Autor Thema: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert  (Gelesen 3127 mal)

Aloys Staudt

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meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« am: 2009-07-06 22:48:34 »
Hallo zusammen,
im April berichtete ich über die Entwicklung meiner Atypus-Kolonie:
http://forum.spinnen-forum.de/index.php?topic=420.0
Seitdem haben die Tiere ihre Schläuche ständig vergrößert und
dabei jede Vorsicht fallen lassen. Zuletzt (18.06.2009) konnte
ich folgendes Foto machen:


Heute mittag fand ich nun die Stelle völlig ohne Schläuche vor.
Irgendein Tier muss sie herausgerissen haben. Die Reste waren
auf dem gesamten Zierrasen verteilt und die Löcher waren etwas
(kaum merklich) erweitert. Ein Specht war es diesmal sicherlich nicht,
denn der hatte seinerzeit fast wie ein Kaninchen im Rasen gewühlt.

Aber auch Erfreuliches gibt es zu berichten:
Die Kolonie hat Nachwuchs! Insgesamt 4 winzige Schläuchchen konnte
ich, nur wenige Dezimeter von den alten entfernt, ausmachen.

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Aloys
 

Aloys Staudt

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #1 am: 2009-07-07 20:48:28 »
Mir stellen sich bei diesen Beobachtungen folgende Fragen:

1) Scheinbar hat es ja 5-6 Jahre gedauert bis sich
sich Tiere vermehrt haben. Ob das nun ihr Ende ist oder
ob sie nochmal Eier ablegen?

2) Unter den 6 Tieren (5 Schläuche sind auf dem Foto zu sehen,
einer liegt 1 m abseits) muss es also mindestens 1 Männchen gegeben
haben. Was passiert mit den Männchen, wenn sie auf Brautschau
waren? Kehren die in ihren Schlauch zurück? Mir ist nämlich nicht
aufgefallen, dass ein Schlauch verlassen wurde, oder ein neuer
aufgetaucht wäre. Aber absolut sicher bin ich natürlich nicht, da ich nur
gelegentlich nachgeschaut habe, vielleicht 2-3 mal im Jahr. Und markiert
sind die Schläuche ja auch nicht.

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Aloys


Arno Grabolle

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #2 am: 2009-07-07 23:36:50 »
Hallo Aloys,

Die Entwicklungszeit ist ja in der Literatur so in etwa angegeben (4 Jahre). Ich könnte mir vorstellen, dass sie ein paar Jahre lang immer wieder Kokons bauen.

Zu 2: Am Ende war gar kein Männchen dabei und deine Weibchen wurden von einem „Außenseiter“ besucht. Die Männchen dringen auf ihrer Wanderschaft ja scheinbar in alle möglichen Ecken vor (womit ich keine Andeutung über denen Garten gemacht haben wollte).

Arno

Bastian Drolshagen

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #3 am: 2009-07-08 07:40:01 »
hi,
für Mygalomorphae ists ja durchaus normal lange zu brauchen um adult zu werden. Selbst nach der Reifehäutung häuten sich Weibchen noch und legen auch jedes Mal ein klein wenig an Größe zu (die Zunahme ist bei älteren Weibchen unmerklich gering und kann meist auch nicht wirklich beobachtet werden, da die Tiere nach einer Häutung erstmal kleiner erscheinen als zuvor - Opisthosoma ist kleiner!).
Wie Arno bereits schrieb: Es muss nicht unbedingt ein Männchen dabei gewesen sein. Möglich wäre auch eine Paarung bevor die Tiere überhaupt dort angesiedelt wurden (ich glaube nicht, dass ein Männchen sich in einem größeren Radius als 500 m bewegt - so lange leben sie nicht und die Tiere leben ja örtlich relativ begrenzt in Kolonien).
Wenn allerdings ein Männchen dabei war, so wird es wahrscheinlich tot sein - der Umstand, dass noch alle Schläuche vorhanden sind spricht also imo dagegen, dass ein Männchen in der Kolonie war.
Da sich Weibchen nach einem erfolgreichen Kokonbau für gewöhnlich häuten (Spermathek wir bekanntlich mitgehäutet und danach besteht keine Möglichkeit mehr zum erfolgreichen Kokonbau - Sperma futsch, Befruchtung der Eier ausgeschlossen) wird es (sofern keine Männchen dazugesetzt werden) erstmal einige Jahre dauern bis wieder Nachwuchs zu erwarten ist.
Grüße,
        Bastian

Arno Grabolle

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #4 am: 2009-07-08 08:31:16 »
Soweit ich mich erinnere, hatte Aloys die Spiderlinge einens im Gefäß ausgeschlüpften Kokons in seinem Steingarten oder so ausgesetzt und beobachtet dort seit 5 Jahren die Schläuche. Eine Befruchtung vorher ist also nicht möglich.

Ich hatte irgendwo mal gelesen, wie weit die Männchen so wanderen (ich glaube in der Arbeit über Atypus am Kaiserstuhl). Es waren wesentlich mehr als 500m. Auch wenn die Weibchen in Kolonien leben, muss das nicht bedeuten, dass die Männchen auch in den Kolonien bleiben. Ganz im Gegenteil. Es wäre biologisch sehr sinnvoll, wenn sie für einen genetischen Austausch zwischen benachbarten Kolonien sorgen würden.

Arno

Lars Friman

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #5 am: 2009-07-08 10:11:53 »
Moin,
soll ich versuchen "meine" Atypus-Eier
in einem Glas ausschlüpfen zu lassen?
Das Kokon war an der Schlauchwand befestigt.
Grüße
Lars Friman

Aloys Staudt

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #6 am: 2009-07-08 10:41:52 »
soll ich versuchen "meine" Atypus-Eier
in einem Glas ausschlüpfen zu lassen?

Das solltest Du in jedem Fall tun. Dann kannst Du ja meinen
Ansiedlungsversuch wiederholen und eventuell mit etwas
größerem wissenschaftlichen Ehrgeiz überwachen.

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Aloys

Aloys Staudt

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Re: meine Atypus-Kolonie wurde erneut attakiert
« Antwort #7 am: 2009-07-08 10:49:26 »
Es wäre biologisch sehr sinnvoll, wenn sie für einen genetischen Austausch zwischen benachbarten Kolonien sorgen würden.

Angesichts der außerordentlichen Vagilität der Jungtiere erscheint es mir
eher überflüssig, dass die ausgewachsenen Männchen sich per pedes auf
die Suche nach anderen Kolonien machen müssen. Dass sie aber sehr emsig am
Standort (der kann ja durchaus mal 1 qkm groß sein) herumlaufen, ist unbestritten.

Nebenbei: ich habe mal ein Eresus-Männchen beobachtet, wie es in einem Affenzahn
locker 20 m zurückgelegt hat. Bei dieser Aktivität war es für das Tier kein Problem in einer
Nacht den gesamten Trockenhang abzulaufen.

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Aloys