt zu haben). Es ist ein reifes W., dürfte bestimmbar sein)

@Martin: ja, so ging es mir v.a. im letzten Jahr in Ungarn. Dort waren vielleicht 80% der Arten solche, die man in De. zwar auch, aber nur sehr selten findet. Hier in Griechenland scheint das schon umgekehrt zu sein. Ich denke, es sind nur 10% überhaupt bei uns zu finden. Neoscona adianta (falls sie es ist) war z.B. dort eine Massenerscheinung, wie bei uns im Spätsommer die Argiopes.

Die letzten drei Bilder sind hier entstanden. Es kommen jetzt gemischte Bilder. Zum einen fotografiere ich hier im „Studio“ nach (lange kann ich mir dafür nicht mehr Zeit lassen, weil die meisten Arten ja nicht ewig leben), zum anderen bearbeite ich nach und nach die Bilder, die ich dort gemacht habe. Die kleine Lycosa im vorletzten Post ist z.B. dort fotografiert, was man an der typischen roten Erde erkennt, die es in Gr. überall gibt. Sowas finde ich hier bei mir nicht. Meine Ersatzerde ist leider lehmgelb (wie unter dem Ameisenjäger).

Arno

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #15 am: 2010-06-06 10:51:04 »
Weiter gehts:

1. Noch mal ein anderes Bild des Cheiracantiums von oben.
2. Und das Männchen von Thyene imperialis
3–5. Eine weitere, sehr kleine Springspinne, die ich in Küstennähe in Garique fand: Trotz der riesigen Vorderbeine kann dieses 3-mm-Tier ungemein weit springen.
6. eine Oecobius-Art. Hier in Griechenland sehr häufig und in vielen Lebensräumen zu finden – nicht nur synanthrop.
7. Unter Steinen fand ich ab und zu Loxosceles. Hier ein Jungtier (kurz vor einen Häutung). Ich habe auch ein ausgewachsenes Tier gefunden, unter einer herumliegenden Matratze. Sie werden relativ groß, 8/9 mm. Die Art scheint in der Tat ein sehr wirksames Gift zu besitzen. Wenn sie eine Grille beißt, ist diese sofort (also wirklich sofort) bewegungsunfähig.
8–10. Eine Springspinne, die ich ab und zu am Boden in Trockenrasen fand. Das Männchen der Art ist auffällig gezeichnet. Ich halte das Muster für eine Abwandlung unserer Aalurillus v-insignitus und auch in den Körperproportionen gibt es Ähnlichkeiten. Allerdings sind die Vorderbeine verlängert. Die Weibchen sind hellgrau und völlig ungezeichnet.
11–13. Diese kleine Lycosidae fand ich an verschiedenen Stellen in Kiefernwald (der sehr rar ist in Gr.). Die Männchen haben interessante Vorderbeine. Interessant finde ich auch, dass es die erste Wolfspinne ist, die ich sehe, die an glatten Glaswänden emporlaufen kann.
14-15. Eine sehr langbeinige Gnaphoside, die sicher in die Verwandtschaft von Zelotes gehört (ohne selbst eine zu sein, man beachte die hinteren Mittelaugen).
16-17. Eines meiner persönlichen Highlights der Griechenland-Exkursion ist diese ...spinne. Im Berghotel in Asprangeli saß sie an der Zimmerwand. Sie scheint eine Mischung aus Scotophaeus und Liocranum zu sein. Von Scotophaeus hat sie die metallisch glänzende Körperoberfläche, von Liocranum den Hapitus. Ich habe lange hin und her überlegt, in welche Familie ich sie stecke. Ich tendiere aber mehr zu den Liocraniden.
Es ist ein Weibchen und sie ist relativ groß (10 mm). Sie ist sehr flach gebaut, die Beine sind sehr ähnlich lang, allerdings sind die hinteren deutlich dünner als die vorderen. Sie hat nach guter Fütterung einen Kokon im Gefäß angelegt. Der ist flach, rund und an den Untergrund angeklebt. Die Oberseite ist mit einem bräunlichen Kamouflage-Muster getarnt (ich weiß nicht, wie sie die Farbe erzeugt hat).

Arno

Walter Pfliegler

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #16 am: 2010-06-06 16:23:28 »
Hallo, Lycosidae-spec_GR-Pantokrator_10-05_03.jpg  ist unglaublich! Sehr schöne Funde! Wie viele Gattungen kommen in Frage?

Walter
Walter Pfliegler - Amateur Naturfotograf (und Molekular Biologe - Ungarn)

Tobias Bauer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #17 am: 2010-06-06 18:53:50 »
Die Wolfspinne ist, wie Walter schon gesagt hat, wirklich schön. Diese schwarzen Haarbüschel an den ersten beiden Beinpaaren habe ich noch nie bei einer gesehen.
Der Asianellus ist auch toll. Seine Kopfzeichnung hat etwas von einer Kriegsbemalung.

die Loxosceles kann ja eig nur rufescens sein, oder? Ich weiß nichts von weiteren Arten aus Griechenland ( und konnte nichts finden ).

Grüße

Jörg

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #18 am: 2010-06-06 19:11:39 »
Mir gefällt die zweite Springspinne am besten. Wie aus dem Kuriositätenkabinett. Diese Vorderbeine passen ja wirklich überhaupt nicht! Hat sie eine Wolfspinne in der Ahnenreihe? ;-)

Jörg

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #19 am: 2010-06-06 21:28:38 »
@Walter: Ja, diese Lycosidae gehört auch zu den besonderen Funden. weibchen der Art fand ich in einem anderen Wald. Sie sind völlig zeichnungslos und leben in/unter den Bodenvegetation. Sie sind aber scheinbar noch subadult, sodass ich nicht beobachten konnte, wie das Männchen die Vorderbeine für die Balz verwendet.
Zur Gattung habe ich noch keine Idee. Ich habe ein pdf über griechische Wolfspinnen. Das behandelt aber nur die Groß-Lycosidea (non-pardosian wolfspiders). Beim Einsammeln dachte ich noch an eine Pardosa-Art. Nachdem ich sie Fotografiert und etwas näher betrachtet habe, würde ich das aber eher ausschließen.

@Tobias: Hast du irgendwo mal eine Artenliste von Griechenland gesehen? Ich hatte schon gesucht, aber nichts gefunden. Mit so einer Liste könnte man wenigstens ein wenig Eingrenzen.

Ja, bei der Loxosceles hast du vermutlich recht.

@Jörg: Du hast recht. Ich wollte sie auch schon als Chimäre bezeichnen. Am Fundort konnte ich noch beobachten, wie er damit gewunken hat. Der Balztanz der Art muss interessant aussehen.

Arno

Tobias Bauer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #20 am: 2010-06-06 21:46:37 »
Hallo Arno,

ich "kenne" leider nur ( als Quellenangabe) :

Bosmans, R. and M. Chatzaki. 2005. A catalogue of the spiders of Greece. Newsletter of the Belgian Arachnological Society 20/Supplement 2:1–124.

Grüße

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #21 am: 2010-06-06 23:50:03 »
@Tobias: Danke. Den Artikel werde ich mal suchen. Zur Not muss ich ihn halt käuflich erwerben.

Noch ein paar Arten, die ich heute geschafft habe:
1. noch am ersten Tag ganz in der Nähe unseres Fährortes Igoumenitsa. Ich hatte mir in G-Earth eine offene Stelle im küstennahen „Gestrüpp“ ausgeschaut, die sich im realen Leben als so eine Art Schuttlager entpuppte. Nichtsdestotrotz fanden wir hier viele interessante Sachen. Unter anderem wieder Eresus walckenaeri (zwei große Exemplare z.B. unter dem Autoreifen in der Bildmitte).
2. Hier gab es z.B. diese interessante Gnaphosidae, die aussieht, als hätte sie in Enthaarungscreme gebadet. An dieser Spinne gibt es wirklich keine Haare oder Stacheln.
3. Dies ist wohl die erste Spinne, die ich auf der Griechenlandreise einsackte – noch in Italien, Ancona, wo wir uns die Wartezeit mit einer kleinen Spinnenexkursion vertrieben. Ich würde sie der gleichen Gattung zuordnen, wie 2.
4. Auch auf den Schutt-Trockenrasen in Igoumenitsa fand ich mehrere Exemplare dieser Krabbenspinne. Sie sieht ein wenig aus, wie eine Mischung aus Xysticus und Coriarachne. Ich fand die Art schon vor Jahren auf Kreta und war damals schon ratlos. Dieses Exemplar hier hat in Staub gebadet. Frisch gehäutet ist das Prosoma glänzend schwarzbraun, wie bei Coriarachne. Der Körper ist sehr flach, Ich vermute, dass sie an ein Leben in Steinspalten angepasst ist.
5. Eine weitere, sehr kleine Gnaphosidae fand ich im Hinterland der südlichern Küste unter einem Stein auf einem abgeernetetn Feld. Auf den ersten Blick dachte ich an eine juvenile Drassodes. Aber irgendwie bewegte sie sich etwas anders und die Vorerbeine laufen spitz zu. Sie ist mit ca. 2,5 mm KL schon reif. Ich vermute, dass es sich hier um eine Art der Gattung Leptodrassus handeln könnte. Sie ist sehr schnell und schwer zu fotografieren. Ich bin froh, überhaupt ein scharfes Bild zustande bekommen zu haben.
6. Auch in Griechenland gibt es Zelotes-Arten. Diese hier sieht ziemlich banal aus. Ich fand sie im Timfi-Gebirge auf 1300 m Höhe.
7. Dieses kleine (kaum 3 mm) Clubiona-Weibchen stammt auch aus dem Timfi.
8–9. Auf dem Hochplateau im Timfi fand ich gleich zwei verschiedene Dysdera-Arten. Beide sind etwa gleich groß. Eine ist sehr dunkel, hat dünne, braune Beine und lange Cheliceren. Die andere hat orange Beine/Prosoma und relativ kurze Cheliceren.
10. Diese Zora-Art fand ich in höherem Gras in Küstennähe. Die Art habe ich in Ungarn im letzten Jahr schon gefunden. Ich habe damals vermutete, dass es sich um Z. parallela handelt.
11. Diese exotisch anmutende Araneidae stammt aus einem Kiefernwald in Küstennähe. Sie hat sich im Gefäß gehäutet und sieht jetzt etwas zerknautscht aus. So kommen die Zacken am hinteren Opist.-Rand nicht so zur Geltung. Als ich sie einfing, erinnerte sie mich an eine tropische Stachelspinne. Nun habe ich sie in ein größeres Einweckglas gesetzt, in der Hoffnung, dass sie dort ein Netz bauen kann. Ich habe überhaupt keine Erfahrung mit der Haltung von Radnetzspinnen.

Arno

John Osmani

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #22 am: 2010-06-07 22:56:15 »


Hallo Arno!

Wirklich klasse Bilder! Das Micrommata-Bild wäre etwas für den nächsten Kalender! :-)

Bist du eigentlich sicher das es Eresus walckenaeri ist?

LG,John

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #23 am: 2010-06-08 07:25:22 »
@John: Naja, so sicher man sich halt sein kann nach Habitus und Beschreibungen. Die Männchen sehen ungefähr so aus, wie die unserer E. kollari, sind aber z.T. größer. Die Weibchen scheinen mit zunehmender Reife einen rötlichen Streifen vorne am Opist. zu bekommen. Bei ausgewachsenen Tieren ist der richtig deutlich rot, Jungtiere haben den noch nicht.

Gestern rausgerechnet:
1. Thomisus onustus kann hier ganz schön groß werden. Hier ein Weibchen, dass ich zufällig auf meinem Rucksack fand, der im Gras lag. Sie hatte gerade einen Cheiracanthium gefangen.
2. In den Abendstunden des verregneten 2. Tages: So sah es im Landesinnern, in der Nähe des Timfi-Gebirges aus.
3. Dieses haarige Kneul ist ein frisch gehäauteter Heriaeus spec.
4. Nomisia spec. (M) Diese flinken, tagaktiven Gnaphosiden gibt es hier auch fast überall.
5. An einigen Stellen fand ich verlassene Netze dieser Art, im Gebirge dann, auf knapp 1300 m Höhe dann ein Weibchen mit Kokon (falls sich jemand mit der Aufzuscht von Urocteas beschäftigen will, ich habe eine Menge Jungtiere). Dies hier ist ein halbwüchsiges Tier vom gleichen Fundort.
6-7. Neben einer Zoropsis spinimana (kommt später) fand ich an der Küste, eine weiter Art der Gattung, ihren Kokon bewachend. Der Kokons bestehen allerdings nur aus locker zusammengesponnenen Eiern, sodass ich ihn nicht mitnehmen konnte. Ich hoffe, baut noch mal einen.

Arno

Lars Friman

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #24 am: 2010-06-08 10:22:49 »
Moin Arno,
Deine Weberknechte sind auch jetzt in Bearbeitung.
Lars Friman

Mario Freudenschuss

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #25 am: 2010-06-10 19:29:19 »
Hallo,

so nebenbei, es gab auch andere Exotische Tiere, nicht nur Spinnen.
Beweise dafür siehe im Anhang

LG
Mario


Katja Duske

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #26 am: 2010-06-10 19:42:28 »
:-))

Arno Grabolle

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #27 am: 2010-06-10 20:53:50 »
Oh-oh ... das ist mir aber peinlich ;) Mensch Mario, warum musst du da auch voll draufhalten. Ich kann das erklären ... ich habe nur versucht am letzten Tag noch etwas griechische Sonne abzubekommen. Wir hatten ja viel trübes Wetter und beim Spinnensuchen hänge ich ja nur mit dem Kopf am Boden herum.

Ich muss grad kurz eingenickt sein, habe nämlich gar nicht mitbekommen, dass jemand fotografiert hat.

Arno

Lars Friman

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #28 am: 2010-06-10 21:36:48 »
Moin,
ja ja der griechischer Wein ...

pfeiffer

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Re: Griechenland Mai 2010
« Antwort #29 am: 2010-06-10 23:54:09 »
Ich muss grad kurz eingenickt sein, habe nämlich gar nicht mitbekommen, dass jemand fotografiert hat.

Diesen Knick kriegst du eventuell nicht weg -- zu viele 'gebeugte Stunden' auf der Suche nach neuen Bodenarten.

-K