Autor Thema: Giganthea Tegenaria => Tegenaria atrica  (Gelesen 2223 mal)

Andrea #2

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Giganthea Tegenaria => Tegenaria atrica
« am: 2012-02-03 14:34:42 »
Ich habe eine Frage zur Giganthea Tegenaria, oder auch Hauswinkelspinne genannt.




Diese deutsche Hausspinne besticht durch ihre enorme Schnelligkeit und auch Größe. Ich muß zugeben, dass ich trotz der Harmlosigkeit dieser Art von Spinnen, extreme Angst vor ihnen habe.
Vor anderen Spinnen wie Weberknechten, Kreuzspinnen ect. fürchte ich mich nicht.

Meine Frage zur Giganthea ist, wie es sein kann, dass sie in machen Gebieten gehäuft vorkommt? Ich wohne in einer Stadt, in der ein bestimmter Stadtteil reichhaltig mit dieser Spinnenart gesegnet ist. Ewig hat man eine davon in der Wohnung, wenn man nicht aufpasst. Man sieht sie auch manchmal gradwegs über den Gehweg laufen. Das ist schon seit Jahren so. Ein zwei Stadtteile weiter widerum trifft man diese Spinnenart niemals an, auch wenn man nach dem Gewitter das Fenster offen lässt oder die Terassentür nicht schließt usw.

Ich meine, das Klima ändert sich ja 3 km weiter nicht. *g*

Sind da dann unterirdisch irgendwelche Nester, die diese Spinnen in manchen Regionen häufig vorkommen lässt? Ich kann mir das nicht erklären.

Viele Grüße
Andrea #2

Mike Florin

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #1 am: 2012-02-03 16:51:55 »
Hallo Andrea,
ersteinmal wird der Gattungsname nach vorne geschrieben, und der Artname wird außerdem klein geschrieben.
Dann heißt Tegenaria gigantea seit einiger Zeit Tegenaria duellica.
Da ich davon ausgehe, dass Du in Deutschland lebst, wird das auf dem (schlechten, da Schwarz-Weiß) Foto eine gewöhnliche Tegenaria atrica sein.
Um deine Fragen zu beantworten, T. atrica lebt in vielen Habitaten. So z.B. in Häusern, Wäldern aber auch auf dem Feld. Das du die Spinne in dem anderen Stadtteil noch nicht aufgefunden hast (hast du den nach ihr gesucht?), liegt nicht daran das es die Spinne dort nicht gibt, sondern wird sie dir einfach noch nicht aufgefallen sein. Es könnte jedoch evtl. sein das du in einem "älterem" oder "naturellem" Teil der Stadt lebst, während dieser andere Teil vielleicht Neubaugebiet ist?! weil dort müssen sich die Tiere erstmal verbreiten, aber einige Zeit später wird dort die gleiche Populationsdichte wie in dem anderen Stadtteil sein.
Und die Tiere die du in der Wohnung hast bzw. die in deine Wohnung einbrechen, sind meist geschlechtsreife Männchen, welche auf der Partnersuche sind, vor allem im Hochsommer.
Und zuletzt, Spinnen dieser Art bauen keine Nester in denen sie sich massenhaft tummeln. Sie sind Einzelgänger und kommen nur zur Paarung zusammen.
Ein kleiner Tipp, schau mal hier in unserem Wiki, da erfährst du einiges über die Art:
http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Tegenaria_atrica

LG,
Mike

Arno Grabolle

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #2 am: 2012-02-03 21:20:03 »
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(ein Stern für super Antwort. Ich bin begeistert -- Arno)

Martin Lemke

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #3 am: 2012-02-04 07:17:09 »
Wie soll man die Frage nach Stadtteilen beantworten, wenn weder die Stadt, noch das Land in dem sie liegt, erwähnt wurde?

Kleiner Hinweis: Man findet Tegenaria eher nachts in ihrem Winkelnetz sitzend. Ansonsten begegnet man ihr eher zufällig und darum eben dort, wo man sich meistens aufhält: Zuhause.

Martin
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Andrea #2

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #4 am: 2012-02-04 10:18:44 »
Vielen Dank für Eure Antworten.
Das Eindringen in meine Wohnung wollte ich dann doch vermeiden, da ich in besagtem Stadtteil eventuell heute eine erdgeschossige Gartenwohnung anmiete. Und ich habe wahrlich keine Lust auf allabendlichen Horror, so eine Spinne irgendwo in der Ecke zu finden.
Aber wenn sie nicht durch Ausgüsse kommen, wie in dem oben angegebenen Link zu lesen war, können sie also nur von draußen kommen. Das kann man verhindern. Und das Gemäuer muß dicht sein. Ich las, dass die auch aus den Raumecken, wo die Fußleisten sind, herauskommen können. Also muß alles dicht sein.
Ich habe nämlich derart eine Phobie vor dieser Spinnensorte, dass ich den Raum nicht mehr betrete, wenn ich so eine finde. Und als Alleinwohnende hat man dann ein Problem.

Wegen der Häufigkeit in dem einen Stadtteil:
Also ich suchte nie nach solchen Spinnen, ich fand sie nur immer. Und dort liefen sie einem halt ständig über den Weg, in anderen Stadtteilen nicht so sehr. Und da waren auch keine Neubauten, wo sie sich erstmal hätten verbreiten müssen. Ein normaler Stadtteil mit genauso viel oder wenig Neubau wie in dem besagten spinnenreichen Stadtteil.
Auffallend ist auch, dass die meisten meiner Bekannten diese Spinne noch nie gesehen haben, jedenfalls nicht in so einer Größe. Mir begegnen immer direkt Exemplare mit einer Länge fast so groß wie eine Zigarettenschachtel.
Man glaubt mir das schon gar nicht. Ca. 2cm Spinnenlänge insgesamt, mit Beinen, ist so das, wovon andere berichten. Von daher glaube ich schon, dass es da örtliche Unterschiede der Besiedelung gibt.
Zur Info, ich bin in diesem spinnenreichen Stadtteil aufgewachsen. Für meine Schwester und mich war das oft der reinste Horror mit den Tieren. Nachts, wenn man zum Klo ging sausten die auf einmal unter den Öfen hervor usw...
Das allersicherste wäre, ich miete diese Wohnung dort heute nicht an.
Ich wohne derzeit in der Nebenstadt und habe hier solche Spinnen noch nie gesehen.

Arno Grabolle

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #5 am: 2012-02-04 12:27:10 »
Hallo Andrea,

Die Hauswinkelspinne ist ein Tier, wie jedes andere. Es hat bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum (ihre ökologische Nische). Diese Ansprüche sind bei der Art nicht sehr eingeschränkt, weshalb sie es in vielen verschiedenen Lebensräumen gut aushält, wie oben schon gesagt wurde. Aber es gibt wahrscheinlich Bedingungen, die der Art besonders zuträglich sind. Z.B. könnte das eine bestimmte Luftfeuchtigkeit sein (in Altbauten herrscht oft eine wesentlich höhere Luftfeuchtigkeit, als in Neubauten – und das hängt viel mit den Baumaterialien des Hauses zusammen). Die Luftfeuchtigkeit ist der Spinne vielleicht nicht so wichtig, aber den Beutetieren, die dann vermehrt auftreten, usw. Es ist alles ein Netz mit vielen belebten und unbelebten Faktoren. Es ist also ohne eingehende Studien nicht so einfach zu beantworten, warum eine Art an einer bestimmten Stelle in größerer Dichte auftritt, als an anderer.

Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Einfluss deiner Phobie. Die subjektive Wahrnehmung ist eben keine objektive statistische Erhebung.

Am Ende kann man dir nur dringend raten, etwas gegen deine Phobie zu tun. Auch wenn das für dich unrealistisch klingt: Es ist viel einfacher, die Phobie zu überwinden (oder in den Griff zu bekommen) als die Spinnen dauerhaft auszusperren.

Zusätzlich könntest du eine möglichst Tegenaria-sichere Wohnung zu suchen. Also nicht Erdgeschoss und möglichst Neubau aus Beton. Ich wohne z.B. im 5. Stock eines Plattenbaus (Ostdeutschland) und habe nie T. atrica in der Wohnung (nur im Keller). Zwar einige andere Arten, aber das sind kleinere, weniger auffällige Spinnen.

Deine Größenangaben sind realistisch. T. atrica ist eine der größten Spinnen Mitteleuropas. Aber es gibt natürlich nicht nur erwachsene Tiere, sondern auch Jungtiere, die wesentlich kleiner sind.

Die Art scheut das Licht, weil sie im Licht von Fressfeinden gut gesehen wird und diesen wehrlos ausgeliefert wäre. T. atrica kann schlecht sehen. Sie sieht nur hell und dunkel und grobe Bewegungen. Sie laufen instinktiv immer in Richtung Dunkelheit und werden, wenn möglich auch immer dunkle Ecken suchen, in denen sie sich entweder temporär verstecken oder ihre Netze bauen. Deswegen werden sie im Allgemeinen mit dunklen Ecken, Ritzen und hinter Möbeln assoziiert. Wenn man sich in die Spinne hineinversetzt, ist es aber vollkommen nachvollziehbar, dass sie sich dorthin zurückziehen.

Arno

Dennis Rupprecht

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #6 am: 2012-02-04 14:46:10 »
Hallo Andrea,

in vielen Fällen ist so eine Spinnenangst oft unbegründet. Stell dir die Frage warum du Angst vor diesen Hausspinnen hast. Du weißt ja schon mal das die harmlos sind. Es heißt ja, je stärker ein Tier von Aussehen eines Menschen abweicht, umso mehr Angst hat man davon. Dann müssten wir große Angst vor Würmern oder Seesternen haben, die weichen noch mehr vom Menschen ab.

Du kannst ja mal probieren so eine Spinne einzufangen und zu beobachten, oder sie gleich auf deine Hand krabbeln lassen. Die Spinne hat mehr Angst vor dir als du vor ihr, und möchte wohl genau so schnell aus dieser Situation rauskommen.

Bei mir hat es geholfen so ein Tier auf die Hand zu nehmen, vor Jahren in einem Raum mit vielen Leuten. Ich hatte einfach Angst das die Spinne zertreten wird und hab sie deshalb genommen. Zwar krieg ich heute noch immer einen kleinen Schreck wenn da auf einmal so eine Spinne sitzt, aber es ist halt nur ein Tier das lieber davon rennt als anzugreifen.

Grüße,
Dennis

Tobias

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #7 am: 2012-02-04 15:21:52 »
Ganz so einfach ist das mit einer Spinnenphobie nicht. Richtige Phobien sind tiefsitzende Ängste, die im Unterbewusstsein wurzeln und teilweise auf Erfahrungen und Erlebnisse in der Kindheit zurückgehen, an die man keine Erinnerungen mehr hat. Selbst wenn man im Grunde rational erkennt, das von dem Auslöser keine Gefahr oder Bedrohung ausgeht, heißt das noch lange nicht, das man mit dieser Erkenntnis seine Phobie überwinden kann.  Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, ähnlich wie mit unserem Nahrungsdogma. Wir (als Gesellschaft) wissen im Grunde, das Grillen, Heuschrecken und andere Insekten eine ökologische und ernährungstechnisch ideale Ergänzung in unserem Ernährungsplan wären, aber unsere Erfahrungen und Gewohnheiten (hier die unbewusste Wurzel des Handelns) halten die meisten Menschen davon ab, das überhaupt nur als Mittagessen in Betracht zu ziehen.

Martin Kreuels z.B. leitet/leitete zusammen mit einem Psychologen/Psychotherapeuten einen Kurs zur Spinnenphobiebewältigung. Das ganze Verfahren ist ein langwieriger Prozess und erfordert viele Annäherungsstufen. Wenn du, Andrea, wirklich solche Ängste hast, hilft dir vielleicht so ein Kurs. Das wird inzwischen in einigen Universitäten oder von privaten Fachleuten angeboten.

Tobias

Mike Florin

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #8 am: 2012-02-04 16:24:56 »
Ich kann dir auch nur empfehlen, so eine Therapie zu machen, weil los werden kannst du diese und andere Spinnen einfach nicht.
Sie gehören genauso zu unserem Leben, wie Fliegen, Bienen oder Mücken.
Und es gab schon so viele Leute, welche so eine Spinnenangst hatten und später durch so eine Therapie sogar richtige Sympathie für diese Tiere entwickelten.

Mike

Martin Lemke

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #9 am: 2012-02-04 20:22:03 »
Den Therapieempfehlungen meiner Vorredner schließe ich mich nicht an. Das ist eine sehr intime Fragestellung, deren Erörterung Außestehenden in meinen Augen nicht zusteht. Es reicht zu erwähnen, dass es sowas gibt.

Sehr wahrscheinlich wird es nicht möglich sein, diese Tiere Deiner Wohnung fern zu halten. Sie können nämlich durch sehr dünne Spalten schlüpfen. Ich habe mal ein ausgewachsenes Tegenaria-Weibchen nach dem Öffnen im Rahmen eines Fensters sitzend gefunden (altkonvetionelles Holzfenster, kein modernes Isolierglas-Fenster).

Kurzfristig lässt sich Dein Problem nur dadurch lösen, eine andere Wohnung zu nehmen.

Ich persönlich mag auch keine Tegenarias in der Wohnung haben. Ich habe hier inerhalb 10 Jahren aber erst zwei mal eine gefunden. Eine saß an der Wand, eine andere fand ich eingschnürt als Beute der Großen Zitterspinne Pholcus phalangioides, die es recht zahlreich in meiner Wohnung gibt. Unter Schränken und auf unaufgeräumten Fenbsterbänken lebt bei mir zudem Steatoda grossa. In so einer Umgebung hat es Tegenaria nicht leicht.

Martin
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Tobias

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #10 am: 2012-02-04 20:24:43 »
Halt halt, ich habe niemandem empfohlen eine Therapie zu machen (sieht man auch in meiner Antwort), nur erwähnt, dass sowas helfen kann. Das muss jeder für sich abwiegen, wie tief das sitzt.

Tobias

Martin Lemke

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Re: Giganthea Tegenaria
« Antwort #11 am: 2012-02-04 20:27:59 »
Halt halt, ich habe niemandem empfohlen eine Therapie zu machen

Du nicht, aber andere.

Martin
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Mike Florin

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Re: Giganthea Tegenaria => Tegenaria atrica
« Antwort #12 am: 2012-02-04 21:13:01 »
Ich habe es deswegen empfohlen, weil ich denke, dass sich jeder seiner Angst stellen muss. Und ständiges "flüchten" in eine andere Wohnung schafft das Problem auch nicht aus der Welt. Ich habe es ihr ja auch nicht befohlen, und natürlich muss sie das entscheiden!
Und an einer Empfehlung finde ich auch nichts schädigendes an der intimen Privatssphäre.
Ich bitte um Verzeihung wegen der etwas heftigen Antwort, aber das musste jetzt mal raus ;-)

Mike

Dennis Rupprecht

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Re: Giganthea Tegenaria => Tegenaria atrica
« Antwort #13 am: 2012-02-05 19:55:47 »
Da hat der Mike aber schon recht.

Grüße,
Dennis