Autor Thema: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus  (Gelesen 3490 mal)

Arne Willenberg

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Hier ein Bericht über Zoropsis spinima. Abgebildet ist allerdings Pisaura mirabilis:
https://magazin.deine-tierwelt.de/kraeuseljagdspinne-deutschland/.

Arne

Arno Grabolle

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Re: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus
« Antwort #1 am: 2017-11-26 19:18:03 »
... ich habe mal einen Kommentar geschrieben. Komplett daneben ist der Artikel ja nicht, da gibt es wesentlich schlimmeres.

Arno

Martin Lemke

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Re: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus
« Antwort #2 am: 2017-11-26 21:54:06 »
Ein Kollege von mir erzählte von dem Artikel und als ich ihn haben wollte, hat er mir ihn aus dem Altpapier gefischt.

Ich habe ihm das mit der Pisaura auch gesagt und hinzugefügt, dass sei typisch für Zeitungsartikel.

Ich hätte da keinen Kommentar geschrieben, weil den Zeitungsleuten keine Ente zu peinlich ist, um Klicks zu fischen oder Lücken zu füllen; kurzum: Die sind an Berichtigungen gar nicht interessiert. Das haben wir hier unzählige Male schon diskutiert. So breit dieser Artikel gestreut wurde, hat der Urheber anscheinend gut damit verdient. Allein für ein Foto in der Zeitung bekam man vor 20 Jahren schon 50 Mark, das sind es jetzt bestimmt 100 €. Der Text wird nach Zeichen- oder Wortzahl abgerechnet – so genau weiß ich das nicht mehr. Der Wochespiegel war sicherlich nicht die einzige Lokalpostille, welcher der Artikel angeboten wurde.

Wenn man für so einen Artikel 100 € bekommt und ihn deutschlandweit 150 Lokalblättchen anbietet (der Wochenspiegel ist so ein kostenloses Anzeigenblättchen) und 5 greifen zu, hat man mit nicht viel Ahnung und nicht viel Arbeit 500 € verdient, geifen 10 % zu, hat man 1500 € verdient. Thats it.

Martin
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Eveline Merches

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Re: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus
« Antwort #3 am: 2017-11-27 07:58:44 »
Na Martin, da hast Du aber ein optimistisches Bild von den Verdienstmöglichkeiten der Autoren. Ich weiß zufällig hier von jemanden, der für die Presse arbeitet. Das sind ganz arme Säue. Die werden tatsächlich nach Zeile bezahlt und das liegt bei ca. 50 Cent! Bilder werden nicht extra bezahlt und schon gar nicht in der Höhe. Die Werbeblättchen leben von Werbung und kämpfen ums Überleben, da darf ein Artikel ggf. nichts kosten. Deshalb fragen sie auch nicht bei den Experten nach, wo sie tatsächlich was zahlen müssten.

Der Autor hat das sicher "frei" recherchiert und herzlich wenig dafür bekommen. Für den Lohn steigert er sich auch nicht rein, um ein "richtiges" Foto zu bekommen. Ob ihm das peinlich ist, weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass ihm ein Kommentar hilft. Aber es nützt der Allgemeinheit nichts, weil es ja keine Richtigstellung gibt.

Informationen sind mittlerweile nichts mehr wert, weil man sie überall umsonst bekommt. Wer hat denn noch eine Tageszeitung oder kauft sonst Zeitungen?
Ein großer Teil der Journalisten muss sich mit mehreren Nebenjobs über Wasser halten.

liebe Grüße
Eveline
Ahme den Gang der Natur nach. Ihr Geheimnis ist Geduld.

Rainer Breitling

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Re: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus
« Antwort #4 am: 2017-11-27 08:55:43 »
Der Text des (fachlich korrekten) Artikels wurde doch nicht von einem freiberuflichen Journalisten verfasst, sondern von der Redakteurin bei deine-tierwelt.de (Aufgabengebiet: Contentmanagement & PR), und den Wochenblättchen mit aller Wahrscheinlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt; die Rechnung, auf diese Weise Besucher (=potentielle Kunden) auf die Seite zu locken, ist sicher aufgegangen.

Die falsche Abbildung kann man der Autorin auch nicht anlasten: dieses Foto wird weltweit von den Fotoagenturen als Bild der Kräuseljagdspinne angeboten, und es ist einfach schöner, als die Bilder der echten Z. spinimana.

Beste Grüsse,
Rainer

Martin Lemke

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Re: Kräuseljagdspinne breitet sich in Deutschland aus
« Antwort #5 am: 2017-11-27 13:07:24 »
Nun gut, vielleicht habe ich der Website Unrecht getan. Trotzdem, ein guter Artikel ist es nicht, denn zum Einen ist das Thema in keiner weise gerade besonders aktuell, zum anderen liefert er nur sehr oberflächliche Informationen. Was die Intention dieser Seite ist, weiß ich nicht, denn Werbung habe ich da nicht gesehen und zur intensiven Suche fehlt mir es an Interesse und Zeit.

Die falsche Abbildung kann man der Autorin auch nicht anlasten: dieses Foto wird weltweit von den Fotoagenturen als Bild der Kräuseljagdspinne angeboten, und es ist einfach schöner, als die Bilder der echten Z. spinimana.

Wenn deine-tierwelt.de für ein hübsches falsches Foto 30 € investiert und die Zeitung dafür 45 € blechen muss, haben wir anscheinend eine Einnahmequelle übersehen und die Seite lebt doch nicht nur von Idealismus.

Dass alle Journalisten kaum noch etwas für ihre Arbeit bekommen, glaube ich nicht. Aber sicher wird nicht jeder Artikel angenommen, den man verfasst; da stehen freie Journalisten vor der Wahl a) Masse statt Klasse? b) Gut recherchierte Artikel, aber wer nimmt die ab und rechnet sich der Aufwand für mich? Es ist zumindest zu beobachten, dass a) zu nimmt. Rechtschreibfehler in Überschriften und Texten gibt es heute häufiger als früher. Die Qualität leidet in allen Belangen.

Ich habe in den 90er Jahren ein paar Artikel veröffentlicht und war erstaunt, dass man für ein relativ anspruchloses Foto gleich 50 Mark kassieren konnte; wie gesagt, wie die Abrechnung über den Text war, habe ich vergessen. Damals schrieb ich auch für ein anzeigenfinanziertes Blättchen, allerdings einem mit gesellschaftlichem Anspruch. Sicher hat sich die Medienlandschaft seither verändert. Jede größere Zeitung hat heute eine Webseite – das gab es damals nicht. Diese Zeitungsportale leben meist auch von der Werbung, weshalb – je nach Anspruch – mitunter reißerische Artikel (Spinnen und sonstige angeblich gefährliche oder ekelhafte Tiere gehen da immer gut!) sind da willkommen, denn die bringen 'Klicks'.

Aber dass Anzeigenblättchen ums Überleben kämpfen, halte ich für ein Ammenmärchen, denn diese Zeitungen leben von Werbung und es gibt sie nur, weil man damit verdienen kann. Redaktionelle Inhalte sind da nur Mittel zum Zweck – wenn es Altruisten gibt, die Beiträge umsonst oder um eine Gefälligkeit der Nennung eines URL abliefern, sind die natürlich willkommen. Das sichert den Profit bei minimiertem Aufwand.

In Lübeck betreibt jemand das Portal hl-live.de. Das ist so etwas wie ein Online-Anzeigenblättchen. Der lebt ganz gut davon, wohnt in meiner Straße gegenüber, fährt einen BMW und hat dafür einen sicheren Job im öffentlichen Dienst aufgegeben. Der "redaktionelle" Teil besteht überwiegend aus Pressemitteilungen im originalen Wortlaut aus Politik, Polizei u.s.w. – wahrscheinlich bekommt er auch direkt Informationen, weil die Seite wegen der oft sehr bescheuerten Kommentare der Leser zu den Artikeln in der Stadt ziemlich bekannt ist.

Martin
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DAS waren noch Zeiten: Norwegen 2011.