Autor Thema: Phantomarten-Kandidaten  (Gelesen 29448 mal)

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #30 am: 2015-02-26 08:29:48 »
Alopecosa albofasciata rufa (Franganillo, 1918) (Link WSC)

Beschreibung nur in zwei Sätzen ohne Abbildung:
Lycosa albofasciata Brul., var. rufanov. Pedesquarti paris, 15 mm. Abdo,longitudo, 9mm.,latitudo, 5. Coxaerubros. Chelse obscurse, fere glabme, cum aliquibus pilis albicantibus. Huesca.

Alopecosa trabalis albica (Franganillo, 1913)

Beschreibung dürftig und ohne Bild.
Lycosa trabalis CI., varo albica Fran.-Hembra: cefalo,. tó~ax, largura 5, muy parecido al de la L. Alba· F ran.; patas; cuarto par 19. Quelíceras rojo oscuras con pelusa bljnca, principalmente en la parte básica. Plastron leonado claro con pelusa blanca. La tibia y patela del cuarto par tan largas como el cefalotórax. Epigino como el de la L. Fastoralis S. Vive en la falda de los montes.
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Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #31 am: 2015-02-26 09:35:30 »
hi,
nur mal so nachgefragt: Wie definiert ihr denn eine Phantomart?
Natürlich gibt Araneus einiges her an Arten deren Beschreibung nicht über 3 Zeilen rausgeht. Anfangs wurde alles als Araneus oder Mygale beschrieben.. Schaut mal in die Synonymieliste von Avicularia (teilw. anerkannt als Synonym zu Mygale).
Nur weil eine Beschreibung nur 3 Zeilen oder weniger hat kann man doch nicht einfach so den Artstatus anzweifeln..
Falls ihr das wirklich bearbeiten wollt, dann macht es Gattung für Gattung (mal ausgenommen Araneus) und schaut ob ihr das Typusmaterial findet. Wenn es verloren ist kann man über "nomina dubia" nachdenken, vorher nicht. Wäre ja auch ganz interessant zu schauen ob die ein oder andere Art nicht einfach nur in einer falschen Gattung beschrieben wurde und eine heute anerkannte Art ein Synonym einer "Phantomart" darstellt - das würde auch fehlende Nachweise erklären.
Grüße,
        Bastian

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #32 am: 2015-02-26 10:10:39 »
nur mal so nachgefragt: Wie definiert ihr denn eine Phantomart?

http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Phantomarten

Zitat
Nur weil eine Beschreibung nur 3 Zeilen oder weniger hat kann man doch nicht einfach so den Artstatus anzweifeln..

Zeige mir eine umfassende Beschreibung in 3 Zeilen, die es erlaubt, eine Art zweifelsfrei zu identifizieren.

BTW: Ich mache hier nur Vorschläge, wo es sich evetuell lohnt, nachzuforschen. Ich denke schon, dass bei einer dürftigen Beschreibung Anfangszweifel angebracht sind. Ob Typusmaterial vorhanden ist, muss dann geprüft werden. Ich kann weder alle Schritte auf einmal machen, noch will ich das überhaupt versuchen. Die Liste der Phantomarten ist ein Gemeinschaftswerk.

Ob man nun Gattung für Gattung, nach Zufall oder wie ich, alphabetisch vorgeht, finde ich ziemlich egal. Meine Arbeitsweise habe ich oben erklärt. Um Gattung für Gattung zu überprüfen, braucht man wahrscheinlich ein paar Hundertschaften fleißiger Leute, die wir nicht haben. Die ersten Fälle fielen durch Zufall auf, um es systematischer anzugehen, habe ich mir eine Strategie entwickelt.

Zitat
Art nicht einfach nur in einer falschen Gattung beschrieben wurde und eine heute anerkannte Art ein Synonym einer "Phantomart" darstellt - das würde auch fehlende Nachweise erklären.

Es gibt viele Möglichkeiten. Man braucht aber erst mal eine Liste an Arten, die man überhaupt prüfen sollte. Dem arbeite ich zu. Mit meinen Vorschlägen ist also nichts entschieden.

Nächster Kandidat:
Amaurobius spominimus Taczanowski, 1866

Beschreibung dürftig.

Amaurobius spominimus; cephalothorace rubro; a.bclomine brevi, subgloboso, piloso, atro; pedibus rubro-nigricantibus pilo-s13, long: foem. 4 Illilim. Specimina circiter elena. lecla in IIrenis sub cespite Cetra-rin.e mngiferinae. 5 Okazy znajdowane na piaskach za Pragą pod mchem reniferowym; dwa przywiezione przez p. Slósarskiego z Dąbrowy. (OCR-Fehler enthalten)

Martin
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Tobias

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #33 am: 2015-02-26 13:15:29 »
Lieber Bastian,

Mach dir doch bitte mal die Mühe und lese den Wikiartikel bzw. den bisherigen Verlauf der Phantomartendiskussion. Rainer geht/ging sehr sorgfältig nach den Regeln der ICZN vor und wir prüfen alle Möglichkeiten, auch Typusmaterialverbleib und eventuelle Synonymisierungen.

Tobias

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #34 am: 2015-02-26 20:41:26 »
hi,
@Martin: Eine Beschreibung von einer Zeile reichte damals aus. Da wurden nicht die heutigen Maßstäbe angewendet und die Arten sind trotzdem gültig. Danke für den Link zum Wiki Artikel, hatte ich noch nicht gesehen.
@Tobias: S.o. - Wiki Artikel war mir nicht bekannt und soweit ich das sehen konnte wurde bisher in diesem Thema auch nicht darauf verwiesen. Wie prüft man eine mögliche Synonymie ohne das Material untersucht zu haben? Kann man zwar versuchen aber wenn die Beschreibung wie Martin oben erwähnte nur 3 Zeilen lang ist und nicht ausreicht um die Art zweifelsfrei zu identifizieren ist es unmöglich.

Versteht mich nicht falsch, ich will hier nichts torpedieren.. im Gegenteil, finde die Idee an sich sogar sehr gut. Wäre nur schade wenn man sich die ganze Arbeit macht und sie am Ende aufgrund formaler Fehler für die Katz ist.
Grüße,
        Bastian

Tobias

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #35 am: 2015-02-26 21:31:05 »
hi,
@Martin: Eine Beschreibung von einer Zeile reichte damals aus. Da wurden nicht die heutigen Maßstäbe angewendet und die Arten sind trotzdem gültig. Danke für den Link zum Wiki Artikel, hatte ich noch nicht gesehen.
@Tobias: S.o. - Wiki Artikel war mir nicht bekannt und soweit ich das sehen konnte wurde bisher in diesem Thema auch nicht darauf verwiesen. Wie prüft man eine mögliche Synonymie ohne das Material untersucht zu haben? Kann man zwar versuchen aber wenn die Beschreibung wie Martin oben erwähnte nur 3 Zeilen lang ist und nicht ausreicht um die Art zweifelsfrei zu identifizieren ist es unmöglich.

In den meisten Fällen ist a) das Material entweder zerstört worden (wie z.B. viele von Bösenbergs Typen im 2 WK hier in Stuttgart) b) es gab nie Material, weil z.B. viele heute gültige Unterarten nicht als Unterarten im heutigen Sinn aufgestellt wurden c) das Typusmaterial ist vorhanden und wurde schon untersucht (z.B.  verschiedene Linyphiidae von A. Holm, der seine ID des Typus auf einem Zettel im Glas vermerkte, aber nie publizierte...) oder wird noch untersucht. Keine Angst, wir sind da gründlich.

Tobias

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #36 am: 2015-02-26 21:41:32 »
hi,
alles klar, war mir so nicht bewusst und wie gesagt, es wäre sehr ärgerlich wenn die ganze Arbeit umsonst wäre.
Bin freudig gespannt auf die Veröffentlichung, gehen sicher einige Arten flöten ;)
Grüße,
        Bastian

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #37 am: 2015-02-27 12:59:56 »
es wäre sehr ärgerlich wenn die ganze Arbeit umsonst wäre.
Vor allem geht es hier ja um den Spass bei der historischen Detektivarbeit; umsonst ist die Arbeit also sicher nicht. Aber wegen der Qualität unserer Recherchen musst Du Dir trotzdem keine Sorgen machen. Wir haben da sehr erfahrene Unterstützung. Der Hinweis auf Agelena longipes und Orchestina dubia kam zum Beispiel von Prof. Nentwig, und inzwischen hat auch schon ein knappes Dutzend Museumskuratoren unsere Anfragen bzgl. Typusmaterial bearbeitet. Mal ganz abgesehen von Theos tatkräftiger Hilfe.

Zitat
Amaurobius spominimus Taczanowski, 1866
Ein gutes Beispiel für den Reiz der Phantomarten-Diskussion: die Typen sind vielleicht noch in Warschau vorhanden, aber es ist doch viel spannender, erstmal zu versuchen, mit araneologischer Erfahrung weiterzukommen. Die Beschreibung sagt: "Prosoma rotbraun; Opisthosoma kurz, rundlich, haarig, schwarz; Beine rötlich-schwarz behaart; Länge: Weibchen 4mm. Etwa zehn Exemplare gesammelt im Sand unter einem Rasen von Rentierflechte." Da sollte sich doch was spekulieren lassen? Selbst wenn die Typen noch existieren, ist das übrigens nicht vergeblich: es würde mich nicht überraschen, wenn sie inzwischen unter anderem (korrektem) Namen abgelegt sind. Im 19. Jahrhundert hielt es noch nicht jeder mit dem modernen Typusverständnis.

Zitat
Bin freudig gespannt auf die Veröffentlichung, gehen sicher einige Arten flöten ;)
Das wollen wir hoffen! :)

Beste Grüsse,
Rainer

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #38 am: 2015-03-02 10:47:48 »
Ich habe die Recherche-Ergebnisse zu Amaurobius spominimus im Wiki eingearbeitet. Ich meine, dass hier trotz evtl. fehlender Typen und dreizeiliger Beschreibung eine Identifizierung möglich ist...
Beste Grüsse,
Rainer
PS: Und, ja, ich habe in Warschau nachgefragt, ob sie vielleicht doch noch Originalmaterial der Art haben; die Interpretation kann sich also auch noch ändern.

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #39 am: 2015-03-02 13:21:24 »
Rainer, Du hast doch bezüglich Amaurobius spominimus einen Verdacht, welche Art gemeint sein könnte, oder? Ich habe keine Idee, woran denkst Du?

Martin

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Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #40 am: 2015-03-02 13:31:26 »
In der Tat :) Schau mal im Wiki: http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Phantomarten#Amaurobiidae
Beste Gruesse,
Rainer

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #41 am: 2015-03-04 08:30:56 »
Wie peinlich! Ich hatte nicht ins Wiki geguckt.

Die kenne ich gar nicht, geschweige weiß ich wie die aussieht. Im Wiki steht bislang auch nichts darüber. Mal sehen, ob ich etwas finde.

Martin
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Michael Hohner

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #42 am: 2015-03-10 10:17:07 »
nochmal aus der italienischen Checkliste:

48 Erigone nigrimana Thorell, 1875 Species inquirenda: described on material from Canestrini with the general
indication "Italia septentr." and nevere recorded again.

49 Erigone spadix Thorell, 1875 Species inquirenda: described on material from Canestrini with the general
indication "Italia septentr." and nevere recorded again.

Tobias

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #43 am: 2015-04-23 10:16:04 »
Cyclosa baloghi Kolosváry, 1934

Verbreitung: Ungarn

Die dazugehörige Epigyne in der Erstbeschreibung kann ich nicht deuten. War das Tier vlt. subadult?

 Cyclosa strandi Kolosvary, 1934

Die Epigyne in der Erstbeschreibung hat Ähnlichkeit mit der von C. conica, auch wenn die letztere breiter als hoch ist. Vielleicht wurde sie von leicht aboral gezeichnet oder war etwas expandiert? Auch wird ein schwarzer Bauch erwähnt. Das hat conica auch.

Weitere Problemfälle:

Cyclosa conica albifoliata Strand, 1907
Cyclosa conica defoliata Strand, 1907   
Cyclosa conica dimidiata Simon, 1929
Cyclosa conica leucomelas Strand, 1907   
Cyclosa conica pyrenaica Strand, 1907   
Cyclosa conica zamezai Franganillo, 1909   

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #44 am: 2015-05-29 06:10:35 »
Agyneta nigripes nivicola (SIMON, 1929) Syn. Ischnyphantes nigripes nivicola

In der angegebenen Quelle steht nur, dass die Art in den aplinen Pyrenäen vorkommt und sonst so gut wie nichts. Die Publikation gibt es beim WSC (27 MB sind zu viel, um es hier anzuhängen oder ins Wiki hochzuladen). Eine Reidentifikation ist somit ausgeschlossen. Zugeordnete Abbildungen habe ich nicht gefunden.

Martin
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Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #45 am: 2015-05-29 14:05:42 »
hi,
Eine Reidentifikation ist somit ausgeschlossen.
Typus liegt im MNHN, Reidentifikation bzw. Vergleich mit anderen Arten ist daher kein Problem.
Grüße,
        Bastian

Martin Lemke

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #46 am: 2015-05-30 00:19:01 »
Typus liegt im MNHN, Reidentifikation bzw. Vergleich mit anderen Arten ist daher kein Problem.

Was ist MNHN?

Martin
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Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #47 am: 2015-05-30 00:24:19 »
hi Martin,
ist das Muséum national d’histoire naturelle in Paris.
Grüße,
        Bastian

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #48 am: 2015-05-31 02:02:47 »
Typus liegt im MNHN, Reidentifikation bzw. Vergleich mit anderen Arten ist daher kein Problem.
Hallo, Bastian,
Hast Du dazu nähere Angaben, z.B. eine Sammlungsnummer? Ich versuche seit einiger Zeit, mehr Informationen zu Simons Typen aus Paris zu erhalten, ohne große Fortschritte zu machen.
Beste Grüße,
Rainer

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #49 am: 2015-05-31 10:13:54 »
hi Rainer,
leider nicht, aber ein Teil des Materials ist mittlerweile in der Datenbank und man findet es über die Suche hier: https://science.mnhn.fr/institution/mnhn/collection/ar/item/search/form
Ansonsten lohnt es immer einfach bei Christine anzufragen, wobei es sein kann, dass sie einige Zeit nicht im Haus ist und man uU lange auf eine Antwort wartet.

Ich habe vor kurzem noch Typusmaterial von Simon aus dem MNHN untersucht, es ist also nicht unmöglich ;)
Grüße,
        Bastian

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #50 am: 2015-06-11 07:22:05 »
Hallo, Bastian,

Die Datenbank scheint vor allem Material zu enthalten, das kürzlich revidiert wurde; unsere Phantomarten fehlen dann natürlich (auch Agyneta nigripes nivicola konnte ich nicht finden).

Aber gut zu hören, dass das Material aus dem MNHN nicht ganz unzugänglich ist. Ich werde es also weiter probieren, auch wenn am Ende eine Reise nach Paris nötig sein sollte.

Beste Grüße,
Rainer


Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #51 am: 2015-06-19 17:48:32 »
Keine Phantomart im strengen Sinne (weil Simon die Art in Frankreich wiedergefunden zu haben meint), aber vielleicht doch in diesem Zusammenhang zu diskutieren: Singa melanocephala; allem Anschein nach ein älteres Synonym von Singa nitidula.

Zahlreiche von Koch beschriebene Hogna-Arten scheinen Phantomarten zu sein (z.B. Hogna graeca und Arten von den Balearen). Eine genauere Diskussion ist aber vermutlich nur im Rahmen einer detaillierten Revision der Gattung sinnvoll.

Tobias

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #52 am: 2015-06-20 12:11:11 »
Keine Phantomart im strengen Sinne (weil Simon die Art in Frankreich wiedergefunden zu haben meint), aber vielleicht doch in diesem Zusammenhang zu diskutieren: Singa melanocephala; allem Anschein nach ein älteres Synonym von Singa nitidula.

In diesem Fall fände ich eine Umbenennung aber sehr unpassend, da 23.9 nicht greift wegen dem angeblichen "Wiederfund" von Simon (usage after 1899). Singa nitidula ist weit verbreitet, und eine Umbenennung wäre extrem unvorteilhaft. Zudem sehen Singa lucina oder andere mediterrane Arten u.U. ähnlich aus.

Tobias

Tobias

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #53 am: 2015-06-20 16:45:56 »
Ich denke, Umbenennungen sind ganz allgemein nur sehr vorsichtig vorzunehmen, zumindest, wenn keine Typen vorhanden sind. Wenn man mal davon ausgeht, dass das bei Singa melanocephala der Fall ist, dann lassen sich durch Simons Verwendung des Namens sicher ausreichende Zweifel an der Identität der Art begründen, auch wenn diese Zweifel reine Formalität sind, um eine Umbenennung vermeiden zu können  ;) Singa lucina und die anderen mediterranen Arten zeigen entschieden weniger Ähnlichkeit mit Kochs Abbildung als Martins Exemplar (nicht ganz ausschliessen würde ich die, zugegeben unwahrscheinliche, Möglichkeit, dass die schwarzköpfige Form eine eigene Art ist, wenn ich Martin korrekt interpretiere, dass er eine ganze Population dieser Form gefunden hat).
Beste Grüße,
Rainer

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #54 am: 2015-06-23 07:31:47 »
Phylloneta sisyphia foliifera (Thorell, 1875) aus Spanien
Ergänzende Anmerkung: Die Beschreibung des Weibchens ist recht ausführlich, wie man es von Thorell erwartet> Es handelt sich auch hier mit einiger Wahrscheinlichkeit um ein älteres Synonym, und zwar von Phylloneta impressa (L. Koch, 1881). Selbst die Beschreibung der Epigyne passt nicht schlecht. Zum Glück liesse sich der Name in diesem Fall wohl ohne Probleme als nomen oblitum unterdrücken.
Rainer

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #55 am: 2015-06-23 11:24:56 »
hi,
In diesem Fall fände ich eine Umbenennung aber sehr unpassend, da 23.9 nicht greift wegen dem angeblichen "Wiederfund" von Simon (usage after 1899). Singa nitidula ist weit verbreitet, und eine Umbenennung wäre extrem unvorteilhaft.
man hat immernoch die Möglichkeit den Status anzuzweifeln und die Art als nomen dubium zu deklarieren. Wenn der Typus eindeutig verloren ist und die Beschreibung nicht ausreicht um das Tier zweifelsfrei zu identifizieren, dann sollte man mMn sogar den nomen dubium Status vorziehen. So oder so ist ja nichts was nomenklatorisch geschrieben/geändert wird in Stein gemeißelt..
Grüße,
        Bastian

Tobias

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #56 am: 2015-06-23 11:58:45 »
hi,
In diesem Fall fände ich eine Umbenennung aber sehr unpassend, da 23.9 nicht greift wegen dem angeblichen "Wiederfund" von Simon (usage after 1899). Singa nitidula ist weit verbreitet, und eine Umbenennung wäre extrem unvorteilhaft.
man hat immernoch die Möglichkeit den Status anzuzweifeln und die Art als nomen dubium zu deklarieren. Wenn der Typus eindeutig verloren ist und die Beschreibung nicht ausreicht um das Tier zweifelsfrei zu identifizieren, dann sollte man mMn sogar den nomen dubium Status vorziehen. So oder so ist ja nichts was nomenklatorisch geschrieben/geändert wird in Stein gemeißelt..

Das ist mir bewusst. Meine Antwort war direkt gemünzt auf die Aussage von Rainer, dass es sich allem Anschein nach um ein älteres Synonym handelt. Ich hatte ein wenig das Gefühl, die Synonymisierung sei geistig schon in Angriff genommen worden. Rainer's Antwort zeigte aber, das die Angst unbegründet war :-). Dein letzter Satz trifft indirekt das, was ich bei so Umbennenungen immer befürchte: Benutzung beider Namen, meist unabhängig voneinander in Ökologie und Systematik/Taxonomie.

Tobias

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #57 am: 2015-06-23 13:22:24 »
hi,
naja, ich denke, dass Arbeiten bzgl. Ökologie schon taxonomische Erkenntnisse zugrunde liegen sollten. Was bringt es die Ökologie einer Art zu beschreiben wenn man nicht wirklich weiß um welche Art es sich dabei handelt? Natürlich kann es passieren, aber meiner Meinung nach sollten auch diejenigen die auf dem Gebiet der Ökologie forschen den taxonomischen Aspekt kennen.
Der klare Vorteil des nomen dubium Status ist ja, dass die Art nicht aus der Welt ist - sie wird lediglich angezweifelt und der Status ist durch eine Wiederentdeckung leicht aufzuheben. Bei einer Synonymie ist das schon schwieriger, da man hier die miteinander synonymisierten Arten ja diagnostisch wieder trennen muss und zudem die Aufhebung der Synonymie begründet werden sollte.
Ich habe derzeit den Fall, dass eine Art anhand eines Typus beschrieben wurde (in 5 Zeilen) und es sich bei dem Typus der  im Museum liegt um eine Syntypen Sammlung handelt. Keiner der beiden Syntypen gehört in die Unterfamilie in der die Art beschrieben wurde und noch schlimmer: Beide Syntypen gehören in verschiedene Unterfamilien! In so einem Fall bleibt mir nichts anderes übrig als die Art als nomen nudum zu bezeichnen, da es unmöglich ist zu sagen welcher der beiden Syntypen namenstragend ist und man eine Art mit 2 verschiedenen Typusexemplaren aus verschiedenen Unterfamilien unmöglich bestimmen kann. Bei anderen Arten bei denen lediglich der Typus verloren gegangen ist, aber man anhand des Gebiets und der Beschreibung die Art unter Umständen neu beschreiben kann tendiere ich meistens zu nomen dubium, außer eine Beschreibung ist so eindeutig, dass sie eine Synonymie zulässt.
Grüße,
        Bastian

Rainer Breitling

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #58 am: 2015-06-23 16:21:42 »
Der klare Vorteil des nomen dubium Status ist ja, dass die Art nicht aus der Welt ist ....
Keiner der beiden Syntypen gehört in die Unterfamilie in der die Art beschrieben wurde und noch schlimmer: Beide Syntypen gehören in verschiedene Unterfamilien! In so einem Fall bleibt mir nichts anderes übrig als die Art als nomen nudum zu bezeichnen, da es unmöglich ist zu sagen welcher der beiden Syntypen namenstragend ist...

Hallo Bastian,
Ich gebe Dir was die "Vorteile" von nomina dubia betrifft völlig Recht: sie sind nur Ausdruck des aktuellen Wissenstands und lassen sich auch wieder anders bewerten, wenn neue Daten auftauchen. Deswegen verstehe ich aber nicht ganz, warum Du Die Art in Deinem Beispiel als nomen nudum behandeln möchtest, was sie ja ganz offensichtlich nicht ist (ich nehme mal an, dass die Beschreibung gültig publiziert wurde, auch wenn sie sehr kurz und uninformativ ist). Da die Syntypen noch existieren, wäre das übliche Vorgehen eigentlich, ein sorgfältig gewähltes Exemplar zum (namenstragenden) Lectotypus zu erklären und die Art auf dieser Basis gründlich neu zu beschreiben. Wenn es aber den Verdacht gibt, dass die "Syntypen" vielleicht nur falsch etikettiert sind und die echten Typen verloren sein könnten, lässt sich die Art trotz vorliegender Typen wahrscheinlich als nomen dubium auffassen, und das wäre vielleicht nicht unerwünscht ;)
Beste Grüsse,
Rainer

Bastian Drolshagen

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Re: Phantomarten-Kandidaten
« Antwort #59 am: 2015-06-23 18:47:32 »
hi Rainer,
das Problem ist, dass ich nicht einfach aus einer Syntypensammlung ein Exemplar aussuchen kann und dann synonymisiere. Wären alle Syntypen wenigstens von der gleichen Art und würden einfach nur einer anderen Unterfamilie bzw. Gattung angehören, dann ginge das. Aber so würde ich ja durch die Wahl eines Lectotyps einem Typus Vorrang vor dem anderen geben und je nachdem welchen ich wähle würde die Art ein Synonym einer Art aus der einen Unterfamilie oder eben der anderen. Das Problem spielt sich ja hier auf Unterfamilienebene ab..
Mich würde es wundern wenn die Typen falsch etikettiert wären, wäre schon Zufall wenn ich trotz falscher Etiketten 2 Dipluridae bekomme und dann auch noch aus genau dem Gebiet aus dem die Art stammen soll. Sollte es so sein ist es für mich aber nicht nachprüfbar.
Grüße,
        Bastian