Autor Thema: Spinne in Bananenkiste  (Gelesen 4060 mal)

Alexander Bach

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Spinne in Bananenkiste
« am: 2016-03-21 11:33:24 »
Hallo zusammen,

ich bin gerade über diesen Artikel gestolpert. Ich kenne mich mit den exotischen Arten so gut wie gar nicht aus, aber spricht die Prosomaform nicht ehr für was Heteropoda ähnliches?

Grüße,

Alex

Tobias

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #1 am: 2016-03-21 11:41:48 »
Ja, sieht nicht nach Phoneutria aus.

Tobias

Arno Grabolle

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #2 am: 2016-03-21 17:27:22 »
Habe ich auch gerade gesehen und bin erschrocken, wie falsch die Bestimmung ist und wie viel Aufwand für so eine harmlose Art gemacht wird.

Gibt es evtl. die Möglichkeit, das Forum bei der Polizei/Feuerwehr anzumelden, um in solchen Fällen behilflich sein zu können? Ich weiß, dass einzelne Mitglieder regional bei den Institutionen als Experten angemeldet sind. Das wäre überregional auch sinnvoll, denke ich.

Arno

Michael Hohner

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #3 am: 2016-03-22 10:44:27 »
Zitat
Der Spezialist aus Düsseldorf konnte bis jetzt nur bestätigen, dass es sich definitiv um eine Giftspinne gehandelt hat.

... und diese Aussage bestätigt mir, dass es sich definitiv nicht um einen Spezialisten gehandelt hat.

Martin Lemke

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #4 am: 2016-03-22 11:40:13 »
Arno gab den entscheidenden Hinweis: Folge einer falschen Sicherheit des 'Experten' (Veterinär) war ein kostspieliger Feuerwehreinsatz. Da muss man sich wirklich fragen, warum mit Steuergeldern so leichtfertig umgegangen wird. Man könnte im ersten Moment daran denken, dem Bund der Steuerzahler einen Tipp zu geben. Aber besser wäre es, erst mal beim verantwortlichen Amt nachzufragen, ob die Angaben in dem Bericht wirklich so stimmen. – Ich würde mich basierend auf einem Presseartikel nicht so weit dort aus dem Fenster lehnen. Aber fragen kostet nichts. Von Vorsatz oder Fahrlässigkeit kann man bei näherer Betrachtung wohl nicht wirklich aus gehen.

Bei solchen Fragestellungen könnte eine zweite Meinung (z. B. an tutor@spinnen-forum.de) helfen, Geldverschwendung zu verhindern. Allerdings ist in so einem Fall Gefahr im Verzug anzunehmen und man kann nicht auf eine Antwort am nächsten Tag warten. Da braucht man die Antwort sofort! Unter diesem Aspekt ist es nicht verwerflich im Zuge der Gefahrenabwehr im Zweifel erstmal von einer bestehenden Gefahr auszugehen und dies rechtfertigt wiederum die Kosten, die damit keine Verschwendung sind.

Was wir machen können, ist im Wiki eine Seite zu dem Thema anzulegen, wo die wichtigsten Bestimmungsmerkmale potentiell gefährlicher exotischer Giftspinnen mit Abgrenzung zu potentiellen Verwechslungsarten für solche Fälle allgemeinverständlich erläutert dargestellt werden. Vielleicht können wir mit Rücksprache mit dem Vorstand diese dann als Serviceangebot allen Veterinärämtern (DE & AT) als kostenlose Hilfestellung im Namen der AraGes bekannt machen?

Martin


Hier in Lübeck landen solche Fragen bei mir, sofern die Leute sich ans Umweltamt wenden. Letztes Jahr kam ich auf diese Weise in den Besitz einer wunderschön großen Dysdera crocata, welche in der Küche eines Kindergartens eingefangen und für einen potentiell gefährlichen Exoten gehalten wurde.

BTW: Den Leuten ist allgemein im Zweifel nichts zu unwahrscheinlich. Mir hat mal jemand ein Atypus-Foto geschickt und die Befürchtung geäußert, bei ihm in Deutschland liefe Atrax robustus umher ...
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Jonathan Neumann

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #5 am: 2016-03-22 11:47:14 »
Meint ihr es gäbe ne Möglichkeit Kontaktdaten vom Spezialisten zu bekommen um ihn mal anzuschreiben?

Obwohl das Foto schlecht ist, reicht es für eine sichere Heteropoda-Bestimmung aus, wie Alexander ja schon sagt,

LG,
Jonathan
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Alexander Bach

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #6 am: 2016-03-22 12:01:47 »
Naja, zumindest haben Sie ihren ersten Artikel widerrufen. (Klick) Der "Experte", ein Reptilientierarzt, wird dort sogar namentlich erwähnt.

Alex

Arno Grabolle

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #7 am: 2016-03-22 12:28:36 »
Aha.

Ich denke aber, das ist eine typische Vorgehensweise der Boulevardpresse: nach einem Vorfall kurzfristig wilde Spekulationen verbreiten, die die Menschen aufhorchen lassen und danach die beruhigende „Richtigstellung“ verbreiten. So lesen die Leute auf jeden Fall zwei Artikel.

Allerdings – wie Martin schon sagt – die Verschwendung von Steuergeldern, Ressourcen (es gibt nicht unendlich viele Feuerwehrkräfte und im Ernstfall fehlen sie anderswo), und der Imageschaden für den Supermarkt sind enorm.

Ich denke, so ein Spinnenbestimmungs-Notdienst wäre sinnvoll, kann aber wohl nicht über die Tutoren-mail abgedeckt werden. Dafür müssten wohl zwei-drei Telefonnummern von Mitgliedern dieses Forum bei zuständigen Notrufstellen hinterlegt sein. Handyfotos können ja dann nach Absprache per Mail geschickt werden.

Die Frage ist, ob es da rechtliche Probleme geben kann. Wenn ein Feuerwehreinsatz wegen einer Fehlbestimmung von einem Hobbyarachnologen fälschlicherweise abgeblasen wird, welche Versicherung kommt dann dafür auf? Ein Arzt/Ärztin ist beruflich gegen so etwas abgesichert.

Arno

Martin Lemke

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #8 am: 2016-03-23 10:50:20 »
Es gibt schon eine Infoseite vom Naturkunde-Museum in Karlsruhe: Bananenspinnen, wo auch auf Verwechslungsarten hingewiesen wird – leider aber mit überhaupt keinen konkreten Hinweisen zur Identifizierung. Das hilft dem zuständigen Veterinär, welcher entscheiden muss, nicht viel. Also läuft es (mit Recht!) im Zweifel vorsichtshalber auf einen Feuerwehreinsatz hinaus.

Ob Handschuhe gegen die Bananenspinne helfen, da habe ich Zweifel. Ich habe mal gelesen, dass die extrem angriffslustig sind und sogar dem Menschen entgegen laufen. Da ist so ein Handschuh schnell überwunden und man hat das Tier im Ärmel...

Aber wenn man sich die Videos auf Youtube ansieht, ist die Art wohl nicht sehr viel angriffslustiger als andere Arten und im Grunde eher defensiv (wie eigentlich alle Arten unter normalen Umständen): 1, 2 und vor allem dieser! Das ist wohl so ähnlich wie mit dem Dornfinger: Die Leute wollen gern glauben, dass sie Angst haben müssen und sind enttäuscht oder ungläubig, wenn die Spinnen friedlich sind.

Wenn man eine Spinne trizt (z. B. mit einem Stöckchen oder Pinzette), werden viele Arten angriffslustig und schnappen zu; bei Agelena labyrinthica habe ich das schon beobachtet. Trotzdem wird doch niemand behaupte wollen, A. labyrinthica sei eine besonders aggressive Art.

Martin
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sylvia #1

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Re: Spinne in Bananenkiste
« Antwort #9 am: 2016-03-23 17:32:56 »
Ich finde den Vorschlag von Martin eine eigene Rubrik zu (meine Formulierung) " Große Spinnen in unseren Häusern, Gartencentern, Zoos" im WIKI  mit Bestimmungsmerkmalen einzurichten gut. 

Das beschränkt sich ja auf wirklich wenige heimische /  gerade einwandernde und die mit Obst /Pflanzen importierten großen Arten und ist damit sehr überschaubar.

Wenn man die dann als Link den entsprechenden Veterinär- Ämtern, Feuerwehrleitstellen zur Verfügung stellt, hätte das für uns insgesamt noch einen weiteren positiven Bekanntheits-Effekt.

Für meinen Vortrag über Bisse/ Stiche von Tieren und deren möglichen Folgen / Diagnostik /Diagnose /Therapie in diesem Jahr habe ich Teil 1 zu Spinnen / Schlangen geplant, weil Ärzte diese Biße seltenst ! überhaupt unterscheiden und noch seltener überhaupt zuordnen können (es aber leider trotzdem oft tun und irrsinnige Fehldeutungen durch die Literatur geistern , die dann einer vom andern abschreibt, leider). Da könnte ich den Spinnen-Teil dann rauslösen und hier zur Verfügung stellen.

LG
Sylvia