Nun gut, vielleicht habe ich der Website Unrecht getan. Trotzdem, ein guter Artikel ist es nicht, denn zum Einen ist das Thema in keiner weise gerade besonders aktuell, zum anderen liefert er nur sehr oberflächliche Informationen. Was die Intention dieser Seite ist, weiß ich nicht, denn Werbung habe ich da nicht gesehen und zur intensiven Suche fehlt mir es an Interesse und Zeit.
Die falsche Abbildung kann man der Autorin auch nicht anlasten: dieses Foto wird weltweit von den Fotoagenturen als Bild der Kräuseljagdspinne angeboten, und es ist einfach schöner, als die Bilder der echten Z. spinimana.
Wenn deine-tierwelt.de für ein hübsches falsches Foto 30 € investiert und die Zeitung dafür 45 € blechen muss, haben wir anscheinend eine Einnahmequelle übersehen und die Seite lebt doch nicht nur von Idealismus.
Dass alle Journalisten kaum noch etwas für ihre Arbeit bekommen, glaube ich nicht. Aber sicher wird nicht jeder Artikel angenommen, den man verfasst; da stehen freie Journalisten vor der Wahl a) Masse statt Klasse? b) Gut recherchierte Artikel, aber wer nimmt die ab und rechnet sich der Aufwand für mich? Es ist zumindest zu beobachten, dass a) zu nimmt. Rechtschreibfehler in Überschriften und Texten gibt es heute häufiger als früher. Die Qualität leidet in allen Belangen.
Ich habe in den 90er Jahren ein paar Artikel veröffentlicht und war erstaunt, dass man für ein relativ anspruchloses Foto gleich 50 Mark kassieren konnte; wie gesagt, wie die Abrechnung über den Text war, habe ich vergessen. Damals schrieb ich auch für ein anzeigenfinanziertes Blättchen, allerdings einem mit gesellschaftlichem Anspruch. Sicher hat sich die Medienlandschaft seither verändert. Jede größere Zeitung hat heute eine Webseite – das gab es damals nicht. Diese Zeitungsportale leben meist auch von der Werbung, weshalb – je nach Anspruch – mitunter reißerische Artikel (Spinnen und sonstige angeblich gefährliche oder ekelhafte Tiere gehen da immer gut!) sind da willkommen, denn die bringen 'Klicks'.
Aber dass Anzeigenblättchen ums Überleben kämpfen, halte ich für ein Ammenmärchen, denn diese Zeitungen leben von Werbung und es gibt sie nur, weil man damit verdienen kann. Redaktionelle Inhalte sind da nur Mittel zum Zweck – wenn es Altruisten gibt, die Beiträge umsonst oder um eine Gefälligkeit der Nennung eines URL abliefern, sind die natürlich willkommen. Das sichert den Profit bei minimiertem Aufwand.
In Lübeck betreibt jemand das Portal
hl-live.de. Das ist so etwas wie ein Online-Anzeigenblättchen. Der lebt ganz gut davon, wohnt in meiner Straße gegenüber, fährt einen BMW und hat dafür einen sicheren Job im öffentlichen Dienst aufgegeben. Der "redaktionelle" Teil besteht überwiegend aus Pressemitteilungen im originalen Wortlaut aus Politik, Polizei u.s.w. – wahrscheinlich bekommt er auch direkt Informationen, weil die Seite wegen der oft sehr bescheuerten Kommentare der Leser zu den Artikeln in der Stadt ziemlich bekannt ist.
Martin