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Petrich-Belasitsa 09.04.2022

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Simeon Indzhov:
Am 09.04 machte ich einen eintägigen Ausflug nach der südwestlichen Ecke Bulgariens, der Stadt Petrich (Petritsch, Петрич) am Fuße von Belasitsa. Insgesamt dauerte der Ausflug mitsamt Reise (dorthin mit dem Bus, zurück mit dem Zug) 15,5 Stunden. Am Ort war ich ungefähr 7 Stunden. Wegen schlechter Routenplanung verbrachte ich fast die ganze Zeit im Wald direkt über der Stadt, auch wenn ich vielleicht noch höher gestiegen haben könnte. Der Wald, soweit ich ohne Blätter einschätzen konnte, besteht aus Eichen, Platanen und z. T. Edelkastanien (die richtigen Kastanienwälder sind weiter südlich im Gebirge). An manchen Orten sind, wie überall in Bulgarien, Kiefern gepflanzt. Dort ist es relativ warm und trocken und der Wald ist an vielen Stellen undicht, mit kräutigem Unterwuchs.

Ein paar Fotos:
Petrich und der dahinter liegende Hang:

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Blick nach Belasitsa:

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Pirin in der Ferne, mit Schnee bedeckt:

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Der Tag war warm und diverse Tiere waren aktiv. Erstmal, ein wenig Vertebraten. Die Reptilien wurden mir netterweise bestimmt als:
Testudo graeca, eine der zwei einheimischen Landschildkröten. Das ist vielleicht meine erste Begegnung mit einer unter natürlichen Umständen:

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Lacerta viridis in der Stadt:

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Fotos von Spinnen folgen noch.

Simeon

Simeon Indzhov:
Spinnen konnte ich für einen Tag nicht viele sammeln; im Frühjahr sind ja etliche noch juvenil. Einiges konnte ich dennoch finden:

1. Es war wirklich überraschend, innerhalb der Stadt, auf der Straße, Männchen von Brachythele langourovi unterwegs zu finden. Ich sammelte ein lebendes und ein totes (vielleicht zertretenes) Exemplar:

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2. Tegenaria regispyrrhi, ein Balkanendemit. Die Art war häufig im Wald unter Objekten, ich fing zwei Männchen (eins davon zur Sequenzierung verschickt). Bis auf die gezackten Carapaxbänder ähnelt die Art habituell Tegenaria domestica, die größeren Pedipalpen fallen aber noch im Feld auf:
 
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Simeon Indzhov:
Im Wald konnte ich drei Harpactea-Arten finden. Die zwei Weibchen gehören zu den weiter verbreiteten Arten Harpactea saeva und Harpactea srednagora; das Männchen aber zum Regionalendemiten Harpactea samuili. Die Art ist (ähnlich wie weitere aus Bulgarien beschriebene Arten) nach dem mittelältrischen Tsaren Samuil benannt, der gegen Ende des 10. - Anfang des 11. Jahrhundertes über das Erste Bulgarische Reich geherrscht hat und gegen das Östliche Römische Reich gekämpft hat. Das Ende seines Regierens bzw. Lebens stimmt mit der Niederlage und Eroberung damaligen Bulgarischen Reichs durch ÖRR überein. Die Territorien seines Landes waren im Rahmen von heutigem Bulgarien und Nordmazedonien (was zu Nachbarstreiten über die Geschichte heutzutage führt), einschließlich Belasitsa und Petrich; Festungsruinen sind noch erhalten. Also die Verbreitung der Harpactea-Art stimmt ungefähr mit dem mittelältrischen Reich überein :) .

Zurück zum Thema, Fotos von
Harpactea saeva (Vulva ventral & dorsal):

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Harpactea srednagora:

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Harpactea samuili:

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Simeon Indzhov:
Die restlichen Spinnen waren nicht so interressant:
- Inermocoelotes falciger
- Anyphaena sp, ich warte z. Z. auf deren Reifehäutung
- Microneta viaria
- Tenuiphantes floriana
- Liocranum rupicola

Unter den Weberknechten einen riesigen (vielleicht aber unreifen) Trogulus graecus sowie ein Männchen von Dicranolasma scabrum (nach Verbreitung; Penis habe ich nicht genauer angeschaut, nur seine Existenz festgestellt). Morgen mache ich vielleicht Fotos davon.

Es gab einige Interressantheiten unter den Insekten, z. B. Gerris auf Pfützen an einem Waldweg. Hier Gerris thoracicus, aber auch Gerris maculatus fing ich.

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Simeon Indzhov:
Vielleicht eine der interressantesten Dipteren, die ich je gesehen habe: Hesperinus cf. imbecillus. Diese Reliktart(enkomplex) ist aus isolierten Populationen in Südosteuropa bekannt, mit wenigen weiteren Arten aus Griechenland und Asien. Sein Weibchen ist flügellos, was seine begrenzte Dispersionsfähigkeit erklärt (und auch die Tatsache, dass ich nur Männchen fand). Aus Bulgarien ist diese Art bisher genau aus diesem Gebiet bekannt.

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